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Bahnstrecke Chemnitz-Leipzig: Angemieteter Zug soll Probleme lösen

Häufige Zugausfälle sorgten bei Kunden und in der Politik für Frust. Jetzt reagiert die Mitteldeutsche Regiobahn und mietet einen zusätzlichen Zug an.

Von Tobias Winzer
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Ein Zug der RegionalExpress-Linie RE 6 Leipzig-Chemnitz fährt über das Bahrebachviadukt bei Chemnitz.
Ein Zug der RegionalExpress-Linie RE 6 Leipzig-Chemnitz fährt über das Bahrebachviadukt bei Chemnitz. © dpa-Zentralbild

Chemnitz/Leipzig. Nach vermehrten Zugausfällen auf der Strecke Chemnitz-Leipzig sowie Kritik aus der Politik und vom Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS) hat die Mitteldeutsche Regiobahn (MRB) reagiert. Wie das Unternehmen mitteilte, wird seit dem Fahrplanwechsel am Sonntag bis voraussichtlich Ende März 2024 ein zusätzlicher Zug mit Doppelstockwagen und einer Sitzplatzkapazität von 306 Sitzen zum Einsatz kommen. Diesen hat die MRB der Mitteilung zufolge kurzfristig angemietet.

Wie die Freie Presse berichtet, gehört der Zug dem privaten Eisenbahnverkehrsunternehmen Wedler und Franz Logistik (WFL). Die Diesellok kommt von einem dritten Unternehmen. Das Personal stellt die WFL, sowohl Lokführer als auch Zugbegleiter. Der angemietete Zug soll zwölfmal täglich zwischen Chemnitz und Leipzig pendeln. Das entspricht jedem dritten planmäßigen Regionalexpress.

Druck aus der Politik

Die MRB hatte Mitte November erhebliche Probleme auf der Strecke eingeräumt und Linderung in Aussicht gestellt. Die aktuelle Situation sei "in keinem Fall zufriedenstellend und wir entschuldigen uns bei unseren Fahrgästen ausdrücklich", erklärte das Unternehmen.

Als Gründe für häufige Verspätungen und Zugausfälle wurde auf einen sehr hohen Krankenstand verwiesen, aber auch auf Verzögerungen bei der Reparatur einer Lokomotive sowie nach Unfällen ausgefallene Triebwagen. Auch sei die Eingleisigkeit der Strecke für den Betrieb nachteilig bei Störungen.

Der Bundestagsabgeordnete Detlef Müller (SPD) hatte von "unhaltbaren Zuständen" gesprochen. Zusammen mit seinem Parlamentskollegen Bernhard Herrmann (Grüne) forderte Müller rasche Abhilfe. Selbst wenn ausfallende Züge ersetzt würden, komme es auf der viel genutzten Strecke zu erheblichen Engpässen, erklärten die beiden Abgeordneten. Denn statt des planmäßigen Zuges mit 300 Plätzen böten die dann eingesetzten Triebwagen nur 129 Plätze.

Personal fehlt und technische Probleme

Sie forderten den VMS auf durchzugreifen. Neben finanziellen Konsequenzen wie Vertragsstrafen stellten Müller und Herrmann eine Teil- oder Komplettkündigung des Verkehrsvertrags in den Raum. Es müsse schnellstmöglich versucht werden, ein anderes Unternehmen mit den Leistungen zu beauftragen, damit wieder ein zuverlässiger Personennahverkehr auf der Strecke angeboten werden könne, hieß es.

Laut VMS gibt es sintensive Gespräche mit der MRB. Ursachen für die Ausfälle seien vor allem fehlendes Personal und technische Probleme bei den Zügen. Die Gespräche befänden sich "in einer deutlichen Eskalationsphase". Der Verkehrsverbund prüfe alle juristischen Schritte, um auf der Strecke wieder ein stabiles Angebot zu gewährleisten. "Ich erwarte nun, dass die MRB die aktuellen Probleme umgehend und nachhaltig in den Griff bekommt", erklärte VMS-Geschäftsführer Mathias Korda zuletzt.

Mehr Fahrgäste durch Deutschlandticket

Laut MRB hat sich das Passagieraufkommen auf der Linie auch durch das Deutschlandticket deutlich erhöht. Seit der Einführung seien auf der Strecke rund 30 Prozent mehr Fahrgäste zu verzeichnen. Das führe schon beim planmäßigen Sitzplatzangebot zu einer sehr hohen Auslastung nahe der Kapazitätsgrenzen. Aufgrund des starken Wettbewerbs in der Branche gebe es allerdings eine hohe Fluktuation beim Personal. Allein in den letzten Wochen seien fünf Triebfahrzeugführer zur Erzgebirgsbahn gewechselt, hieß es.

An den Zügen auf der Strecke gibt es seit Jahren viel Kritik. Dort fahren alte, von einer Diesellok gezogene DDR-Reisezugwagen. Im Sommer 2024 soll allerdings ein neues Zeitalter eingeläutet und künftig die bisherigen Züge durch moderne Akkuzüge ersetzt werden. (dpa)