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Seifhennersdorf will neue Chance fürs Karli-Haus nutzen

In einem ersten Schritt zur Sanierung des Seifhennersdorfer Karli-Hauses geht es um die Sanitärräume. Für den Bau steht Fördergeld in Aussicht. Kritisch könnte es mit den Eigenmitteln werden.

Von Frank-Uwe Michel
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Die Duschen im Karli-Haus sind in einem katastrophalen Zustand. Sven Schönbach, Ronny Volkmer und Michael Farke vom Seifhennersdorfer SV (v.r.) hatten darauf schon 2021 aufmerksam gemacht.
Die Duschen im Karli-Haus sind in einem katastrophalen Zustand. Sven Schönbach, Ronny Volkmer und Michael Farke vom Seifhennersdorfer SV (v.r.) hatten darauf schon 2021 aufmerksam gemacht. © Archiv/Matthias Weber/photoweber.de

Ob der Abriss des maroden Karli-Hauses in jüngster Zeit in den Köpfen der aktuellen und künftigen Verantwortlichen von Seifhennersdorf eine Rolle gespielt hat? Bei der Kandidatenkür der Bürgermeisterbewerber vor Kurzem im Veranstaltungssaal der Firma Bechstein wurde dies kräftig dementiert. Eine Frau hatte gefragt, ob sich das durch die Stadt geisternde Gerücht bewahrheiten würde.

Stattdessen geht es nun offenbar in die andere Richtung. Nach jahrelangem Niedergang und mehreren erfolglosen Versuchen könnte das traditionsreiche und bei den Einwohnern beliebte Gebäude der ersten Etappe einer Sanierung entgegensehen. Die Stadträte beschlossen in ihrer jüngsten Sitzung, dass sich Seifhennersdorf am Programm "Vitale Dorfkerne und Ortszentren im ländlichen Raum" beteiligt und damit Fördermittel für Arbeiten an den Sanitär- und Funktionsräumen in Aussicht hat.

Dass die Stadt sie bekommt, ist so gut wie sicher. Immerhin liegt ein Schreiben der Leader-Region Östliche Oberlausitz vor, in dem ein möglicher Zuschuss von 247.057 Euro angekündigt wird. Das Gesamtvolumen des Vorhabens liegt bei 334.041 Euro. Allerdings sind zwei Hürden zu überwinden. Die erste: Bis zum 11. August muss der formale Antrag bei der zuständigen Bewilligungsbehörde eingereicht werden. Eile ist also angesagt. Die zweite: Rund 87.000 Euro Eigenmittel muss die Stadt zusammenkratzen. Für eine notorisch klamme Kommune wie Seifhennersdorf, die sich noch dazu in der Haushaltskonsolidierung befindet, keine leichte Aufgabe. Die Förderquote von knapp 74 Prozent sei jedoch sehr attraktiv, betont Bürgermeisterin Karin Berndt (UBS). Man dürfe die Chance deshalb nicht verstreichen lassen.

Das Karli-Haus ist in Seifhennersdorf eine Institution. 2029 könnte hier 100-jähriges Jubiläum gefeiert werden. Zuvor muss sich aber baulich einiges ändern.
Das Karli-Haus ist in Seifhennersdorf eine Institution. 2029 könnte hier 100-jähriges Jubiläum gefeiert werden. Zuvor muss sich aber baulich einiges ändern. © Archiv/Raphael Sampedro

Für die Zukunft des Karli-Hauses ist es sozusagen "Fünf vor Zwölf". Die Bausubstsanz des äußerlich noch recht robust wirkenden Gebäudes ist tatsächlich sehr marode. Vor allem der von den Fußballern genutzte Umkleide- und Sanitärbereich im Keller strahlt seit Jahren einen zweifelhaften Charme aus. Aufgrund der Feuchtigkeit in den Wänden hat sich überall Schimmel eingenistet. Die Fliesen in den Duschen sind teilweise abgefallen, Fehlstellen wurden mit schwarzer Farbe kaschiert.

Entsprechend dringlich ist der Apell von Karin Berndt: "Seit 1980 hat es an der Gebäudesubstanz keine gravierende Verbesserung gegeben. Immer wieder hat das Geld gefehlt." Seit Jahren habe die Stadt zwar versucht, die Situation der unter den Einwohnern als "Ekelduschen" bekannten Sanitärräume zu verbessern - allerdings ohne durchschlagenden Erfolg. Außer kleineren Schönheitsreparaturen sei nichts passiert.

"Wir werfen jetzt bei dem neuen Förderprogramm den 'Hut in den Ring'", bemüht die Bürgermeisterin eine Kampfansage, die nicht nur eine leere Worthülse bleiben soll. "Uns als Stadt ist es untersagt, Eigentum der Kommune verrotten zu lassen. Wir müssen es deshalb als unsere Pflichtaufgabe betrachten, das Karli-Haus Schritt für Schritt in Ordnung zu bringen." Denn wenn in absehbarer Zeit nichts passiere, "müssen wir vielleicht doch irgendwann über den Abriss diskutieren."

Ein Bild aus dem Jahr 2008: Im ausverkauften Karli-Haus gab es das Frühlingsfest der Volksmusik, Hans Klecker führte durch das Programm. Das Gebäude ist als Kulturhaus für die Stadt eigentlich unverzichtbar.
Ein Bild aus dem Jahr 2008: Im ausverkauften Karli-Haus gab es das Frühlingsfest der Volksmusik, Hans Klecker führte durch das Programm. Das Gebäude ist als Kulturhaus für die Stadt eigentlich unverzichtbar. ©  Archiv/Matthias Weber

Damit dies nicht geschieht und 2029 das 100-jährige Jubiläum des Karli-Hauses gefeiert werden kann, muss es mit der Sanierung der Sanitär- und Funktionsräume als erstem Schritt in eine bessere Zukunft des einst als Turnhalle erbauten und sich später zum Kulturzentrum wandelnden Objektes klappen. Das sehen auch die Stadträte so. Herbert Runge (CDU): Es sei ein guter Anfang, wenn man das Haus in den Grundmauern sanieren könne. Dann aber müsse es weitergehen - Schritt für Schritt. Für Enrico Großer (UBS) steht und fällt das Projekt mit dem städtischen Haushalt, der aktuell noch nicht vorliegt. Mit der Absichtserklärung, sich am Programm "Vitale Dorfkerne" beteiligen zu wollen, könne man jedoch nichts falsch machen. Im weiteren Verfahren gehe es dann darum, auch die Nutzer - also den Sportverein - mit einzubeziehen.

Rüdiger Horn (Die Linke) reicht dies nicht. "Das ist zu wenig", meint der Stadtrat, der am 13. August neben drei anderen Bewerbern für das Amt des Seifhennersdorfer Bürgermeisters kandidiert. "Ich würde gern weiterdenken und das aktuelle Projekt nur als Auftakt sehen." Natürlich könne - und müsse man wahrscheinlich auch - das Karli-Haus komplett sanieren, so Karin Berndt. "Aber das würde Millionen kosten. Und die haben wir nicht", schränkt sie ein.

Peter Hänsgen (CDU) macht noch auf ein anderes Problem aufmerksam. "Wenn wir Eigenmittel aus dem Haushalt für dieses Projekt verwenden, muss uns klar sein, dass wir andere Sachen nicht in Angriff nehmen können." Allerdings müssen die kommunalen Gelder in der benötigten Höhe von rund 87.000 Euro erst einmal vorhanden sein. Kommen sie nicht zusammen, müssen die Fördermittel - auch im Falle ihrer Bewilligung - zurückgegeben werden.