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Antje Engemann begann 1978 an der Weinau-Grundschule in Zittau, die sie fast 30 Jahre auch leitete. Nun wurde sie verabschiedet.

Von Jan Lange
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Die Schüler der Weinau-Grundschule führen zur Verabschiedung ihrer langjährigen Schulleiterin Antje Engemann (Mitte) ein kleines Programm auf.
Die Schüler der Weinau-Grundschule führen zur Verabschiedung ihrer langjährigen Schulleiterin Antje Engemann (Mitte) ein kleines Programm auf. © Matthias Weber/photoweber.de

Der letzte Schultag vor den Sommerferien soll für Antje Engemann der schönste Tag im Jahr sein. So zumindest berichten es ihre Schüler. Heute war für die 63-Jährige nicht nur der letzte Arbeitstag vor den großen Ferien, sondern auch der letzte Tag als Schulleiterin der Weinau-Grundschule in Zittau. Aus diesem Grund führten die Schüler und Lehrer ein kleines Programm in der Schule auf.

Fast 30 Jahre leitete die Olbersdorferin diese Grundschule, tätig war sie hier aber noch viel länger - insgesamt 43 Jahre, ein ganzes Arbeitsleben lang. Gleich nach dem Studium in Löbau kam sie an die Weinau-Grundschule und wurde seitdem nie versetzt. Das erlebt nicht jeder Lehrer. Gerade durch die zahlreichen Schulschließungen nach der Wende mussten viele Lehrer an andere Einrichtungen wechseln.

Die Weinau-Grundschule stand dagegen nie zur Disposition. Vielmehr wurde sie umfangreich saniert. Die Bauarbeiten begleitete Antje Engemann fast die gesamte Dienstzeit. Mal wurde das Dach erneuert, mal die Fenster oder Fußböden ausgetauscht, dann Brandschutztüren eingebaut und zuletzt eine neue Turnhalle errichtet. Deren Einweihung überlässt sie ihrer Nachfolgerin.

Geleitet wird die Grundschule mit ihren knapp 120 Schülern künftig von Sabrina Franz, die auch Leiterin der Weinau-Oberschule ist. Die Oberschule befindet sich im gleichen Gebäude. Sabrina Franz ist nach eigener Aussage für ein Jahr ins Amt bestellt.

Für Antje Engemann, die in Oderwitz groß geworden ist, war es ein Wunsch, in ihrer Heimat als Lehrerin tätig zu sein. Dass sie an der Weinauschule unterrichten durfte, darüber war sie glücklich - auch wegen der beeindruckenden baulichen Substanz des Schulgebäudes und der grünen Allee vor dem Haus.

Als sie hier begann, gab es nur eine gemeinsame Schule mit einem Schulleiter. Nach der Wende wurden Ober- und Grundschule getrennt. Nun brauchte die Grundschule einen eigenen Leiter. Antje Engemann bewarb sich 1992 dafür und übte das Amt bis jetzt aus.

Die Lieblingsfächer von Antje Engemann waren "Mathe, Mathe und Mathe", wie ihre Schüler berichten. Die scheidende Schulleiterin begeistert sich nach Aussage ihrer Kollegen aber auch für Musik. Auch nachdem die Olbersdorferin die Leitung der Grundschule übernommen hatte, unterrichtete sie weiter.

Eine feste Klasse hatte sie aber nicht mehr - dafür waren die Aufgaben als Schulleiterin zu umfangreich. Viel Zusatzarbeit brachte beispielsweise die Corona-Pandemie mit sich, unzählige Dokumente und Formulare mussten zusätzlich ausgefüllt werden.

Antje Engemann ist immer sehr einfühlsam zu Kollegen, Kindern und Eltern gewesen, berichtet eine Lehrerin. Man habe sich hundertprozentig auf sie verlassen können. Und sie habe alles mit Ruhe gemacht - selbst die mit der Corona-Krise verbundenen Schwierigkeiten konnten daran nichts ändern.

Sie war immer eine der Ersten in der Schule, knipste um 6.30 Uhr das Licht an, erzählt eine Kollegin. Die anderen Lehrerinnen habe sie stets persönlich begrüßt. Zum Abschied schenkten ihr die Kollegen neue Wanderschuhe - Wandern ist eines ihrer Hobbys - und Dachschindeln des alten Schulgebäudes, die vor der Sanierung "gerettet" wurden.

Als Rentnerin kann sie jetzt endlich die Dinge machen, die schon lange darauf warten, gemacht zu werden, finden ihre Schüler. Vielleicht ja eine große Wander- oder Radtour, vielleicht ist es auch einfach nur mehr Zeit mit der Familie. In dem Job als Oma gehe Antje Engemann voll auf, weiß eine Kollegin.