Zittau
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Auszeichnung für "Lebensraum Kirchturm"

Im Turm der Zittauer Johanniskirche nisten Dohlen, in der Klosterkirche Turmfalken. Für ihren Einsatz sind die Kirchgemeinde und das Stadtmuseum jetzt geehrt worden.

Von Jan Lange
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Felix Weickelt mit der Plakette "Lebensraum Kirchturm" des Nabu.
Felix Weickelt mit der Plakette "Lebensraum Kirchturm" des Nabu. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Vorsichtig öffnet Felix Weickelt den Nistkasten. Vier junge Dohlen sitzen darin. Außen fliegen die Dohlen-Eltern etwas irritiert um den Kirchturm. So viele Menschen waren noch nie an ihrem Nistplatz im Turm der Zittauer Johanniskirche. Nur selten steigt jemand die steilen Treppen bis in den Glockenturm hinauf. Und nun ist es gleich eine kleine Gruppe. Felix Weickelt zeigt den Neugierigen aus gutem Grund die Nistkästen. Die Kirchgemeinde erhielt für die Johanniskirche und die Städtischen Museen für die Klosterkirche jeweils eine Plakette "Lebensraum Kirchturm" vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu).

Mit dieser Plakette zeichnet der Nabu Kirchen und Kirchgemeinden für ihren Einsatz für den Artenschutz aus. Seit dem Start 2007 erhielten bereits über 730 Kirchen in Deutschland eine solche Plakette. Nun gehören auch die Johanniskirche und die Klosterkirche in Zittau dazu.

Nistkästen gibt es seit 1993

1993 wurden die Nistkästen im Turm der Johanniskirche bei der damaligen Sanierung angebracht. Sie seien seinerzeit für die Schleiereule gedacht gewesen, weiß Türmer Felix Weickelt. Die Schleiereule sei seines Wissens nach hier nicht ansässig geworden. Er habe sie zumindest seit 2014 nicht gesehen oder gehört, sagt er. Umsonst waren die Nistkästen dennoch nicht - statt Schleiereulen nisten im Kirchturm nun Dohlen.

Dohlen stehen unter Naturschutz, ihr Bestand ist zwar in einigen Regionen rückläufig, gilt aber nicht als gefährdet. In der Zittauer Johanniskirche haben sie derzeit drei Nistmöglichkeiten - auf der Süd-, Südost- und Ostseite.

Doch dabei soll es nicht bleiben. Ziel sei es, so Weickelt, alle acht Fenster des Glockenturms mit Nistkästen auszustatten. Das freut auch Andreas Förster, den Ortsvorsitzenden des Nabu Zittau. "Manche sehen in ihnen nur Beunruhigungen und Verschmutzungen, andere wollen die Vögel haben", meint Förster auf das Engagement der evangelischen Kirchgemeinde. Dieser langjährige Einsatz soll nun durch die Plakette öffentlich sichtbar sein. Laut Felix Weickelt soll sie neben dem Haupteingang der Johanniskirche angebracht werden.

Jugendliche sollen sich um Nistkästen kümmern

Felix Weickelt will auch Jugendliche mehr für den Naturschutz begeistern. Ein paar Mitstreiter aus der Jungen Gemeinde hat der engagierte Zittauer bereits gefunden. Mit ihnen will er die Nistkästen kontrollieren und reinigen. Die Nistplätze könnten, so seine Vorstellung, vielleicht mit Webcams ausgestattet werden.

Die Einfluglöcher der Nistkästen sollen auch verkleinert werden. Bei der Einrichtung waren sie wegen der Schleiereulen größer gestaltet worden. Da aber bisher nur Dohlen und Turmfalken hier nisten, sollen sie nun angepasst werden.

Die geplanten zusätzlichen Nistkästen könnten ebenso von Turmfalken genutzt werden, wünscht sich Felix Weickelt. In den bisherigen Kästen haben sie bereits Nachwuchs aufgezogen - im August legen sie hier ihre zweite Brut im Jahr. Im Frühjahr werden sie meist von den Dohlen verjagt.

Die Turmfalken haben in der Nähe eine weitere Nistmöglichkeit, im Turm der Klosterkirche. Diesmal nisten hier zwei Turmfalkenpärchen, wie Weickelt festgestellt hat. Eines habe fünf Küken zu versorgen. Turmfalken - in Deutschland Vogel des Jahres 2007 - haben sich zunehmend Gebäude in Städten als Nistmöglichkeit erobert.

Im Turm der Klosterkirche nisten aus dieses Jahr wieder Turmfalken. Fünf Junge sind diesmal geschlüpft.
Im Turm der Klosterkirche nisten aus dieses Jahr wieder Turmfalken. Fünf Junge sind diesmal geschlüpft. © Felix Weickelt

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