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Bahn unterbreitet Lokführergewerkschaft GDL neues Angebot

Um Streiks zu verhindern, geht der Konzern erstmals auf eine Kernforderung der GDL ein: die 35-Stundenwoche. Das Ganze hat aber einen Haken.

Von Michael Rothe
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Kommt neuer Wind in die festgefahrenen Verhandlungen zwischen Bahn und Gewerkschaft?
Kommt neuer Wind in die festgefahrenen Verhandlungen zwischen Bahn und Gewerkschaft? © Sina Schuldt/dpa

Im Tarifstreit mit der Lokführergewerkschaft GDL hat die Deutsche Bahn ein neues Angebot vorgelegt, das als Wahlmodell auch eine 35-Stundenwoche für Schichtarbeiter vorsieht.

Laut Bahn-Personalvorstand Martin Seiler könnten die Beschäftigten statt bislang 38 nur noch 35 Stunden arbeiten oder auch 40 Stunden. „Jeder wählt aus, wie in einer Cafeteria“, so der Manager. Wer sich für kürzere Arbeitszeit entscheide, müsse aber Abstriche bei einer Lohnerhöhung machen. Das sei heute schon so, wenn sich Mitarbeitende für mehr Urlaub entscheiden. Bei der DB gibt es bereits verschiedene Arbeitszeit-Wahlmodelle. Das neue Angebot soll die nach dem von der GDL selbst auferlegten Weihnachtsfrieden drohenden Streiks doch noch verhindern.

Weiterer Konzern lässt sich auf die 35-Stundenwoche ein

Der Konzern ist damit erstmals bereit, über eine Kernforderung der GDL zu reden, an der die Verhandlungen zuletzt gescheitert waren. Die Gewerkschaft fordert für Schichtarbeiter den Einstieg in die 35-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich. Eine solche Regelung hat sie bereits mit dem DB-Konkurrenten Netinera vereinbart. Die deutsche Tochter der italienischen Staatsbahn ist mit der Länderbahn und Trilex unter anderem in der Lausitz unterwegs.

Am Freitag teilte die GDL mit, dass es nun auch mit dem Go-Ahead-Konzern in Baden-Württemberg und Bayern einen solchen Vertrag gebe. Dort wird die Arbeitszeit ab Januar 2025 schrittweise und ohne Entgeltkürzung um drei Wochenstunden auf die durchschnittliche 35-Stunden-Woche abgesenkt. Die Entgelte steigen ab Februar um 210 Euro und ab Januar 2025 um weitere 210 Euro. Auch die Zulagen werden erhöht: in Summe im Schnitt um 17 Prozent in der Laufzeit von 24 Monaten.

Der Pilotabschluss mit Netinera sei Vorlage für alle anderen, „ganz egal mit wem er zustande kommt“, sagte GDL-Chef Claus Weselsky unlängst im Interview mit Saechsische.de. „Laut unserer Selbstverpflichtung müssen wir in allen Wettbewerbsunternehmen die gleichen Bedingungen schaffen, ansonsten haben die Firmen eine Nachverhandlungsklausel“, so Weselsky. Zum neuen Angebot der Bahn wollte er sich noch nicht äußern.

Keine Bahnstreiks am Montag oder Dienstag

Die Bahn hat der GDL vorgeschlagen, am 10. Januar darüber zu verhandeln – stellt per Klage in dieser Woche aber zugleich deren Tariffähigkeit infrage. Grund: Die Gewerkschaft hatte im Sommer eine Genossenschaft gegründet, die Lokführer zu besseren Bedingungen an die Bahnunternehmen verleihen soll.

Wegen der traditionellen Jahrestagung des Deutschen Beamtenbunds (DBB) schließt dessen Bundeschef Ulrich Silberbach Streiks der Lokführergewerkschaft GDL am Montag oder Dienstag aus. "Ich habe mit Claus Weselsky schon vor Weihnachten verabredet, dass während der Tagung in Köln keine Streiks stattfinden werden", sagte Silberbach dem "Kölner Stadtanzeiger" (Freitag). "Die An- und Abreise ist sichergestellt. Was danach passiert, liegt nicht mehr in meiner Hand." Die GDL ist Mitglied im DBB. Weselsky wird an den beiden Tagen ebenfalls zur Tagung erwartet. (mit dpa)