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Wasser aus dem feuchten Süden für den trockenen Osten Deutschlands

Die Wasserstrategie 2050 kommt am Mittwoch ins Bundeskabinett. Darin sind auch Fernleitungen aus dem Süden in die Dürregebiete in Ostdeutschland geplant.

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Talsperre Kriebstein dient vor allem dem Hochwasserschutz. Zudem wird hier Energie gewonnen.
Talsperre Kriebstein dient vor allem dem Hochwasserschutz. Zudem wird hier Energie gewonnen. © SZ/DIetmar Thomas

Dresden/Berlin. Deutschland muss seine Ressource Wasser neu organisieren. Es muss Wasser besser bevorraten und anders verteilen. Mit einer neuen Nationalen Wasserstrategie wird sich die Bundesregierung am Mittwoch befassen. Sie soll die wichtigsten Maßnahmen zur stabilen Wasserversorgung für die Menschen, Umwelt, Landwirtschaft und Industrie bis 2050 festlegen. Das betreffe ebenso Verwaltung, Verkehr, Stadtentwicklung und Industrie. Das sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke der dpa.

Die Ressource Wasser ist in Deutschland sehr ungleich verteilt. Im Osten Deutschlands fällt im Durchschnitt weniger Regen als im Westen und Süden. So ist dem Umweltbundesamt zufolge in den Gebirgsregionen Süddeutschlands zehn- bis zwanzig Mal mehr Wasser verfügbar als im trockenen Brandenburg, Nordsachsen und Teilen der Lausitz. Die Grünen-Politikerin Steffi Lemke will daher vermehrt mit Verbundnetzen und Fernleitungen Wasser aus nassen Regionen Deutschlands in trockene Gegenden bringen. „Die vergangenen Dürrejahre haben deutliche Spuren in unseren Wäldern, Seen und Flüssen und in der Landwirtschaft hinterlassen.“

Dass Sachsen kein Problem mit der Trinkwasserversorgung selbst in Dürreperioden hat, liegt vor allem an den vielen Trinkwassertalsperren in den Mittelgebirgen. 25 sind es insgesamt. Und diese sind über ein weit verzweigtes Leitungsnetz miteinander verbunden und an die Wasserwerke angeschlossen.

Anders Berlin und Brandenburg, wo die Trinkwasserversorgung durch die häufigeren und längeren Dürreperioden mehr und mehr zum Problem wird. Die länderübergreifende Taskforce Spree muss sich immer öfter zusammenfinden.

Aber nicht nur Trockenheit kann zum Problem werden. Die Wassermassen im Ahrtal und in Nordrhein-Westfalen hatten vor zwei Jahren eine Flutkatastrophe verursacht. „Extremwetterereignisse treten immer häufiger auf und stellen Kommunen und Länder vor große Probleme“, sagte Lemke. Daher sollen Kommunen und Länder künftig gesetzlich verpflichtet werden, Gefahren- und Risikokarten für Starkregen zu erstellen und bei der Bebauungsplanung zu berücksichtigen.

Umweltministerin Lemke: „Sauberes Wasser muss immer und überall in Deutschland ausreichend verfügbar sein“

Ein weiteres Ziel der Strategie ist sauberes Wasser in Flüssen und Seen, denn die Verschmutzung der Gewässer durch Pestizide, Mikroplastik oder Rückstände von Medikamenten ist hoch. „Sauberes Wasser muss immer und überall in Deutschland ausreichend verfügbar sein“, sagte die Umweltministerin.

Um das zu erreichen, will Lemke die angestrebte EU-Regelung zur erweiterten Herstellerverantwortung unterstützen und schnellstmöglich einführen. Danach gilt: Wer wasserschädliche Produkte oder Wirkstoffe herstellt oder in den Verkehr bringt, muss auch verstärkt zur Beseitigung von Schäden in den Gewässern beitragen.

Von den deutschlandweit genutzten 20 Milliarden Kubikmetern im Jahr 2019 entfielen dem Umweltbundesamt zufolge 44,2 Prozent auf den Energiesektor. Bergbau und verarbeitendes Gewerbe entnahmen zusammen 26,8 Prozent - genauso viel die öffentliche Wasserversorgung. 2,2 Prozent wurden für die Beregnung landwirtschaftlicher Flächen genutzt. (dpa/sts/SZ)