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Erneut Wolfsriss bei Löbau: Sachsens Umweltminister sieht Handlungsbedarf

In Löbau, Friedersdorf und Kottmar haben Wölfe diesen Herbst bereits mehrmals Nutztiere gerissen - zuletzt am Freitag in Oppach. Wann reagiert die Politik?

Von Jana Ulbrich
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Werden die Hürden für eine Bejagung von Wölfen gesenkt? Diese Frage wird derzeit bundesweit - vor allem aber in der Oberlausitz - diskutiert.
Werden die Hürden für eine Bejagung von Wölfen gesenkt? Diese Frage wird derzeit bundesweit - vor allem aber in der Oberlausitz - diskutiert. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa (Symbolbild)

Am vergangenen Freitag haben Wölfe drei Schafe im Oppacher Ortsteil Eichen gerissen. Wie die betroffene Tierhalterin mitteilt, hat sich der Angriff in den frühen Morgenstunden ereignet. Die drei Tiere hätten auf ihrer Weide nur 15 Meter von den Wohnhäusern entfernt gestanden und seien ordnungsgemäß gesichert gewesen.

Es ist bei Weitem nicht der erste Wolfsangriff in diesem Herbst im Oberland. Allein im August - nur bis dahin ist die aktuelle Rissstatistik der sächsischen Fachstelle Wolf bereits veröffentlicht - schlugen Wölfe im Raum Löbau, Kottmar, Neusalza-Spremberg und Cunewalde neunmal zu. 20 Nutztiere wurden dabei getötet, 14 verletzt.

Die Wolfsangriffe von September, Oktober und November sind in dieser Statistik noch nicht enthalten. Als sehr beunruhigend empfinden Anwohner die Tatsache, dass sich Wölfe auf der Suche nach Beute inzwischen bis direkt in die Ortschaften wagen und offenbar auch gelernt haben, Elektrozäune zu überspringen.

"So kann es doch nicht weitergehen", sagt die Tierhalterin aus Oppach. Die Politik müsse endlich neue Regelungen treffen. Aber was tut die Politik? Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat Anfang Oktober Pläne vorgestellt, nach denen ein Abschuss von streng geschützten Wölfen leichter ermöglicht werden soll. Umgesetzt sind diese Pläne aber bisher nicht.

Auch Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) sieht inzwischen Handlungsbedarf und begrüßt den Vorstoß der Bundesministerin. „Wir brauchen einfachere und schnellere Verfahren für die Entnahme von Problemwölfen", erklärte Günther auf Nachfrage der SZ, schränkt aber zugleich ein: "Schnellere Verfahren dürfen nicht den Wolfsschutz aushebeln."

Wichtig sei ihm vor allem, dass die Weidetierhaltung in Sachsen weiter funktioniert. "Dazu gehört nicht allein, aber auch, der Schutz vorm Wolf. Und deshalb fördern wir Herdenschutz und deshalb fördern wir die Weidetierhaltung“, so der Minister. Man sei mit den Akteuren vor Ort fortlaufend im Gespräch.

Von Wolfsrissen betroffene Nutztierhalter in der Oberlausitz allerdings fühlen sich von der Landesregierung eher im Stich gelassen als gefördert. Jüngstes Beispiel ist der Angriff auf eine Schafherde bei Schönau-Berzdorf mit einem hohen Schaden. Auf dem bleibt der Schäfer sitzen, weil ein 90 Zentimeter hoher Elektrozaun und zwei Herdenschutzhunde nach einer Begutachtung durch Experten der Fachstelle Wolf als nicht ausreichend angesehen wurden.

Conrad Clemens (CDU), Staatssekretär in der Sächsischen Staatskanzlei, fordert deshalb dringend eine Anpassung der Sächsischen Wolfsmanagementverordnung. "Die Verordnung müsse der veränderten tatsächlichen Lage insbesondere in Ostsachsen Rechnung tragen", so Clemens gegenüber der SZ. Er sieht hier aber zuerst den Bund in der Pflicht, die durch das Bundesnaturschutzgesetz eng begrenzten Möglichkeiten für einen Wolfsabschuss aufzuweiten.

Tierhalter und Jagdverbände sehen deshalb jetzt gespannt nach Münster in Nordrhein-Westfalen. Dort findet Ende November die nächste Konferenz der Umweltminister aller Länder mit der Bundesministerin statt. Der künftige Umgang mit dem Wolf wird ein Thema sein. Nach SZ-Informationen sollen auf der Konferenz auch erstmals die mit Spannung erwarteten Ergebnisse einer Studie zum Erhaltungszustand des Wolfes in Deutschland vorgestellt werden.

Ob sich danach im Umgang mit dem Schutz der Wölfe in Sachsen etwas ändert, bleibt abzuwarten. Nach Erkenntnissen der Fachstelle Wolf leben derzeit 38 Wolfsrudel, vier Wolfspaare und zwei sesshafte Einzelwölfe im Freistaat, die allermeisten davon in der Oberlausitz.