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Bertsdorf-Hörnitz lehnt Riesen-Damm an Koitsche ab

Das Projekt soll nach dem Hochwasser 2010 endlich Sicherheit bringen. Doch winzige Tiere im Mittelbach machen es größer und doppelt so teuer. Nun soll der Landrat vermitteln.

Von Frank-Uwe Michel
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Unterhalb der Koitsche soll ein großer Damm als Hochwasserschutz entstehen. Die Gemeinde wehrt sich gegen Kosten und Dimensionierung.
Unterhalb der Koitsche soll ein großer Damm als Hochwasserschutz entstehen. Die Gemeinde wehrt sich gegen Kosten und Dimensionierung. © Markus van Appeldorn

Für die Netto-Summe von 522.000 Euro soll unterhalb der Koitsche am Mittelbach ein Damm mit einer mittleren Höhe von fünf Metern und einer Länge von etwa 195 Metern entstehen. Der Stauraum beträgt 3.540 Quadratmeter. Dies ist das Resultat der Anstrengungen zum Hochwasserschutz in Bertsdorf-Hörnitz und der Wiederaufbauplanung, die es nach den Starkregenfällen im Jahr 2010 gegeben hat. Damals hatte der sonst so beschauliche Bach seine Wassermassen aus Richtung Koitsche taleinwärts geschickt und das Dorf teilweise überflutet.

Allerdings gerät das vom Gemeinderat als notwendig eingeschätzte Bauwerk nun doppelt so teuer wie in der Planungsrunde davor. 2020 lagen die Kosten laut Entwurfsplanung nämlich nur bei 195.000 Euro, dazu kamen 56.000 Euro Nebenkosten. Ein Jahr später lehnte die Wasserbehörde das Papier aber ab und sah Überarbeitungsbedarf. Kritikpunkt: Belange der Gewässerökologie würden nicht erfüllt.

Dabei war diese Summe schon damals eine enorme Steigerung. "Bei der groben Schätzung 2015 lagen wir noch bei 106.000 Euro und 33.000 Euro Nebenkosten." Jens Jungmichel vom gleichnamigen Zittauer Ingenieurbüro hatte die Planung über all die Jahre auf dem Tisch und weiß, wie Anforderungen, Umfang und Kosten mit der Zeit gestiegen sind. Er machte sich auch daran, die gewünschten Änderungen vorzunehmen. Statt einem Rohr in der Mitte des Dammes wurde eine offene Lösung gefunden - eine sogenannte Ökoschlucht. Das ist eine Wand, über die das überschüssige Wasser im Starkregenfall geordnet abfließen kann. So wird nun garantiert, dass Kleinstlebewesen in, um und am Gewässer überleben können.

13 Prozent der Kosten muss die Kommune tragen

In der Gemeindeverwaltung liegen die kompletten Planungsunterlagen bis 31. Januar aus. Bis zwei Wochen nach diesem Termin können Einwände und Hinweise geäußert werden. Für Bürgermeister Günther Hohmann und die Gemeinderäte steht fest: Bertsdorf-Hörnitz legt fristgerecht beim Amt für Vermessungswesen und Flurneuordnung in Löbau Widerspruch gegen das Vorhaben in der vorliegenden Fassung ein. Die Behörde führt dieses Verfahren.

Die Gründe für die Ablehnung: Die Anlage sei für ein kleines Gewässer wie den Mittelbach völlig überdimensioniert. Zudem sehe man sich außerstande, die Finanzierung zu stemmen, sagt der Gemeindechef. Denn immerhin bleiben 13 Prozent der aktuell veranschlagten Kosten - also 67.860 Euro - bei der Kommune hängen. Ohmann: "Wir haben noch andere Pflichtaufgaben, die wir erfüllen müssen. Diese Summe ist für uns einfach zu groß." Ein weiterer Punkt, der den Bertsdorfern und Hörnitzern gar nicht schmeckt: Durch das Bauwerk wird jede Menge Fläche verbraucht, die künftig nicht mehr für landwirtschaftliche Zwecke nutzbar ist.

Die Gemeinde hat sich deshalb an den Landrat gewandt und um Vermittlung gebeten. Stephan Meyer (CDU) will nun prüfen lassen, ob die ökologische Komponente in dem Projekt verhältnismäßig ist und die Kosten möglicherweise doch noch gedrückt werden können. Allerdings: "Dimensionierung und Flächenverbrauch werden sicherlich bleiben. Denn wir müssen beachten, dass es hier um Hochwasserschutz geht." Bei aller Kritik dürfe man nicht riskieren, dass das Projekt gar nicht verwirklicht wird. Schon bald soll es deshalb einen Termin mit Gemeinde, Planungsbüro, Unterer und Oberer Wasserbehörde geben. Denn die Zeit drängt. Je länger man warte, desto höher würden die Baukosten werden, warnt der Landrat.

Planer Jens Jungmichel nennt trotz allem Unmut in Bertsdorf-Hörnitz noch einen positiven Aspekt: Die Unterhaltungskosten für die offene Dammlösung sind geringer, als wenn das Wasser künftig durch ein Rohr fließen würde.