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Viel Bewegung im Rohstoffland Erzgebirge

Seit rund zehn Jahren ist das neue Berggeschrei zu hören. Zwei Mitspieler sind im Osterzgebirge 2021 ausgeschieden, zwei neu dazugekommen.

Von Franz Herz
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Altenbergs Bürgermeister Thomas Kirsten (FW) (v.l.), Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig und Deutsche-Lithium-Geschäftsführer Armin Müller diskutieren das Bergbauprojekt in Altenberg.
Altenbergs Bürgermeister Thomas Kirsten (FW) (v.l.), Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig und Deutsche-Lithium-Geschäftsführer Armin Müller diskutieren das Bergbauprojekt in Altenberg. © Egbert Kamprath

Die Vorbereitung eines Bergbauprojekts ist ein turbulentes Geschäft, wo reges Kommen und Gehen herrscht. Das hat sich im Jahr 2021 auch im Osterzgebirge gezeigt. Zwei beteiligte Unternehmen haben sich zurückgezogen. Dafür haben sich neue Mitspieler mit neuen Ideen zu Wort gemeldet.

Rückzieher eins: Lithium Australia geht aus Sachsen weg

Anfang des Jahres hat der Konzern Lithium Australia mitgeteilt, dass er seine Erkundungslizenz, die er im Dippoldiswalder Ortsteil Sadisdorf hielt, auslaufen lässt. Auch seine Lizenz für Eichigt im Vogtland hat das Unternehmen zurückgegeben. Der Konzern nannte zwei Gründe für seinen Rückzug: Erstens seien die Arbeit durch Corona behindert worden, zweitens seien noch erhebliche finanzielle Aufwendungen erforderlich geworden, um die Projekte voranzutreiben. Außerdem hat sich Lithium Australia anders ausgerichtet und konzentriert sich mehr auf das Recycling von Lithium, weniger auf die Rohstoffgewinnung.

Die Lagerstätte Sadisdorf ist ein traditioneller Bergbaustandort und nach wie vor sehr interessant. 1954 ist der Bergbau in Sadisdorf eingestellt worden, aber die Stollen und Schächte sind noch erhalten. Das ist ein großer Vorteil für den Standort. Denn wer hier den Untergrund erkunden will, kommt ohne großen Aufwand in die Tiefe, wo an anderen Standorten teure Bohrungen nötig sind.

Zwei Firmen meldeten Interesse an der Sadisdorfer Lizenz an. Das Oberbergamt gab der Deutschen Lithium GmbH, die in Freiberg ansässig ist, den Zuschlag. Es ist ihr drittes Lizenzgebiet im Osterzgebirge. Sie hält eine Bergbaugenehmigung für Zinnwald, sowie eine Erkundungslizenz für Falkenhain und nun auch für Sadisdorf.

Rückzieher zwei: Solarworld ist endgültig raus

Der Solarworld-Konzern hat vor zehn Jahren begonnen, die Lithium-Vorräte im Raum Zinnwald mit seiner Tochterfirma Solarworld Solicium zu erkunden. Das Projekt hat er lange vorangetrieben, bis er selbst in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet. 2017 ging Solarworld eine Partnerschaft mit der kanadischen Bergbaufirma Bacanora Minerals Ltd ein und überließ den Kanadiern dabei die führende Rolle. In diesem Jahr ging Solarworld auch in die Insolvenz, blieb aber ein Teilhaber der Solicium GmbH, die nun in Deutsche Lithium umbenannt wurde.

Erst diesen Sommer hat sich Solarworld endgültig aus dem Lithiumprojekt verabschiedet. Bacanora hatte die Deutsche Lithium an ein anderes Unternehmen abgegeben, die Zinnwald Lithium PLC, die an der Londoner Börse notiert ist. Diese hat die Solarworld-Anteilseigner im Sommer dieses Jahres für 1,5 Millionen Euro und fast 50 Millionen eigene Aktien aus dem Lithium-Projekt herausgekauft.

Neuling eins: Kanadischer Konzern sucht Silber

Das Erzgebirge ist bekannt dafür, dass sich hier viele verschiedene Rohstoffe finden. Silber war einst das Metall, welches im Mittelalter das erste Berggeschrei auslöste. Und wieder ist ein kanadischer Bergbaukonzern daran interessiert. Die „Saxony Silver Corporation“ ist eine Tochter von Excellon Ressources, einem Konzern, der in Toronto sitzt.

Sie haben das Projekt „Silver City“ auf den Weg gebracht, ein Erkundungsvorhaben für Silber und andere Rohstoffe. Der Schwerpunkt davon liegt in der Region um Freiberg, wo der Untergrund mit modernen Methoden noch einmal geologisch erkundet werden soll. Aber weitere Lizenzen in diesem Rahmen reichen in den Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Hier lässt Saxony Silver das historische Bergbaugebiet zwischen Frauenstein und Hartmannsdorf erkunden. Die „Erzgebirgische Zinn-Wolfram GmbH“ aus Altenberg ist mit der Organisation der Arbeiten vor Ort beauftragt. Weitere Lizenzen im Raum Mohorn und in Oederan gehören ebenfalls dazu, wie Excellon Ressources im Frühjahr informierte.

Neuling zwei: Größter Lithiumproduzent aus China dabei

Das Bergbaugeschäft ist durch und durch international. Kanadische und australische Firmen geben den Ton an. Wer die nötigen Summen zusammenbekommen will, muss an die großen Börsen gehen. So ist es kein Zufall, dass Zinnwald Lithium, der Mutterkonzern der Deutsche Lithium, in London an der Börse notiert ist. Es geht darum, das nötige Kapital aufzubringen, um ein Bergwerk aufzubauen. Die Deutsche Lithium geht für ihr Projekt von Kosten in Höhe von 160 Millionen Euro aus. Die Börse ist aber für alle offen.