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Schuhhaus Kellner investiert zum Jubiläum in Zittau

Mario Kellner feiert diesen Monat 30-jähriges Firmenbestehen und lässt vom Geschäftshaus an Zittaus Rathausplatz Dach und Fassade erneuern. Für das Gebäude hat er schon weitere Ideen.

Von Thomas Christmann
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Mario Kellner vor seinem Schuhhaus am Rathausplatz in Zittau. Das wird diesen Monat noch eingerüstet.
Mario Kellner vor seinem Schuhhaus am Rathausplatz in Zittau. Das wird diesen Monat noch eingerüstet. © Matthias Weber/photoweber.de

Nicht nur der Frühling ist zurück bei Mario Kellner, auch der Sommer lässt sich schon bei ihm blicken. Der Inhaber des gleichnamigen Schuhhauses am Rathausplatz 14 in Zittau hat mit seinen Mitarbeitern die Schaufenster mit entsprechenden Modellen ausgestattet. Farbige Details seien diese Saison gefragt, sagt der 53-Jährige. Das gilt sowohl bei den Schuhen als auch der Bekleidung. Und auf das gesamte Sortiment gibt der Chef diesen Donnerstag, Freitag und Sonnabend gleich mal 30 Prozent Rabatt. Grund ist das 30-jährige Bestehen seines Schuhhauses, mit dem er auch in Oderwitz, Bautzen und Görlitz vertreten ist.

In Zittau befindet sich der größte Laden. "Da hängt mein Herzblut dran", sagt Mario Kellner. Denn während er woanders nur eingemietet ist, gehört ihm das Haus in der Innenstadt seit 2014. Vor zwei Jahren verlagerte der Eigentümer auch sein Geschäft von der Reichenberger Straße 9 zum Rathausplatz 14. Den Anlass bot die Augsburger Schuhhof GmbH, die dort ihre Filiale nach 29 Jahren im November 2020 schloss. Mario Kellner war über die Entscheidung zwar überrascht, aber konnte so seine Verkaufsfläche verdoppeln - und das in bester Innenstadt-Lage. Die 250 Quadratmeter nutzte er, um das Sortiment zu erweitern. Bekleidung und Taschen gehören seither dazu. "In der Corona-Zeit haben Touristen aus ganz Deutschland das Zittauer Gebirge für sich entdeckt", berichtet er über den Erfolg mit dem Verkauf von Outdoor-Sachen.

Vor dem Einzug im Juni 2021 musste das Objekt entkernt und umgebaut werden. Allerdings beschränkten sich die Arbeiten auf den Laden im Erdgeschoss. Dieses Jahr nun geht die Sanierung am restlichen Gebäude weiter, zumindest außen. Dafür hat Mario Kellner regionale Firmen beauftragt. Ab 20. März kommt ein Gerüst an das Gebäude, um darüber aufs Dach zu gelangen. Der Grund: Bei stärkeren Regen dringt dort Wasser ein. Auch Ziegel lockern sich bei Stürmen immer wieder. Statt die Schäden wie bisher zu reparieren, wird das Dach nun komplett neu gedeckt. Im Mai schließen sich Arbeiten an der Fassade an. Dann steht der Austausch der Holz-Fenster aus DDR-Zeiten an. "Sie sind undicht und ohne Wärmeschutz", berichtet der Eigentümer.

Die Fassade an sich erhält auch einen neuen Anstrich, bleibt aber sonst auf dem Stand von 1972. Anfang des 20. Jahrhunderts war im Gebäude noch ein Kaufhaus mit Galanterie-, Porzellan-, Leder- und Spielwaren, in der Mitte ein Kaffeegeschäft zu finden. Durch den Umbau zu DDR-Zeiten kamen alle Schmuckelemente weg, entstand eine neue Fensterfront, fiel der separate Eingang weg. Im Gebäude befand sich bis zur Wende Zittaus größtes HO-Kaufhaus "Etikette", das auf drei Etagen Damen- und Herrenkonfektion sowie Wäsche und Kurzwaren anbot.

Mario Kellner hat überlegt, die alte Fassade wieder herstellen zu lassen. Zumal die Stadt bei der Sanierung des Rathausplatzes 2016 den Fußweg vor dem Gebäude ebenerdig gestaltete. Doch für sein Geschäft braucht der Inhaber keine zwei Eingänge und der an der Ecke zur Frauenstraße wird von Kunden besser frequentiert. Den können sie auch während der Bauarbeiten nutzen, durch einen Tunnel ebenso den Fußweg. "Der Geschäftsbetrieb ist nicht eingeschränkt", sagt der Inhaber. Die Sanierung von Dach und Fassade soll Ende Juli beendet sein. Dafür investiert Mario Kellner eine sechsstellige Summe, die er zu 25 Prozent gefördert bekommt.

Der Eigentümer hat aber auch schon weitergehende Vorstellungen für das Gebäude. Während das erste Obergeschoss weiter als Lager, Büro und Aufenthaltsraum der Mitarbeiter dient, plant er das zweite für Büroräume umbauen zu lassen. Er findet die Etage ideal dafür, wegen der Lage und des Blicks auf Rathaus und Markt. Im Dachgeschoss könnten hingegen zwei bis drei Wohnungen entstehen. "Es gibt bereits Interessenten bis aus Berlin, die eine beziehen wöllten", berichtet der 53-Jährige. Die Etagen sind nicht nur über das Treppenhaus, sondern auch einen Fahrstuhl erreichbar. Die weiteren Investitionen hängen nun davon ab, wie sich "die Wirtschaft entwickelt".

Schon 30 Jahre am Markt zu sein, das hat er Kunden, Mitarbeitern und Familie zu verdanken. Egal ob der Besuch von Messen, den Einkauf von Waren, die Erweiterungen und Umzüge der Geschäfte - sie alle machen das auf ihre Art möglich, um dass der Betrieb in dritter Generation erfolgreich weitergeführt werden kann. Dessen Geschichte reicht bis 1946 zurück. Otto Kellner gründete in dem Jahr in Ebersbach eine Schuhmacherei. Sein Sohn Rainer führte das Handwerk fort. Und auch Enkel Mario lernte es. Er machte sich am 11. März 1993 mit Schuhwerkstatt und -verkauf selbstständig. Das erste Geschäft entstand in Oderwitz, 2005 kam die Zittauer, 2010 die Görlitzer und 2013 die Bautzner Filiale dazu. Zum Team gehören inzwischen 17 Mitarbeiter, davon 15 im Verkauf, ein Fahrer für Auslieferungen und eine Putzkraft. Für seine Mitarbeiter hat er noch einen besonderen Abend dieses Jahr geplant.

Ob Tochter Lilly Teresa einmal das Geschäft des Vaters übernimmt, ist noch nicht klar. Die 21-Jährige hat eine Ausbildung zum Schuh- und Textilfachwirt absolviert und arbeitet derzeit bei einem großen Schuhfilialisten in Bayern. "Man kann nie wissen, was die Zukunft bringt", sagt Mario Kellner, der die Geschäfte so lange führen will, wie es ihm gesundheitlich möglich ist. "Ich bin noch mit Freude dabei."