Zittaus dienstälteste Schulleiterin nimmt Abschied

Auch an ihren letzten Tagen als Schulleiterin der Zittauer Schliebenschule ist Veronika Kushmann im Stress. Zeugnisse und Zertifikate müssen unterschrieben, Beurteilungen verfasst und Gespräche mit Eltern geführt werden. Zusätzlich betreut sie Gäste aus Kamerun, zeigt ihnen die Kelchsteine und die Oybiner Bergkirche. Gerade gibt es noch Klärungsbedarf mit der deutschen Botschaft wegen der Rückreise der Kameruner. Veronika Kushmann kann noch nicht kürzertreten - sie ist mit ganzem Herzen in der Schliebenschule, der früheren Burgteichschule, verwurzelt.
Sich etwas auszuruhen, ist für sie ab 1. August möglich, wenn die 66-Jährige offiziell das Amt der Schulleiterin abgegeben hat. Lange wird sie nicht ruhig zu Hause sitzen. "Ich suche mir eine Herausforderung", meint sie. Wie die aussieht, darüber hat sie sich noch keine Gedanken gemacht. "Es gab noch nicht die Zeit, nachzudenken", meint sie.
Ein paar Wünsche fallen Veronika Kushmann aber spontan ein - so wieder Gitarre zu spielen, öfter an die Ostsee fahren, die sie liebt, und mehr Zeit mit ihren Enkeln zu verbringen, die in Brandenburg leben.
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Dass sie in Zukunft nur private Dinge macht, kann man sich nicht vorstellen. Und die Schulleiterin deutet an, dass sie - wenn es den Wunsch gibt - gern ihr Wissen an Jüngere weitergibt. Wenn sie gebraucht werde, müsse man ein Zeichen geben, meint sie. Denn Veronika Kushmann war Schulleiterin mit Leib und Seele, liebte ihre Arbeit. Deshalb will sie die Kollegen bis zum letzten Tag unterstützen - und nicht schon vorher kürzertreten.
Bis Mitte Mai unterrichtete sie sogar noch Mathe in einer zehnten Klasse. In den vergangenen Jahren sprang sie auch ein, wenn andere Mathe-Lehrer ausfielen.
Mathe begleitete sie ihr ganzes Arbeitsleben lang. Schon als sie 1978 an einer Schule in Thüringen anfing, war Mathe eines ihrer Lehrfächer. Damals unterrichtete sie auch noch Kunst. Als Schulleiterin gab sie dieses Fach dann auf. Und Schulleiterin war Veronika Kushmann 32 Jahre. Nach dem Anfang in Thüringen kam sie Mitte der 1980er Jahre nach Zittau. Zuerst war sie an der damaligen 4. POS, der heutigen Buschgrundschule, tätig. 1987 wurde sie Lehrerin an der Burgteichschule, die seinerzeit die 3. POS war.
1990 gab es die besondere Situation, dass die Schulkonferenz der Burgteichschule die künftige Schulleitung bestimmen durfte. Obwohl sich der bisherige Schulleiter zur Wahl stellte, trat Veronika Kushmann gegen ihn an. "Ich wollte eine Veränderung", begründet sie ihre damalige Entscheidung. Mit überwältigender Mehrheit wurde sie zur Schulleiterin gewählt. Das war nicht überraschend, denn als Gewerkschaftsvorsitzende stellte sie schon vorher einiges auf die Beine und war vielen als Macherin bekannt.
Ursprünglich wollte sie das Amt nur ein Jahr ausüben, doch sie merkte, dass sie in der Funktion für alle etwas bewegen kann - und blieb Schulleiterin.
Mit 35 Schulleiterin
Bewegt hat Veronika Kushmann eine Menge. Sie knüpfte weltweite Kontakte zu Schulen in Tschechien, Polen, Bulgarien, China, Kenia und zuletzt Kamerun. In fast allen Fällen verschaffte sie sich vorab vor Ort einen Eindruck von der jeweiligen Schule.
Die erste Partnerschaft entstand mit einer Schule in Mönchengladbach - kurz nach ihrer Wahl zur Schulleiterin. Bei den Mönchengladbachern holte sie sich für die eigene Arbeit viele Anregungen, wie die Durchführung von Projektunterricht und Projektwochen. "Wir waren ohne Vorwissen gestartet", meint Veronika Kushmann. Ihren Vorgänger konnte sie nicht fragen, er verließ nach seiner Wahlniederlage die Schule freiwillig.
Das ist jetzt anders: Ihrer potenziellen Nachfolgerin, die aus dem Kollegium kommt, übergibt sie bereits viele Dinge. Zwischen ihr und der wohl künftigen Leiterin gibt es einige Parallelen. "Ich war 35, als ich das Amt übernahm, die neue ist auch 35. Und wir sind beide Schütze", sagt die Olbersdorferin.
Bereits 2021 hätte sie aufhören können, doch Corona sollte nicht der Abschluss sein. Ihr Wunsch, ein Jahr dranzuhängen, wurde bewilligt. Gern hätte sie noch mal die "Young Americans" nach Zittau geholt, einen Musical-Workshop mit jungen Amerikanern. Aber wegen Corona kamen sie nicht. Stattdessen organisierte sie eine Feier zu "25 Jahre Unesco-Schule". Über das Unesco-Projekt will sie mehrere Rundsäulen gestalten. Bisher ist sie nicht dazu gekommen, bis zum eigentlichen Jubiläum im Herbst soll's fertig sein. Die Aufgabe will sie noch erledigen. "Ich habe es meinen Kollegen versprochen."