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Bechstein hält trotz Absatzflaute und Kurzarbeit an Millionen-Investitionen fest

Der Klavierbauer Bechstein dementiert Gerüchte, wonach er sich die millionenschwere Sanierung des Karli-Hauses in Seifhennersdorf nicht leisten könne. Und kündigt neue Marketinginitiativen an.

Von Frank-Uwe Michel
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Bechstein ist an der Übernahme des Karli-Hauses interessiert, auch wenn der Seifhennersdorfer Klavierbauer derzeit mit Absatzproblemen und Kurzarbeit zu tun hat.
Bechstein ist an der Übernahme des Karli-Hauses interessiert, auch wenn der Seifhennersdorfer Klavierbauer derzeit mit Absatzproblemen und Kurzarbeit zu tun hat. © Archiv/Rafael Sampedro

Bereits seit Mitte 2023 schickt der Seifhennersdorfer Klavierbauer einen Teil seiner Belegschaft in Kurzarbeit. Das hatte Geschäftsführer Matthias König Ende vergangenen Jahres auf SZ-Anfrage bestätigt. Umso erstaunter nahm man in der Grenzstadt Anfang 2024 das Kaufinteresse des Unternehmens am sanierungsbedürftigen Karli-Haus zur Kenntnis. Die Befürchtung mancher Einwohner: Die Pianoforte-Manufaktur könnte sich mit der Übernahme des Gebäudes und der angekündigten millionenschweren Sanierung wirtschaftlich überheben.

Matthias König bestätigt, dass die Kurzarbeit noch nicht beendet ist. Trotzdem müsse sich niemand Sorgen um die Leistungsfähigkeit der Firma machen. "Wir sind ein kerngesundes Unternehmen", stellt der Chef der Pianoforte-Manufaktur klar, will aber die dem Problem zugrunde liegenden Absatzschwierigkeiten nicht wegdiskutieren. Es stimme: Die Nachfrage nach Klavieren und Konzertflügeln sei auf dem Weltmarkt aufgrund der zahlreichen Krisen eingebrochen. In guten Zeiten lieferte die Bechstein AG als gesamte Unternehmensgruppe jährlich etwa 10.000 Instrumente aus, allein 2.000 kamen aus Seifhennersdorf. Wie viel momentan weniger produziert wird, ist nicht bekannt.

Bereits seit Mitte 2023 befinden sich Teile der Bechstein-Belegschaft in Kurzarbeit. In Kürze nimmt der Klavierbauer an einer großen Branchenmesse teil, um den Absatz weiter anzukurbeln.
Bereits seit Mitte 2023 befinden sich Teile der Bechstein-Belegschaft in Kurzarbeit. In Kürze nimmt der Klavierbauer an einer großen Branchenmesse teil, um den Absatz weiter anzukurbeln. © Archiv/Rafael Sampedro/foto-samp

Das Interesse am Karli-Haus sei trotz der momentanen Lage nicht abgeebbt, so König weiter. Ursprünglich habe das Unternehmen bereits 2018 bei der Stadt angefragt, ob es das Objekt kaufen könne. "Die Sache hat dann eine ganze Weile geruht. Erst nach der Bürgermeisterwahl im vergangenen Herbst kam neuer Schwung hinein." Nach der Informationsveranstaltung für Vereine im Februar liege die Handlungshoheit jetzt bei der Stadt. Sie müsse entscheiden, ob das Objekt an Bechstein verkauft werden solle oder nicht.

Weil mit dem Votum nicht unmittelbar zu rechnen ist und sich danach auch die notwendigen Planungen noch hinziehen dürften, blickt Matthias König "gelassen auf die Zeitschiene". Denn er hofft, dass sich die Absatzflaute bis dahin erledigt haben wird. Zumal der Klavierbauer aus der Oberlausitz weitere Marketingaktivitäten ergreift. "Vom 8. bis 10. März sind wir bei der Internationalen Musikinstrumentenmesse akustika in Nürnberg vertreten. Das ist eine Standortbestimmung für unsere Branche." Zeitgleich finde der Europiano-Kongress mit 400 Klavierbauern aus rund 30 Ländern statt. Dies werde neue Impulse geben und ein Gefühl dafür vermitteln, bis wann sich der Absatzmarkt wieder erholen kann.