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Milliarden für Sachsens Wissenschaft

Der Freistaat hat eine Agenda für die Forschungslandschaft aufgestellt – und will damit die Wirtschaft voranbringen.

Von Sven Heitkamp
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Sebastian Gemkow (CDU), Sachsens Wissenschaftsminister, mit künstlichem Wesen in Leipzig unterwegs.
Sebastian Gemkow (CDU), Sachsens Wissenschaftsminister, mit künstlichem Wesen in Leipzig unterwegs. © dpa

Auf einer Bühne im Leipziger Kongresszentrum unterhalten eine lächelnde Roboterdame und zwei weiße Roboterhunde das Publikum. Gerade haben Ministerpräsident Michael Kretschmer und Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (beide CDU) ihre neue Agenda für die sächsische Wissenschaft unter dem Titel „Spin 2030“ präsentiert – und die künstlichen Wesen an ihrer Seite stehen dafür Pate.

Seit 32 Jahren investiere Sachsen in Bildung und Wissenschaft und werde diesen Weg auch weitergehen, betont Kretschmer. Allein beim Strukturwandel in den Kohleregionen in der Lausitz und in Mitteldeutschland würden zweimal eine Milliarde Euro ausgegeben, vor allem für die Forschung. „Das macht kein anderes Bundesland“, sagt Kretschmer.

Kluge Ideen würden dazu führen, dass neue Produkte entstehen und der Wohlstand wachse. Das sieht Frank Fitzek, Sprecher des Zentrums für taktiles Internet der TU Dresden und Herr über die Roboter auf der Bühne, ähnlich. Innovative Forschungsthemen müssten aus den Universitäten heraus in Start-ups und neue Unternehmen münden – wie die sächsischen Robotik-Vorreiter Wandelbots. Bis 2030 werde der Freistaat mindestens 17 Milliarden Euro in die Wissenschaftslandschaft und die Forschung investieren, kündigt Minister Gemkow an.

Dabei gehe es um die neuen Großforschungszentren, um die Exzellenz der Universitäten und Hochschulen, um die Universitätskliniken, Pharma-Projekte und Rechenzentren für Künstliche Intelligenz. „Wir sprechen von Dimensionen, die es in dieser Größenordnung noch nicht gegeben hat“, sagt Gemkow. So entsteht in der Lausitz das Deutsche Zentrum für Astrophysik mit bis zu 1000 Arbeitsplätzen, das dreimal so viele neue Jobs in die Region bringen werde, sagt dessen künftiger Standortleiter Christian Stegmann. Ähnlich groß sind die Erwartungen in Delitzsch, wo ein Großforschungszentrum für den Wandel der Chemieindustrie entsteht.

Sebastian Gemkow (CDU,l) und Michael Kretschmer (CDU) stehen auf dem ·Spin 2030 Agenda für die Wissenschaft· auf der Bühne.
Sebastian Gemkow (CDU,l) und Michael Kretschmer (CDU) stehen auf dem ·Spin 2030 Agenda für die Wissenschaft· auf der Bühne. © dpa

Die Effekte von Investitionen in die Wissenschaft seien schon heute an der Wirtschaftsstärke und Lebensqualität Sachsens abzulesen, betont Gemkow. „Spin 2023“ sei die Agenda für die kommenden Jahre und zugleich eine Kampagne, um junge Menschen an sächsische Hochschulen zu holen. „Junge Wissenschaftler in der ganzen Welt müssen wissen, dass Sachsen ein weltweit heißer Standort ist“, meint denn auch Anthony Hyman, Direktor des Max-Planck-Instituts für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden und erinnert an den Medizin-Nobelpreis für den Leipziger Evolutionsforscher Svante Pääbo. „Wissenschaft in Sachsen ist schon exzellent – man muss es aber auch sichtbar machen.“

Ein wichtiger Forschungsschwerpunkt werde der Import, die Nutzung und die Sicherheit von Wasserstoff, sagt Antonio Hurtado, Professor am Institut für Energietechnik der TU Dresden. Allerdings müssten sich hiesige Experten auf spezielle Fragen wie die Verflüssigung von Wasserstoff konzentrieren, da man mit dreistelligen Milliarden-Investitionen in den USA oder Japan nicht konkurrieren könne. Wenn aber ein Stuttgarter Start-up oder Airbus in den kommenden Jahren bis zu 100 Passagiere mit Wasserstoff fliegen wollen, solle sich der Freistaat nicht mit dem dritten Platz zufriedengeben.

Hurtado: „Die Köpfe sind da.“ Zugleich soll die sächsische Berufsakademie zu einer „Dualen Hochschule“ ausgebaut werden. Im Freistaat würden künftig laut BA-Vize-Präsidentin Frauke Deckow 150.000 Fach-, Führungs- und Arbeitskräfte fehlen. Als künftige „Duale Hochschule“ solle die Berufsakademie helfen, mit ihren 10.000 Praxispartnern den Regionen mehr Fachkräfte bereitzustellen. Bisher könnten nur etwa die Hälfte der Anfragen von Unternehmen nach dualen Studienplätzen erfüllt werden. Diese Lücke, so Deckow, solle geschlossen werden.