Wirtschaft
Merken

Wirtschaft in Sachsen - Das Wochen-Briefing

Eklatante Unterschiede beim Strompreis + Zwei Chefs geben "Feiertagsgarantie" + Leere Regale in Supermärkten + HolyPoly: Aus Schnullern werden Förmchen

 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Der Strompreis ist derzeit stark in Bewegung. Allein innerhalb Sachsens verlangen manche Anbieter doppelt so viel für die Kilowattstunde wie andere.
Der Strompreis ist derzeit stark in Bewegung. Allein innerhalb Sachsens verlangen manche Anbieter doppelt so viel für die Kilowattstunde wie andere. © dpa

Guten Morgen,

wissen Sie schon, was Sie am langen Wochenende unternehmen? Zum Glück fällt der Reformationstag auf einen Montag und nicht - wie schon Neujahr, der 1. Mai und das kommende Weihnachtsfest - auf ein Wochenende. Diese Konstellation sorgt seit Jahren für Frust. Im vergangenen Jahr gingen Arbeitnehmern in Deutschland so fünf freie Tage verloren.

Zwei Dresdner Unternehmer waren es die ewigen Diskussionen leid und setzen jetzt ein Zeichen. Ken Berger und Sebastian Strobel, Chefs und Inhaber einer Steuerberatung sowie des IT-Dienstleisters Alltrotec, garantieren ihren Belegschaften alle Feiertage. Fallen sie auf ein Wochenende, werden sie auf Freitag vorgezogen. Wer die Feiertagsschicht übernimmt, hat am Montag danach frei. Und wer im Urlaub ist, bekommt den Tag gutgeschrieben.

Die Umsetzung sei "eher eine Frage der Organisation als der Mehrkosten", sagen sie. Die Arbeit werde nur anders verteilt. Weitere Firmen wollten jene "Feiertagsgarantie" einführen, sagt Berger. Er hat sich diesen Namen schützen lassen, denn der ist bei der Personalakquise Gold wert.

In weltweit gut 80 Staaten gibt es politische Lösungen für das Dilemma. In Deutschland sind Feiertage Ländersache, doch Sachsen tut sich schwer. Die Dresdner IHK plädiert für freiwillige Lösungen. Die Feiertagspioniere können sich in der Diskussion zurücklehnen. Sie haben eine kreative Lösung gefunden. Ein Signal für andere?

Es gibt also auch gute Nachrichten in diesen scheinbar tristen, von Krieg und Krisen geprägten, Zeiten. Dazu gehört, dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Sonntag dem Dresdner Ingenieur Friedrich Mewis den Deutschen Umweltpreis überreicht. Dessen neuartiger Schiffsantrieb macht große Frachter klimafreundlicher. Der 79-jährige, den meine Kollegin Luisa Zenker besucht hat, teilt sich eine halbe Million Euro mit zwei weiteren Preisträgern.

Der Erfinder weiß, was er am Wochenende macht. Egal, was Sie vorhaben: Ich wünsche Ihnen ein in jeder Hinsicht sonniges Wochenende und einen schönen arbeitsfreien Feiertag.

Herzlichst,

Ihr Michael Rothe, Wirtschaftsredakteur sächsische.de

Das Wichtigste aus Sachsens Wirtschaft

Eklatante Unterschiede beim Strompreis

Für manche Sachsen hat sich der Strompreis in kurzer Zeit vervielfacht. Andere zahlen derzeit so wenig wie seit zehn Jahren nicht. Die Preisunterschiede zwischen den einzelnen Anbietern in Sachsen sind teilweise eklatant, wie eine Recherche von saechsische.de zeigt. Sachsen-Energie mit ihren Marken Drewag und Enso erhöht am 1. November alle Stromtarife. Während Neukunden der Drewag dann 35,83 Cent pro Kilowattstunde und Neukunden der Enso 37,03 Cent zahlen, kommen Stammkunden mit 30,71 Cent pro Kilowattstunde und 31,59 Cent noch relativ günstig weg. Wer das Pech hat, bei den Stadtwerken Görlitz in der Ersatzversorgung zu landen, zahlt hingegen 68,34 Cent, bei den Stadtwerken Elbtal in Radebeul 65,38 Cent. Gewerbekunden kann es noch härter treffen, in Döbeln etwa mit 87,11 Cent. Die Branche wartet derweil auf Details der staatlichen Strompreisbremse, die zum Januar wirken soll. Manche Versorger verzichten deshalb auf ihre beabsichtigte Preiserhöhung und warten erst einmal ab.

Derweil hat Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) bei einer Diskussionsrunde am Mittwochabend in Plauen betont: "Die Energiepreise müssen runter." Ansonsten klafften die Sichtweisen von Dulig und Sachsens SPD-Chef Henning Homann auf der Bühne einerseits und den meisten Gästen im Saal andererseits aber weit auseinander. Das Wichtigste zur Energiekrise gibt es in unserem Newsblog.

Produkte fehlen in Sachsens Supermärkten

Die Inflation sorgt für Machtkämpfe zwischen Lebensmittelherstellern und Supermarktketten - und führt teilweise zu leeren Regalen, auch in Sachsen. So verlangen etwa Mars, Ritter Sport und Mondelez höhere Preise, seitdem die Kosten für Rohstoffe, Energie und Logistik angestiegen sind, oft zum zweiten Mal in diesem Jahr. Weil die großen Händler wie Kaufland oder Edeka das nicht akzeptieren, und den Herstellern vorwerfen, auf der "Inflationswelle mitzureiten", haben Hersteller wie Mars oder Mondelez Lieferstopps ausgerufen. Zwischen Edeka und Coca-Cola sollen sogar Gerichtsverfahren laufen. Auch sächsische Unternehmen müssen nun wegen Preissteigerungen hart mit den Märkten verhandeln.

US-Firmen erkennen Standortvorteile im Osten

Die Präsidentin der deutsch-amerikanischen Handelskammer, Simone Menne, sieht den Osten Deutschland im stärkeren Fokus US-amerikanischer Unternehmen. Die zwei starken Beispiele Intel und Tesla zeigten, dass US-Firmen die Standortvorteile im Osten Deutschlands erkennen, sagt sie im Interview mit sächsische.de. Zugleich weist sie aber auch auf Schwächen in der Infrastruktur in Gesamtdeutschland hin. Laut einer Unternehmerumfrage seien "am Standort Deutschland die Energiekosten und die digitale Infrastruktur kritische Punkte". "Da muss etwas passieren, damit wir nachhaltig investieren können", so Menne.

Zweites Leben für alte Schnuller

Für das 2020 gegründete Dresdner Unternehmen HolyPoly sind alte Plastikprodukte kein Müll, sondern ein Rohstoff, der weitergenutzt werden kann - zum Beispiel für Sandförmchen. Das Unternehmen ist innerhalb von einem Jahr von zwölf auf 24 festangestellte Mitarbeiter gewachsen und arbeitet mit großen Namen wie Spielzeughersteller Mattel, Babymarke Nuk oder Schreibwarenhändler Lamy zusammen. Die Vision des Unternehmens: Eine Welt der Kreislaufwirtschaft.