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Handel: Kundenfreie Zone nach dem Weihnachtsfest

In Löbau und Ebersbach-Neugersdorf ist beim Handel dieser Tage tiefe Flaute. Das liegt an 2G - aber nicht nur, sagen die Händler.

Von Anja Beutler
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Mittwochmittag in Löbau: Keiner zu sehen, der noch etwas einzukaufen oder zu erledigen hätte.
Mittwochmittag in Löbau: Keiner zu sehen, der noch etwas einzukaufen oder zu erledigen hätte. © Matthias Weber/photoweber.de

Löbaus Einkaufsmeile gleicht in den Tagen zwischen Weihnachten und Silvester eher einer Einschlafmeile: Nur wenige Passanten sind unterwegs, kaum jemand öffnet eine Ladentür. Vielleicht auch deshalb haben viele Geschäftsinhaber gleich gar nicht oder nur verkürzt oder nicht alle Tage geöffnet. Wo sich sonst der Geschenke-Umtausch-Boom Bahn bricht, herrscht gähnende Leere.

Liegt das alles nur an den 2G-Regeln, die bewirken, dass Menschen ohne ausreichenden Impfschutz vor dem Coronavirus in Mode-, Elektronik-, Buchladen & Co. nicht hineindürfen und höchstens in Lebensmittelläden oder Drogerien einkaufen können? Für Verena Brodeck, Inhaberin von Verena Moden auf der Bahnhofstraße ist 2G in der Tat die größte Kundenbremse. Seit diese Regelung in Kraft ist, bleiben ihre Kunden zum Großteil aus. "Heiligabend hatte ich geöffnet und habe gerade einmal einen Posten verkauft", schildert sie die aktuelle Lage.

2G hat den Kundenstrom unterbrochen

Vor 2G sei das Geschäft gut gelaufen, nun sei Flaute. Geschenke, die man umtauschen könnte, habe sie ja kaum verkaufen können. "Und wenn jemand käme, der nicht in den Laden darf, aber etwas umtauschen will, würden wir Lösungen finden", sagt sie. Einer Kundin habe sie beispielsweise auch mal Mäntel zum Probieren an die Tür gebracht.

Dergleichen würde man auch beim Elektronik-Fachgeschäft Seewald & Clauß auf der Löbauer Bahnhofstraße tun - eine Lösung finden. Aber auch hier hält sich der Ansturm auf Waren und Laden in engen Grenzen. Viel umzutauschen gab es vor Jahren, als Computerspiele noch im Laden gekauft und das nicht online erledigt wurde. Generell hätten die Kunden aber vor Weihnachten sehr bewusst und mit konkreten Vorstellungen eingekauft, heißt es vor Ort.

Zu wenig miteinander bei den Händlern

Eine niedrige Kundenfrequenz verzeichnen auch der Modeexpress auf dem Altmarkt und Ines Schuhmoden in der Nicolaistraße dieser Tage. Die Inhaberin beider Geschäfte - Ines Hanke - sieht ebenfalls in der 2G-Regel einen gewichtigen Grund für die Flaute. Und doch gibt es aus ihrer Sicht noch andere Dinge, die hier hineinspielen: ungleiche Öffnungszeiten bis hin zur totalen Schließung in dieser Woche bei den einzelnen Geschäften, wenig Flair vor den Läden - kurzum, sie wünscht sich mehr Miteinander, gerade auch in schweren Zeiten. Ines Hanke weiß, wie schwer das ist, gehört sie doch zu den aktiven Mitgliedern der Werbegemeinschaft, die den Handel in Löbau beleben will.

Den wenigen Kunden, die sich dieser Tage in die Stadt wagen, versuche man mit günstigeren Öffnungszeiten entgegenzukommen, sagt Hanke: "Wir haben sonst über Mittag immer zu, das haben wir jetzt geändert, weil wir gemerkt haben, dass viele Kunden die Mittagspause für eine Runde durch die Stadt nutzen", erzählt sie vom Kompromiss mit ihren Mitarbeiterinnen. Dafür ist dann am Nachmittag etwas eher Schluss. Dass der große Umtausch-Rausch ausbleibt, verwundert sie hingegen nicht. "Wir haben im Vorfeld viele Gutscheine verkauft, damit hat man kein Umtauschproblem", sagt sie und lächelt.

Besucher von außen fehlen dem Handel

Diesen generellen Trend zum Gutschein sieht auch Silvia Burkhardt vom Spreequellkaufhaus in Ebersbach-Neugersdorf. "Wir beobachten seit Jahren, dass viele Kunden auf Gutscheine setzen, das ist nicht erst seit der Pandemie so", bestätigt sie. Auch bei Spielzeug, das sie ebenfalls im Sortiment haben, ist Umtauschen selten geworden: "Die Großeltern kommen meist mit einem Zettel und genauen Angaben, was sich die Kinder wünschen", erzählt sie. Wenn aber tatsächlich etwas nicht passt oder getauscht werden muss, dann finde man auch für diejenigen, die wegen der 2G-Regeln nicht ins Kaufhaus dürfen, eine Lösung - ähnlich Click & Collect, wo man an der Tür seine Ware entgegennehmen kann.

Dass nicht nur 2G, sondern generell die Pandemie-Situation dem Handel in die Quere kommt, hat Silvia Burkhardt auch aus einem anderen Grund beobachtet: "Sonst sind über die Feiertage immer viele Besucher hier in der Region, die zu ihren Familien kommen und die Zeit dann auch mal für einen Einkaufsbummel nutzen", sagt sie. Doch das sei wegen der ganzen Einschränkungen nun in diesem Jahr ebenfalls anders.