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Dresdner Chip-Experte wird Vorstand in Dax-Konzern

Rutger Wijburg war schon bei Globalfoundries. Künftig entscheidet er mit, wo Infineon Fabriken baut.

Von Georg Moeritz
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Rutger Wijburg wird zum April Vorstandsmitglied bei Infineon in München. Zehn Jahre hat er in Dresden gearbeitet - für die beiden größten Mikrochipfabriken.
Rutger Wijburg wird zum April Vorstandsmitglied bei Infineon in München. Zehn Jahre hat er in Dresden gearbeitet - für die beiden größten Mikrochipfabriken. © Archivfoto: Matthias Rietschel

Dresden. Ein fröhlicher Niederländer mit langjährigem Wohnsitz in der Dresdner Innenstadt wird Vorstandsmitglied des Infineon-Konzerns: Rutger Wijburg wird befördert, das teilte die Infineon Technologies AG am Donnerstag anlässlich ihrer Hauptversammlung in München mit. Die Aktien des Unternehmens, das aus der Halbleitersparte von Siemens hervorgegangen ist, gehören zum wichtigsten deutschen Börsenbarometer Dax. Der Vorstand besteht aus vier Männern und einer Frau.

Wijburg wechselt zum April auf den Posten des Chief Operations Officer im Infineon-Vorstand in München. Damit ist er für die Produktion in allen Fabriken zuständig, bis hin nach Malaysia. In Dresden beschäftigt Infineon 3.000 Menschen, weltweit sind es gut 50.000. Der 59-jährige Wijburg rückt im Vorstand an die Stelle von Jochen Hanebeck. Der wird neuer Konzernchef, weil Reinhard Ploss in den Ruhestand tritt. In Dresden war Wijburg bis Ende 2020 einer von zwei Geschäftsführern, gemeinsam mit Raik Brettschneider. Dann wechselte er auf einen Managementposten in der Münchner Konzernzentrale.

Der Elektrotechniker Wijburg hat einen Doktortitel seiner Heimatuniversität Twente in den Niederlanden. 2011 kam er nach Dresden - um zunächst die Baustelle der wachsenden Chipfabrik von Globalfoundries zu managen. Sechs Jahre lang leitete er diese Fabrik, dann wechselte er als Geschäftsführer zum Nachbarbetrieb Infineon. Über die Gründe hat er nie öffentlich gesprochen. Allerdings musste Wijburg bei Globalfoundries auch Stellenabbau managen. Er strich mehr als 500 der zeitweise 4.000 Arbeitsplätze, sein Nachfolger setzte den Sparkurs fort. Inzwischen wächst Globalfoundries in Dresden wieder und hat rund 3.300 Stellen.

Wijburg setzt sich für Subventionen in Chipindustrie ein

Der Manager hat schon in den USA, in der Schweiz und in Asien gearbeitet. Schon bei seinem früheren Arbeitgeber, dem Philips-Nachfolger NXP in den Niederlanden, hatte Wijburg den Titel eines "Senior Vice President", den bekam er später auch bei Globalfoundries. Nun steigt er erneut auf.

2011 war Wijburg zunächst nach Radebeul gezogen. Später berichtete er, dass er mit seiner Frau eine Wohnung in der Dresdner Innenstadt gefunden habe. Als Hobby nannte er Mountainbike-Fahren. Im Gespräch zeigt er sich offen und fröhlich und sagte einmal, als Manager mache er nichts Besonderes: Er gebe nur klare Anweisungen, was zu tun sei. Dabei spricht er mit starkem niederländischem Akzent, auch wenn er Englisch spricht. Im Gespräch mit Politikern setzte er sich stets für staatliche Subventionen für die Chip-Industrie ein. Das lohne sich: "Das Geld fließt wieder zurück."

Infineon baut in Malaysia und schafft 900 Arbeitsplätze

Der künftige Infineon-Vorstandschef Hanebeck sagte am Donnerstag, Wijburg habe "das Wissen und den Weitblick, den Bereich Operations von Infineon in den kommenden Jahren weiterzuentwickeln". Er betonte die "mehr als 30 Jahre internationale Erfahrung" des neuen Vorstandskollegen. Wijburg selbst sagte laut Pressemitteilung des Konzerns, seine Priorität werde es sein, "mit unserer Technologieführerschaft unseren Vorsprung gegenüber dem Wettbewerb weiter auszubauen - und dabei unser profitables Wachstum im Auge zu behalten".

Bei Infineon Dresden war Wijburg für den Hochlauf der hochautomatisierten Chipproduktion auf sehr dünnen Siliziumscheiben mit 300 Millimetern Durchmesser verantwortlich. Diese Technologie wird inzwischen auch in Villach in Österreich angewendet. Infineon kündigte am Donnerstag an, diese Technologie künftig auch in seinem Werk in Kulim in Malaysia zu nutzen. Dort werde nun ein drittes Fabrikmodul gebaut, das mehr als zwei Milliarden Euro koste.

In Malaysia sollen dabei 900 "hochwertige Arbeitsplätze" entstehen. Besonderheit: außer Silizium sollen auch Siliziumkarbid und Galliumnitrid zum Einsatz kommen. In Dresden hat Infineon auf seinem Grundstück auch noch Platz für einen möglichen Neubau. An solchen Entscheidungen ist Wijburg künftig in München maßgeblich beteiligt.