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Kommentar zu Dürre und Flut: Deutschland steckt mitten im Klimawandel

Erstmals wurden die Schäden berechnet, die Extremwetter wie Starkregen und Dürre in Deutschland anrichten. Die Einsicht wächst, dass mehr Schutz gegen die Folgen des Klimawandels nötig ist.

Von Stephan Schön
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Sachsen braucht mehr Schutz gegen Extremwetter - doch das braucht Zeit, kommentiert SZ-Redakteur Stephan Schön.
Sachsen braucht mehr Schutz gegen Extremwetter - doch das braucht Zeit, kommentiert SZ-Redakteur Stephan Schön. © André Schulze

Das Bundesumweltministerium (BMU) plant eine neue Strategie der Klimaanpassung und will bis 2023 dazu ein Gesetz vorlegen. Eine dem Klimawandel angepasste Wasserstrategie gehöre dort dazu, teilte das BMU am Montag mit. Damit sollen Schäden durch Extremwetter und Dürren verringert werden. Dies ist eine Konsequenz aus der ersten Studie zu Schäden durch Extremwetter in Deutschland.

Die Klimafolgen sind schneller da, als erwartet. Wenn jetzt die Bundesregierung an einem Klimaanpassungsgesetz und dem Schutz der Wasserressourcen arbeitet, ist das gut. – Es kommt zu spät.

Die Schäden durch Extremwetter kosten Deutschlands Bürger bereits jetzt Jahr für Jahr Milliarden Euro. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie von Prognos hervor. Demnach betrugen die Schäden durch Extremwetter in Deutschland seit 2000 mindestens 145 Milliarden Euro. Wie die Wissenschaftler betonen, wurden dabei nur nachvollziehbar dokumentierte Zerstörungen und Schäden berücksichtigt. Die Dunkelziffer der wirklichen Schäden dürfte demnach noch viel höher sein.

Keine Lösung von heute auf morgen

Das Ausmaß der Schäden nimmt zu. Und die Extremwetter kommen in immer kürzerer Folge. Wenn Hitzewellen wie im Jahr 2019 ohne den Klimawandel statistisch gesehen nur alle 150 Jahre zu erwarten gewesen wären, so sind sie es derzeit ganz real alle 15 bis 30 Jahre.

Seit 2000 haben die jährlich Schäden durchschnittlich 6,6 Milliarden erreicht. Tendenz steigend. 80,5 Milliarden Euro kosteten allein die trockenen Sommer von 2018 und 2019 sowie die Flut von 2021.Zu wenig wurde bisher über ein Leben mit den Folgen des Klimawandels hierzulande ernsthaft diskutiert. Noch weniger getan.

Wenn jetzt in Deutschland die Wälder in bisher unbekanntem Ausmaß brennen und der Boden staubtrocken im heißen Wind davon weht, dann wird unmittelbar spürbar, was der Klimawandel vor Ort bedeutet. Deutschland ist zum Waldbrandland geworden. Gab es in den 60-ern jährlich nur 27 Tage mit hoher Waldbrandwarnstufe, so sind es derzeit bereits an die 40 Tage im Jahr. Nordsachsen trifft es besonders hart.

Statt Kiefernwäldern wären Mischwälder nötig. Bis dahin aber dauert es Jahrzehnte. Gegen die Folgen des Klimawandels muss daher auch kurzfristig etwas getan werden.

Die nationale amerikanische Forstbehörde gibt etwa die Hälfte ihres Budgets für den Feuerschutz aus. Mehr und besser ausgerüstete Feuerwehren sind auch in Deutschland nötig. Und das ist nur ein Punkt, der zwingend ins Klimaanpassungsgesetz mit hinein muss. Die Liste aller nötigen Dinge ist lang.

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