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Dresdner Firma macht Sandförmchen aus alten Schnullern

HolyPoly aus Dresden sammelt deutschlandweit alte Schnuller und Trinkflaschen. Daraus werden neue Produkte hergestellt. So funktioniert das Recycling-System.

Von Luisa Zenker
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Sophia Werner und Fridolin Pflüger vom Unternehmen HolyPoly freuen sich über alte Schnuller und Trinkflaschen. Sie stellen daraus unter anderem neue Sandförmchen her.
Sophia Werner und Fridolin Pflüger vom Unternehmen HolyPoly freuen sich über alte Schnuller und Trinkflaschen. Sie stellen daraus unter anderem neue Sandförmchen her. © kairospress

Der Jungunternehmer Fridolin Pflüger packt einen Karton aus. Hunderte grüne, blaue, gelbe Schnuller und Trinkflaschen purzeln daraus hervor. „Das würde normalerweise als Restmüll verbrannt werden“, sagt der 28-Jährige. „Wir geben ihnen ein zweites Leben und machen daraus das“, sagt er und zeigt auf Sandförmchen in Dinosaurierform.

Damit ist das Prinzip von HolyPoly schnell erklärt. Für das 2020 gegründete Dresdner Unternehmen sind alte Plastikprodukte kein Müll, sondern ein Rohstoff, der weitergenutzt werden kann. Um zu erklären, wie das geht, führt Mitgründer Fridolin in einen Keller auf dem Jagdweg Dresden. „Nächsten Sommer ziehen wir in das Technologiezentrum im neu entstehenden Gewerbehof Freiberger Straße. Jetzt haben wir noch etwas Start-up-Charakter“, fügt seine Mitarbeiterin Sophia Werner entschuldigend hinzu, während sie das Neonlicht der Lagerhalle anschaltet.

Dabei kann HolyPoly kaum noch als kleines Start-up bezeichnet werden. Das Unternehmen ist innerhalb von einem Jahr von zwölf auf 24 festangestellte Mitarbeiter gewachsen und arbeitet mit großen Namen wie Spielzeughersteller Mattel, Babymarke Nuk oder Schreibwarenhändler Lamy zusammen. Im Sommer haben sie eine weitere Kampagne für alte Schnuller und Babytrinkflaschen gestartet:

In mehr als 500 Kindergärten werden Schnuller gesammelt

Sophia setzt sich neben ein grün angemaltes Monster aus Pappe: „Das ist das Schnullermonster“, sagt sie grinsend. „Es liebt Plastikmüll.“ In mehr als 500 Kindergärten hat das Unternehmen bereits die Pappmonster aufgestellt, um so Schnuller und Trinkflaschen einzusammeln, die sonst in der Tonne landen würden. Hat sich Monster satt gegessen, geht die Kiste an HolyPoly in Dresden.

Dort wird dann im Keller fleißig sortiert, nach Farbe und Material. „Das kann leider nicht recycelt werden“, sagt Fridolin und deutet auf durchsichtige weiche Silikonteile. „Der Rest aber schon, der wird zu Granulat geschreddert“ Fridolin lässt pinken Plastikkies durch seine Finger rieseln.

HolyPoly schickt die Teile dann weiter an verschiedene Recyclingpartner, die das Plastik säubern, fein sortieren und homogenisieren. Schließlich geht es an den Spielzeughersteller Gowi, der die Masse auf 200 Grad Celsius erhitzt und Sandförmchen herstellt. „Recycling bedeutet auch Klimaschutz“, erklärt Fridolin: Eine Tonne recyceltes Plastik spart im Vergleich zur Neuproduktion etwa zwei Tonnen klimaschädliches Kohlenstoffdioxid. „Klimafreundlicher aber teurer“, gibt er dennoch zu. „Das muss sich noch ändern.“

Recycling: Klimafreundlicher aber teurer

Normalerweise würde das alles im Restmüll landen.
Normalerweise würde das alles im Restmüll landen. © kairospress
Zuerst werden die Schnuller und Flaschen bei HolyPoly sortiert.
Zuerst werden die Schnuller und Flaschen bei HolyPoly sortiert. © kairospress
Danach wird das Plastik zu Granulat geschreddert.
Danach wird das Plastik zu Granulat geschreddert. © kairospress
12.000 Sandförmchen sollen aus alten Schnullern und Babyflaschen entstehen.
12.000 Sandförmchen sollen aus alten Schnullern und Babyflaschen entstehen. © kairospress

Ziel ist es, 12.000 recycelte Sandförmchen herzustellen. Fridolin reicht das jedoch noch nicht - Er will aus alten Schnullern neue machen. Die Vision des Unternehmens: Eine Welt der Kreislaufwirtschaft. „Produkte aus fossilen Rohstoffen müssen die Ausnahme sein, bislang ist Recycling allerdings die Ausnahme.“ Derzeit werden etwa 10 Prozent der Kunststoffprodukte in Europa aus Recyclingmaterial hergestellt. Das junge Unternehmen möchte, dass es fast 100 Prozent werden.

Für die Schnullermonster-Aktion können sich Kindergärten noch bis Ende November anmelden. Auch Privatpersonen dürfen alte Schnuller und Flaschen an das Unternehmen HolyPoly senden, die Kosten für das Paket übernimmt die Firma Nuk. Wer das größte Paket sendet, erhält noch eine Überraschung.