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Wofür 2024 Zittaus größter Vermieter Millionen ausgibt

Die Wohnungsgenossenschaft Zittau treibt die Energiewende um. Und die Investition in Gebäude und Wohnungen geht weiter. Das hat auch mit dem künftigen Gewerbegebiet in Ost zu tun.

Von Thomas Christmann
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Vorstand Bernd Stieler steht vor den Häusern an der Schillerstraße 74 bis 88 in Zittau, die zuletzt einen Anschluss an das Fernwärme-Netz der Stadtwerke erhielten.
Vorstand Bernd Stieler steht vor den Häusern an der Schillerstraße 74 bis 88 in Zittau, die zuletzt einen Anschluss an das Fernwärme-Netz der Stadtwerke erhielten. © Matthias Weber/photoweber.de

Die Gasheizungen in den beiden Wohnblöcken an der Schillerstraße 74 bis 88 in Zittau sind raus, die Schornsteine weg. Stattdessen liegt Fernwärme an. Die soll komfortabel, sicher, umweltfreundlich und preisgünstig sein. So werben zumindest die hiesigen Stadtwerke für das Netz, das jedes Jahr um einen Kilometer wachsen soll. Und für das die Wohnungsgenossenschaft (Wogeno) als größter Vermieter der Stadt schon weiteren Bedarf in Nord angemeldet hat. So wird dort nach Häusern an der Dr. Allende-, Rosegger- sowie Schiller- 2024 das erste Gebäude an der Gutenbergstraße an die Fernwärme angeschlossen. Mittlerweile liegen 20 Prozent der rund 3.000 Wohnungen daran an. "Damit fallen Kosten für die Reparatur und Wartung weg", sagt Vorstand Bernd Stieler. Die Ersparnis macht sich wiederum bei den Mietern auf ihrer Jahresabrechnung bemerkbar.

Dort schlug 2023 noch die Energiekrise durch, nachdem die günstigen Versorgerverträge ausliefen. Die Vorauszahlungen für Heizung und Warmwasser stiegen um das Dreifache, ein Millionen-Beitrag für die Genossenschaft. Entsprechend erhöhten sich die Nebenkosten für Mieter. Der Preis für Fernwärme kletterte voriges Jahr auf 9,5 Cent pro Kilowattstunde, bei Gas auf 12 - eine staatliche Deckelung, die nun weggefallen ist. "Wir haben Mitglieder, die ihre Räume teilweise nicht mehr heizen", berichtet Wogeno-Vertriebsleiter Thomas Strobel. "Aus Angst, nicht zahlen zu können." Doch die jüngste Jahresabrechnung hat gezeigt: Die Befürchtung ist bisher unbegründet. Auch für 2023 sollen die Vorauszahlungen reichen. Im Zweifel bietet die Genossenschaft zinsfreie Ratenzahlungen an. Und mit der Luisa Jung seit vorigem Jahr eine "Kümmerin" für die Mieter bei allen Fragen rund um die Wohnung. Ab 2024 liegt der Gaspreis zudem wieder etwas niedriger, dank neuem Vertrag mit den Stadtwerken. Der läuft über drei Jahre.

Die Wogeno investiert dieses Jahr in das Haus an der Südstraße 68 bis 70.
Die Wogeno investiert dieses Jahr in das Haus an der Südstraße 68 bis 70. © Matthias Weber/photoweber.de

Die Investitionen hat die Wogeno zurückgefahren. "Um das Geld zusammenzuhalten", sagt Bernd Stieler. Voriges Jahr gab die Genossenschaft rund 2,5 Millionen Euro aus und damit 1,5 weniger als 2022. Das lag nicht nur an der Energiekrise, sondern auch an der sich ständig ändernden Gesetzeslage. "Dadurch ist keine Planungssicherheit mehr gegeben", so der Vorstand. Das zeigt sich zum Beispiel beim Thema Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien, bei dem für ihn bisher kein klarer Weg erkennbar ist. Die Wogeno agiert in dem Bereich deshalb zurückhaltend. Zwar hat sie beispielsweise 2023 die Geschäftsstelle an der Schillerstraße mit einer Fotovoltaikanlage ausgestattet und finden sich weitere von Fremdanbietern auf anderen Objekten, doch dabei soll's vorerst bleiben. Auch das 2023 beworbene Projekt Balkonkraftwerke ist zurückgestellt. Die Wirtschaftlichkeit sei nicht gegeben, meint er.

Vermehrt Investitionen in die Gebäudesubstanz

Stattdessen will sich die Wogeno vermehrt auf die Gebäudesubstanz konzentrieren. Schon 2023 floss das meiste Geld in die Modernisierung von 90 Wohnungen. Weitere 100 sollen dieses Jahr folgen. Pro Einheit kostet das etwa 40.000 Euro. Vollendet wird 2024 auch das Projekt an der Südstraße 68 bis 70. Das Doppelhaus von 1907 - das zweitälteste im Bestand - ist bereits trockengelegt, im Frühjahr steht die Außenanlage an. Und aus den sieben Wohnungen in der 70 will die Genossenschaft vier machen. "Die Nachfrage ist da", sagt Thomas Strobel. Geplant sind drei Wohnungen mit jeweils rund 115 Quadratmetern auf den ersten drei Etagen und eine vierte mit knapp 60 Quadratmetern im Dachgeschoss. Alt ist dann nur noch die Fassade, die aber in den nächsten Jahren saniert werden soll.

Dass die Investitionen in den Bestand nötig sind, zeigt die Leerstandsquote von 19,5 Prozent. Die Höhe hängt auch mit dem Wohngebiet Zittau-Ost zusammen. Dort gehören der Wogeno noch fünf der sieben Blöcke, die nach dem Plan der Stadt einmal allesamt dem "grünen" Gewerbegebiet weichen. So soll als nächstes 2025 das Gebäude Am Dreiländereck 14 bis 18 fallen. Weitere Abrisse betreffen in den Folgejahren die Blöcke an der Bogatyniaer Straße 2 bis 8 und 10 bis 22 sowie am Uferweg 14 bis 18. Als Ziel genannt ist bisher 2035, bis wohin das Gebiet komplett zurückgebaut sein soll.

In den Häusern der Genossenschaft in Zittau-Ost sind noch 90 und damit etwa die Hälfte der Wohnungen belegt. Geplant ist, diese von Eingang zu Eingang leerzuziehen. "Das ist keine Hauruck-Aktion", sagt Bernd Stieler. Nach seinen Worten sollen die Mieter mindestens zwei Jahre vor dem Abriss informiert werden und innerhalb des Wogeno-Bestands umziehen können - in modernisierte Wohnungen. Die Genossenschaft senkt damit die Leerstandsquote und leistet ihren Beitrag für das kommende Gewerbegebiet. Laut dem Vorstand entstehen durch die Unternehmen Arbeitsplätze, worüber Menschen in Zittau gehalten werden oder dahin ziehen. Für ihn potenzielle Mieter.