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Zittauer Gebirge: Heiße Hotdogs im 50er-Jahre-Look

Oybins Wirte-Urgestein Frank Hilbrecht kann auch als Rentner das Backen nicht lassen. Sohn Paul hat da eine Idee, die richtig gut ankommt - und nun erweitert wird.

Von Jana Ulbrich
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Paul Hilbrecht betreibt mit seinem Vater Frank in Oybin einen besonderen Eis- und Hotdog-Stand.
Paul Hilbrecht betreibt mit seinem Vater Frank in Oybin einen besonderen Eis- und Hotdog-Stand. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Ein bisschen Vintage, ein bisschen American-Way-of-Life, ganz viel Enthusiasmus und ein ganz besonderer Geschmack: Dieser Imbissstand fällt auf, wie er da seit ein paar Wochen hier in der Bummelmeile im Zittauer Gebirgskurort Oybin steht und bei gutem Wetter jeden Tag ab Mittag seine Fenster aufklappt. Dieser Stand hier ist anders als üblich. Und der Chef nennt ihn lieber "Snackbar". Dabei sollte das doch eigentlich nur ein Versuch sein. Aber der Reihe nach:

Der Chef hier ist Frank Hilbrecht, ein Gastronomen-Urgestein, den sie alle kennen im Kurort Oybin. Jahrelang hat der umtriebige Wirt hier das Eiscafé "Bellino" geführt, in jedem Herbst den größten Pflaumenkuchen der Oberlausitz gebacken und drumherum das große Pflaumenkuchenfest organisiert. Aber jetzt ist Hilbrecht Rentner. Doch zu Hause hinsetzen und Däumchen drehen? Das war und ist nichts für den 70-Jährigen, hat er gemerkt. "Ich muss einfach backen, das geht gar nicht anders", sagt Frank Hilbrecht zur Erklärung.

Und da ist Paul Hilbrecht, sein Sohn, 22 Jahre alt und großer Fan jenes American-Way-of-Life und des Lebensgefühls der 50er Jahre. Paul macht gerade beim DRK in Zittau seine Ausbildung zum Rettungssanitäter. Am Oybiner Weihnachtsmarkt-Wochenende im vorigen Dezember hatte er frei. Und sein Vater hatte immer noch den kleinen Eis-Verkaufsstand gegenüber vom "Bellino", das jetzt Jachym Hruska aus dem tschechischen Jablonne v Podjestedy (Deutsch Gabel) erfolgreich weiterführt. Eines Nachmittags beim Pflaumenkuchenessen also fragte der Sohn den Vater mit Blick auf den Eisstand: "Wollen wir nicht zum Weihnachtsmarkt was machen?"

Aber was? Bratwurst wie jeder? Das wollten die Hilbrechts nicht. Und da hatte Paul die Idee von der Snackbar im amerikanischen Vintage-Style der 50er und den Hotdogs, die in Amerika allerdings "Frankys" heißen wegen der Frankfurter Würstchen innendrin. Die Hotdogs auf dem Oybiner Weihnachtsmarkt waren ein voller Erfolg. Und Paul Hilbrecht, der mit der Gastronomie seines Vaters aufgewachsen ist, hatte Feuer gefangen.

Und jetzt hat er eine neue Freizeitbeschäftigung: Seit Saisonbeginn im Frühjahr öffnen Hilbrechts ihre kultige Snackbar in Oybin nun nahezu jeden Tag. Nur bei ganz miesem Wetter ist geschlossen. Für den Verkauf hat Frank Hilbrecht Saisonkräfte eingestellt. Und in jeder freien Minute steht auch der angehende Rettungssanitäter Paul hinterm Verkaufsfenster. "Aber erst nach der Arbeit", betont er. "Die Ausbildung geht auf jeden Fall vor."

Paul hat dem kleinen Unternehmen den Namen A-Tops gegeben, ein Fantasiename, der peppig klingen soll. Er hat den Stand ganz im Stile der 50er Jahre eingerichtet und dekoriert - bis hin zum eigenen Outfit mit Schiebermütze, karierten Knickerbockern und der langen Schürze mit den Lederriemen. Softeis gibt es hier immer noch, aber jetzt wie in Amerika mit vielen kunterbunten Toppings - von Mini-Marshmallows bis Eierlikör.

"Wir wollten einfach mal was anderes machen, etwas Jüngeres für junge Leute", sagt Paul Hilbrecht. Der Stil ist in, weiß der 22-Jährige. Die Hotdogs, die er aus dem Fenster reicht, sind keine Fast-Food-Massenware: Frank Hilbrecht backt die Brötchen jeden Tag frisch, der Fleischer liefert die Würstchen, Paul kreiert alle möglichen Hotdog-Variationen. Das Konzept ist nachhaltig - nur Pfandflaschen, kein Plastikmüll. Auch das ist jungen Leuten wie Paul sehr wichtig.

Neue "Waldcafé"-Lounge in Lückendorf

Und weil das alles so gut läuft, wollen die Hilbrechts ihr kleines Unternehmen jetzt noch erweitern. Den Sommer über haben sie die Blockhütte in Lückendorf gepachtet. Seit einem Jahr ist der kleine Kiosk direkt am Touristenparkplatz dicht. Hilbrechts wollen ihn jetzt nutzen. Sie möbeln die Hütte gerade auf, richten hier ein "Waldcafé" mit chilligen Lounge-Möbeln ein. "Natürlich im Stil der 50er Jahre", schmunzelt Paul. Ein Test am Pfingstwochenende ist sehr gut gelaufen und hat Mut für das Projekt gemacht, erzählt er.

Ab Ende Juni will er an der Wochenenden öffnen, an schönen Sommerabenden Events veranstalten mit Musik der 50er Jahre. "Wir wollen hier einfach mal was für junge Leute machen und zeigen, dass das auch geht", sagt Paul Hilbrecht. "Diese Region ist großartig und hat so viel zu bieten", schwärmt er. "Junge Leute müssen hier nicht weg, sie müssen sich nur bewegen und hier etwas auf die Beine stellen", ist er überzeugt und will es vormachen.

Inzwischen hat Frank Hilbrecht auch noch einen mobilen Hotdog-Stand gebaut. Den will das kleine Team bei den Zittauer Filmnächten aufbauen. "Wir wollen es einfach mal ausprobieren und sehen, wie das läuft", sagt Sohn Paul. "Egal wie, wir freuen uns jedenfalls sehr auf diesen Sommer." Er wird sich die Schiebermütze aufsetzen und Hotdogs verkaufen, so oft er kann. Zuerst mal wird er aber Rettungssanitäter, betont der junge Mann aus Oybin. Das sei nämlich auch ein ganz toller Beruf.