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Wo ist Behle? Eine Frage, die einen Langläufer bekannt machte

Die Olympischen Spiele hängen Jochen Behle noch heute an - in Form einer Frage.

Von Michaela Widder
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Bei den Olympischen Spielen 1980 in Lake Placid konnte der Fernsehkommentator Jochen Behle einfach nicht entdecken.
Bei den Olympischen Spielen 1980 in Lake Placid konnte der Fernsehkommentator Jochen Behle einfach nicht entdecken. © Repro: SZ

„Wo ist Behle?“ Die Frage hängt ihm an wie pappiger Schnee am verwachsten Ski. Kein Tag vergeht, an dem er nicht an diesen Ausspruch erinnert wird. Dabei ist dieser schon fast 30 Jahre alt. Bei den Olympischen Spielen 1980 in Lake Placid konnte der Fernsehkommentator Bruno Moravetz im 15-Kilometer-Rennen den 19 Jahre jungen deutschen Skilangläufer mit Startnummer 41 einfach nicht im TV-Bild entdecken. Dabei hatte Behle nach fünf Kilometern völlig überraschend die Bestzeit vor dem Finnen Juha Mieto und Thomas Wassberg aus Schweden, dem damaligen Langlaufkönig. Aber es gab kein Fernsehbild davon, die Amerikaner hatten mal wieder bloß ihre Landsleute im Wald eingefangen. Da wurde der Reporter etwas wütend – und fragte eindringlich: „Wo ist Behle?“

Die Frage war damals so bekannt, dass Westernhagen sogar ein Lied daraus machte:

Der Langläufer aus dem Sauerland beendete das Rennen als Zwölfter. Einen Weltcup 1989 über die 50 Kilometer von Calgary konnte Behle feiern. Bis zum Ende seiner Karriere 1998 hat er nie eine internationale Medaille gewonnen. Als Bundestrainer war er deutlich erfolgreicher; von 2002 bis März 2012 war Behle Chefcoach. Unter ihm hatte der deutsche Skilanglauf seine erfolgreichste Zeit bislang überhaupt. So gewannen seine Athleten René Sommerfeldt 2004, Axel Teichmann 2005 sowie Tobias Angerer 2006 und 2007 jeweils den Gesamtweltcup im Skilanglauf. Bei den Winterspielen 2010 holte sein Team drei Medaillen, darunter Gold im Teamsprint der Frauen. Seit dem Winter 2012/013 ist er als Langlauf-Experte und Co-Kommentator für Eurosport mit dem Skizirkus unterwegs.

Ohne die berühmte Frage hätte Behle sehr wahrscheinlich diese Popularität nie erfahren und auch nicht der langjährige ZDF-Reporter. Bruno Moravetz verstarb 2013 im Alter von 92 Jahren.