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Der Tankrabatt geht den Sachsen nicht weit genug

Repräsentative Umfragen zeigen, dass die Deutschen die geplanten Entlastungen an der Tankstelle nicht als ausreichend bewerten. In Sachsen ist die Meinung dazu noch deutlicher.

Von Fabian Deicke
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Mit einer Senkung der Energiesteuer sollen die Spritpreise vorübergehend sinken. Den meisten Menschen in Deutschland geht das nicht weit genug, zeigen Umfragen.
Mit einer Senkung der Energiesteuer sollen die Spritpreise vorübergehend sinken. Den meisten Menschen in Deutschland geht das nicht weit genug, zeigen Umfragen. © Melissa Erichsen/dpa/Archiv

Dresden. Spritpreise weit jenseits der 2-Euro-Marke dürften zumindest den Sommer über ausbleiben. Das von Bundestag und Bundesrat beschlossene Entlastungspaket sieht von Juni bis August eine dreimonatige Senkung der Energiesteuer vor. Bei Benzin wird deshalb eine durchschnittliche Reduzierung von rund 35 Cent pro Liter erwartet, Diesel soll um die 17 Cent pro Liter günstiger werden.

Wie reagieren die Menschen in Deutschland und Sachsen auf diese geplante Entlastung? Sächsische.de und die Meinungsforscher von Civey haben in der vergangenen Woche bundesweit 5.016 Menschen gefragt, ob ihnen die Maßnahme ausreichend erscheine.

Die Mehrheit der Deutschen sieht das nicht so, 60 Prozent sagen "Nein". Weniger als ein Drittel (27 Prozent) der Deutschen hingegen halten die geplante Senkung für ausreichend, etwa 13 Prozent der Befragten ist in der Frage unentschieden.

  • Lesen Sie dazu auch: Warum der Rabatt auf Diesel und Benzin verpuffen könnte

Das Ergebnis dieser Umfrage ausgewertet nach Teilnehmern aus Sachsen wird noch etwas deutlicher. Auch die Mehrheit der Sachsen hält die von der Berliner Ampelkoalition beschlossene Steuersenkung für nicht ausreichen. Allerdings sagen das Dreiviertel der Sachsen (75 Prozent), nur 13 Prozent halten die Maßnahme für ausreichend, 12 Prozent sind unentschieden.

Möglicherweise hat sich dieses deutliche Meinungsbild ergeben, weil gegenwärtig nicht klar ist, wie stark sich die Steuersenkung überhaupt auf die Bürger auswirken wird. Experten schätzen, dass der Steuernachlass nicht vollständig ankommen werde, weil für Mineralölkonzerne keine Pflicht besteht, die Steuersenkung auch an die Kunden weiterzugeben. Außerdem scheint es so, als würden die Preise seit einigen Tagen über Gebühr erhöht werden, so dass auch nach dem 1. Juni Autofahrer immer noch mit hohen Preisen zu rechnen haben dürften.

Das Bundeskartellamt kündigte zumindest an, genau kontrollieren zu wollen. "Wir schauen intensiv auf den 1. Juni", sagte Behördenpräsident Andreas Mundt der Sendergruppe RTL/ntv am Sonntag. Es sei möglich, ein Maximum an Transparenz herzustellen, wie die Ölkonzerne mit der Steuersenkung umgingen. "Die entsprechenden Fragen werden wir stellen, und die Antworten werden wir auch bekommen", sagte Mundt.

Hohe Preise haben offenbar kaum Auswirkung auf Autonutzung

So ungewiss sich die Lage vor Beginn der geplanten Entlastung an der Tankstelle gestaltet, so klar ist jedoch die Meinung der Menschen, wie sich das auf ihre Mobilität auswirken werde. Gefragt danach, ob man bei günstigeren Preisen auch vermehrt das Auto statt anderer Verkehrsmittel nutzen wolle, sagt die Mehrheit der Sachsen "Nein". 71 Prozent der Befragten im Freistaat wollen nicht mehr Auto fahren, nur weil es wieder günstiger werden könnte. 13 Prozent würden wieder öfter Auto fahren, 16 Prozent sind unentschieden.

Die Umfrage wurde bundesweit unter 5.004 Teilnehmern durchgeführt. Das sächsische Ergebnis weicht nicht weit vom gesamtdeutschen ab. Auch die Mehrheit der Deutschen (76 Prozent) würde trotz günstigerer Spritpreise nicht gleich auch wieder öfter Auto fahren ab Juni.

Insgesamt ist allerdings auch zu beobachten, dass die enorme Teuerung bei den Preisen für Treibstoffe offenbar kaum zu einem geänderten Mobilitätsverhalten geführt haben. Diesen Schluss lässt eine dritte repräsentative Civey-Umfrage von Sächsische.de zu, für die bundesweit in der vergangenen Woche 5.003 Menschen befragt wurden.

Sowohl nach gesamtdeutscher als auch einzeln sächsischer Auswertung zeigt sich, dass die Menschen mehrheitlich auch trotz hoher Preise nicht weniger mit dem Auto gefahren sind.

In Sachsen sagen nur 28 Prozent, sie seien in den letzten Monaten wegen der Spritpreise weniger gefahren. Im bundesdeutschen Schnitt sind es etwas mehr: 34 Prozent. Die Mehrheit ist in Sachsen (64 Prozent) wie im Rest Deutschlands (58 Prozent) auch bei Preisen um die 2 Euro genauso oft mit dem Auto unterwegs gewesen wie zu Zeiten, als es günstiger war.

Informationen zu den hier ausgewerteten Civey-Umfragen

In diesem Artikel wurden drei Umfragen ausgewertet, die Sächsische.de in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey in Sachsen durchgeführt hat.

  • Für die Umfrage zur Meinung der Menschen zur Senkung der Energiesteuer besteht die bundesweite Stichprobe aus 5.016 Teilnehmern. Die sächsische Stichprobe wurde entsprechend der Wahlbevölkerung im Land gezogen.
  • Für die Umfrage, ob man wieder mehr Auto fahren wolle, besteht die bundesweite Stichprobe aus 5.004 Teilnehmern. Die sächsische Stichprobe wurde entsprechend der Wahlbevölkerung im Land gezogen.
  • Für die Umfrage, ob man zuletzt weniger Auto gefahren ist, besteht die bundesweite Stichprobe aus 5.003 Teilnehmern. Die sächsische Stichprobe wurde entsprechend der Wahlbevölkerung im Land gezogen.

Sächsische.de führt regelmäßig in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey repräsentative Umfragen durch. Die Befragungen finden ausschließlich online statt. Wie die Umfragen mit Civey genau funktionieren, wird in diesem FAQ-Artikel erklärt.