Dresden/Leipzig. Große Waldbrände beeinflussen die Atmosphäre stärker und anders als bisher vermutet. Sie verändern Luftströmungen global und haben damit auch Einfluss auf große Wetterlagen. Leipziger Wissenschaftler haben dies mit einem internationalen Team in aufwendigen Rechenmodellen nachgewiesen und die Ergebnisse jetzt im Fachjournal Atmospheric Chemistry and Physics veröffentlich.
Die Hitze des Feuers ist der Auslöser, den Rest erledigen die Rauchpartikel. Das berichten Fabian Senf und Bernd Heinold vom Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (Tropos). Das extreme Feuer in Australien von 2019/20 hatte Ruß bis in die Stratosphäre, also über die Wolken hinaus getrieben. Dort schwebte der Ruß mehr als zwei Jahre. Doch, statt wie bislang angenommen durch die Verdunklung des Sonnenlichts Abkühlung zu bringen, heizten diese winzigen schwarzen Partikel die Atmosphäre auf, berichtet Bernd Heinold der SZ. Und diese zusätzliche Energie veränderte globale Luftströmungen.
„Es gibt in den Daten einen Hinweis darauf, dass sich die klassischen Wetterwerte dadurch verändern.“ Vorhersagen diesbezüglich für die Folgen künftiger Waldbrände können die Wissenschaftler noch nicht machen. Dazu bedarf es vorher noch mehrerer solcher Beobachtungen und Messung bei Extremereignissen wie dem von Australien. Möglicherweise liefern die Waldbrände in Südeuropa und Kanada von diesem Jahr neue Fakten, sagt Heinold.
Dass die Forschung erst jetzt auf dieses globale Phänomen aufmerksam wird, das hängt mit den neuen, besseren Messgeräten und vor allem starken Supercomputern zusammen. Extrem große Datenmengen wurden mit globalen Klimamodellen gerechnet. Das schaffte gerade so einer der stärksten Großrechner Deutschland im Deutschen Klimarechenzentrum Hamburg.
Letztlich hätten stichprobenartige Messungen vom Tropos auf Schiffen und in Chile sowie Satellitendaten die neuen Berechnungen bestätigt, berichtet Heinold. „Es wird wichtig, sich solche Folgen genauer anzusehen, da solche extremen Waldbrände zunehmen.“
Ein weiteres aktuelles Forschungsergebnis macht indes Hoffnung. Die gewaltigen Gletscher Asiens schmelzen derzeit schnell dahin. Dadurch ist die künftige Wasserversorgung für Milliarden Menschen in Asien gefährdet. Doch diese Gletscher könnten gerettet werden. Auch hier ist Tropos für die Berechnungen verantwortlich.
Während der Corona-Pandemie war die Luft in Asien erheblich sauberer. Es gab deutlich weniger schwarze Rußpartikel in der Atmosphäre und so auch auf dem Schnee und Eis. Die Gletscher erwärmten sich dadurch weniger, das reduzierte die Abschmelzung erheblich, berichtet Heinold. „Hier ließe sich kurzfristig an den Klimafolgen etwas ändern.“ Mit Technik und Technologie, und internationaler Unterstützung freilich.
Letztlich ist auch dies ein globales Problem. Schwarzer Kohlenstoff, also Ruß, bleibt ja nicht in Asien. „Weniger Ruß in der Luft, das könnte auch die Eisschmelze in der Arktis reduzieren.“ Das Verschwinden des Meereises hat unmittelbare Auswirkungen auf das Wetter bei uns. Eine weithin eisfreie Arktis würde die Großwetterlagen in Mitteleuropa durch den sich ändernden Jetstream verändern. Hitzewellen und Starkregen wären als zwei extreme Zustände einer neuen Normalität.