Bautzen. Mit Unverständnis reagiert der Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien (Zvon) auf die Ankündigung des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU), dass es für die erhoffte Elektrifizierung der Bahnstrecken von Dresden nach Görlitz und Zittau kein Geld aus dem Kohle-Fonds des Bundes gibt. Das Projekt rangierte auf der Wunschliste der Region mit an vorderster Stelle.
Die Entscheidung gegen baldigen Bahnstrom auf beiden Strecken sei "nicht nachvollziehbar", erklärt Zvon-Geschäftsführer Hans-Jürgen Pfeiffer. Der Anschluss der Oberlausitz ans elektrifizierte Bahnnetz sei eine grundlegende Voraussetzung für eine bessere Erreichbarkeit der Region. Der angekündigte Ausbau der Bahnstrecke über Kamenz in Richtung Hoyerswerda reiche nicht aus.
Polen hat Fahrdraht bis Zgorzelec gezogen
Der Zvon erinnert daran, dass der Fahrdraht im Osten bis in den polnischen Grenzbahnhof Zgorzelec reicht. "Der Lückenschluss im paneuropäischen Verkehrskorridor könnte Personen und Güter auf die Schiene bringen und damit die stark ausgelastete Bundesautobahn A 4 entlasten." Auch für den Ausbau der A 4 gibt es kein Geld aus dem Strukturentwicklungs-Fonds für die Kohleregionen.
Seinen Protest will der Zvon in einem Schreiben an Kretschmer zum Ausdruck bringen, kündigt Pfeiffer an.
Pro Bahn: "Schlag ins Gesicht"
Der Fahrgastverband Pro Bahn macht darauf aufmerksam, dass der Freistaat Sachsen bereits "erhebliche Mittel" in die Vorplanungen für die Elektrifizierung der Bahnstrecken investiert hat. Für Pro-Bahn-Landesvorsitzende Anja Schmotz ist die Absage an baldige Oberleitungen "für Ostsachsen wie ein Schlag ins Gesicht. Dies macht fassungslos, auch mit Blick auf die Versprechungen, die gegenüber Polen und Tschechien getätigt wurden. Man möchte das Dreiländereck offenbar noch weitere Jahrzehnte abgehängt lassen.“
Unterdessen erklärt Kretschmer, das letzte Wort zur Elektrifizierung der beiden Strecken sei noch nicht gesprochen. Er kündigt eine Entscheidung bis Ende dieses Jahres an.