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Öko-Test: Teures Mineralwasser ist nicht immer das Beste

Ökotest hat 50 Mineralwässer untersucht. Ausgerechnet ein sächsisches Produkt kann die Tester nicht überzeugen.

Von Lucy Krille
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Mineralwasser soll nicht nur den Durst stillen, sondern auch Mineralstoffe liefern.
Mineralwasser soll nicht nur den Durst stillen, sondern auch Mineralstoffe liefern. © Matthias Weber/photoweber.de

Welches Mineralwasser ist das beste? Öko-Test ist dieser Frage nachgegangen. Das Verbrauchermagazin hat 50 verschiedene Marken analysiert, darunter auch sechs Bio-Wässer und sieben Produkte, die vom Hersteller zur Zubereitung von Säuglingsnahrung empfohlen werden. Getestet wurden Inhaltsstoffe, die natürliche Reinheit des Wassers und die Verpackung.

Ein Wasser aus Sachsen bemängelt

Die meisten Mineralwässer kamen im Test gut weg. Fast die Hälfte schnitt mit der Note "sehr gut" ab. Das einzige Wasser aus Sachsen hat Öko-Test jedoch nicht überzeugt. Oppacher aus der Oberlausitz wirbt damit, für die Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet zu sein. Ein solches Wasser sollte nitratarm sein. Der gesetzliche Grenzwert für Nitrat liegt bei zehn Milligramm pro Liter. Das Oppacher Medium war mit "mehr als fünf Milligramm pro Liter" im erlaubten Rahmen.

Doch Öko-Test stufte den Nitratwert trotzdem als "leicht erhöht" ein und wertete das Wasser ab. Zwar ist Nitrat an sich nicht gefährlich. Doch im Körper kann es zu Nitrit umgewandelt werden. Gerade für Babys kann das problematisch werden, weil es die Sauerstoffaufnahme im Blut hemmt. Im schlimmsten Fall kann das Baby ersticken.

"Aus unserer Sicht ist ein Säuglingswasser ohne Nitrat empfehlenswerter", erklärt Öko-Test Redakteurin Meike Rix auf Nachfrage von Sächsische.de. „Wir sind in der Bewertung strenger als der Gesetzgeber, denn Verbraucherinnen und Verbraucher zahlen schließlich viel Geld für Wässer mit besonderer Auslobung und dürfen dafür auch eine sehr hohe Qualität erwarten.“

Mehrwegflaschen empfohlen

Ein weiterer Kritikpunkt war die Verpackung von Oppacher. Die Testenden haben das Wasser nur in Einwegflaschen gefunden, was Öko-Test aus ökologischer Sicht kritisch bewertet. Oppacher gibt aber an, auch Glasflaschen zu verkaufen.

Auch das in Bad Liebenwerda abgefüllte Wasser von Spreequell wurde getestet. Die Lausitzer Marke schnitt besser ab als Oppacher. Zwar ist der Mineralstoffgehalt bei beiden gering, es wurden aber keine bedenklichen Inhaltsstoffe gefunden und das Wasser ist in Glas-Mehrwegflaschen abgefüllt. Diese empfiehlt Rix aus Umweltschutzgründen generell beim Kauf von Wasser, weil Glasflaschen bis zu 50-mal wieder befüllt werden könnten.

Bio ist nicht immer besser

Mineralwässer mit Bio-Label haben sich spezielle Ziele zur Reinheit und beim Grundwasser- und Umweltschutz gesetzt. Im Test konnten aber nicht alle der sechs getesteten Unternehmen ihre eigenen Kriterien auch einhalten. So waren beim Bad Dürrheimer Medium etwa die Radiumwerte höher als es das Label Bio-Mineralwasser vorsieht.

Gesundheitliche Schäden seien dadurch nicht zu erwarten. Aber: „Wer durch besondere Auslobungen Verbrauchererwartungen schürt, sollte zumindest seine eigenen Kriterien einhalten“, so das Verbrauchermagazin.

Label bieten keine Garantie

Dazu kommt, dass Bio-Mineralwasser oft teurer sind als jene ohne Label. Das teuerste Wasser im Test, das Neumarkter Lammsbräu kostet stolze 1,45 Euro pro Liter. Auch wenn es im Test überzeugen konnte, stellt das Verbrauchermagazin infrage, ob sich der Kauf eines teuren Wassers wirklich lohnt.

Laut Gesetz kommt Mineralwasser aus unterirdischen, vor Verunreinigungen geschützten Quellen. Doch selbst spezielle Labels bieten laut Testbericht keine Garantie, dass die Produkte frei von umstrittenen Inhaltsstoffen sind. "Am besten wählen Sie ein Mineralwasser aus einem möglichst nahe gelegenen Mineralbrunnen in einer Mehrwegflasche", rät Öko-Test deshalb.

Leitungswasser als Alternative

Das Verbrauchermagazin gibt außerdem zu Bedenken, dass für einen Liter Mineralwasser zum Preis von 1,45 Euro immerhin 483 Liter Leitungswasser getrunken werden können. Je nach Gemeinde kostet ein Liter 0,3 bis 0,5 Cent. Zudem sei das Wasser aus dem Hahn am besten für Umwelt und Klima.

Wer also auf die Kohlensäure verzichten kann, oder einen Wassersprudler nutzt, kann getrost Leitungswasser trinken. Auch gesundheitlich gebe es keine Gefahr: „Die Qualität wird engmaschig kontrolliert“, so Öko-Test. Erst kürzlich gab es zudem eine Neuerung in der Trinkwasserverordnung, die sächsische Versorger verpflichtet, Leitungswasser noch strenger zu kontrollieren.