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In Spitzkunnersdorf entsteht eine Bäckerei für Dönerbrot, Dürüm & Co.

Aziz Tiram betreibt in Oderwitz ein "Anatolisches Restaurant" und hat nun eine Marktlücke entdeckt. Die will er im alten Dorfkonsum schließen. Auch Einheimische sollen nicht zu kurz kommen.

Von Frank-Uwe Michel
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Aziz Tiram, Betreiber des "Bistro Kerwan Saray" in Oderwitz, wird in Kürze zum Fladenbrot-Bäcker.
Aziz Tiram, Betreiber des "Bistro Kerwan Saray" in Oderwitz, wird in Kürze zum Fladenbrot-Bäcker. © SZ/fum

Leutersdorfs Bürgermeister Bruno Scholze (CDU) kann sich noch gut an die Zeiten erinnern, in denen der große Flachbau an der Spitzkunnersdorfer Hauptstraße jede Menge Kunden hatte. "Der Land-Konsum war für die Menschen hier eine ganz wichtige Adresse. Da konnten sie kaufen, was benötigt wurde und mussten nicht extra in die Stadt." Irgendwann Anfang der 1990er Jahre machte der Laden dicht. Später gab es einen Gebrauchtmöbelhandel. Offenbar allerdings auch mit durchwachsenem Erfolg. Denn seit geraumer Zeit stand das Objekt leer. Aziz Tiram, der in Oderwitz das "Bistro Kerwan Saray" betreibt, wird das bald ändern.

Der 50-Jährige hat die Immobilie im Internet entdeckt, sie besichtigt - und gekauft. "Ich hätte meine Idee sonst in Oderwitz verwirklicht. Aber in Spitzkunnersdorf sind die Voraussetzungen viel besser." Denn im einstigen Konsum hat der Döner-Betreiber jede Menge Platz. Den braucht er auch für das, was er hier aufziehen will. "Ich werde in dem Objekt eine Großbäckerei einrichten, in der Fladenbrot, Dürüm und türkische Brötchen hergestellt werden." Die 460 Quadratmeter hat er genau aufgeteilt: Die größte Fläche wird für den Maschinenpark, die Bereiche für die Handzubereitung und als Lager gebraucht. Vorn, zur Hauptstraße hin, soll ein kleiner öffentlich zugänglicher Raum entstehen. "Dort wird es Regale geben, in denen wir mit Wurst, Käse und Ei belegte Brötchen anbieten. Für den kleinen Hunger sozusagen. Für Leute, die es eilig haben."

Aziz Tiram ist bereits seit 1993 in Deutschland und seit 23 Jahren in Oderwitz - zuerst mit einem Imbisswagen, später mit seinem "Anatolischen Restaurant" im Weißen Kretscham an der B96. Fladenbrot und Dürüm bezog er immer von Lieferanten. Aber er merkte: Die Nachfrage in der Branche ist groß, zumal es in der Oberlausitz momentan nur einen Fladenbrotbäcker gibt - in Bautzen.

In den vergangenen Wochen wurde im früheren Konsum schon eifrig gewerkelt. "Wir haben alles leer geräumt, dann gefliest, Toiletten und Dusche eingebaut." Allerdings ist der Maschinenpark noch nicht komplett. Der Ofen, in dem die Fladenbrote gebacken werden sollen, fehlt. Doch das sollte nur eine Sache weniger Wochen sein, denn der Unternehmer will das Gerät in Deutschland kaufen. Wegen der Garantie. Und weil er schlau aus der Beschaffung der Gerätschaften für die Dürüm-Herstellung geworden ist. Die wurden nämlich in der Türkei gekauft. Doch bis sie hier eintrafen und der Zoll zufrieden war, vergingen mehrere Wochen.

In Spitzkunnersdorf entsteht im früheren Land-Konsum der "Kerwan Saray Dürüm". Aziz Tiram stellt dann hier Fladenbrot, Dürüm und türkische Brötchen her. Auch ein kleines Imbiss-Angebot soll es geben.
In Spitzkunnersdorf entsteht im früheren Land-Konsum der "Kerwan Saray Dürüm". Aziz Tiram stellt dann hier Fladenbrot, Dürüm und türkische Brötchen her. Auch ein kleines Imbiss-Angebot soll es geben. © SZ/fum

Wie viele Backwaren er in Spitzkunnersdorf herstellen wird, weiß Aziz Tiram noch nicht genau. Das werde sich nach der Nachfrage richten. Die sei aber absehbar richtig groß, meint der Geschäftsmann. Denn unter seinen Kollegen habe er sich umgehört, auch jenseits von Neiße und Mandau. Rund 20 Dönerläden hätten eine regelmäßige Abnahme schon fest zugesagt. Darüber hinaus hoffe er auf weitere Kunden in Deutschland. Ebenso in Tschechien und Polen, denn dort gebe es keine Fladenbrot-Bäckerei. Die Döner-Restaurants in den Nachbarländern bezögen ihre Backwaren momentan bis aus Dresden, Leipzig oder Chemnitz.

Damit die Qualität stimmt, hat Tiram einen türkischen Bäckermeister engagiert, sich um die Arbeitserlaubnis gekümmert und ihm eine Wohnung besorgt. "Ich habe zwar auch Erfahrungen, muss mich aber gleichzeitig um den Laden in Oderwitz kümmern. Da brauche ich einen Fachmann, der ständig vor Ort ist und die Produktion am Laufen hält." Insgesamt will der Unternehmer zehn bis zwölf Arbeitsplätze schaffen. Besetzt werden sollen sie nach und nach - je nachdem, wie der Absatz in die Höhe geht.

Der Start ist in zwei bis drei Monaten geplant. "Ich muss sehen, dass tatsächlich alle Maschinen und Geräte da sind, dass ich von den Lieferanten Weizen, Sesam und die anderen Zutaten bekomme. Dann endlich legen wir los." Bis dahin soll sich an dem Gebäude noch das eine oder andere verändern. Unter anderem ist der Einbau eines Rolltores vorgesehen, um den Warentransport zu erleichtern. Ob dann schon der Imbissbereich laufe, sei nicht so relevant, meint Tiram. "Das Hauptaugenmerk liegt auf der Produktion. Denn wenn ich Verträge eingehe, muss ich auch regelmäßig liefern."