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Vorfristiges Winter-Ende: Zittauer ärgern sich über Splitt auf den Wegen

Anwohner und Stadtrat Dietrich Thiele beklagt die fehlende Sauberkeit an der Äußeren Weberstraße/Ecke Ring in Zittau. Wie die Stadt auf die Situation an diesen und anderen Stellen reagiert.

Von Thomas Christmann
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Dietrich Thiele zeigt auf den Splitt, der seit Wochen auf dem Geh- sowie Radweg an der Äußeren Weberstraße beim Abzweig zum Ring in Zittau liegt. Den hat er schon einmal weggemacht, will das aber nicht mehr.
Dietrich Thiele zeigt auf den Splitt, der seit Wochen auf dem Geh- sowie Radweg an der Äußeren Weberstraße beim Abzweig zum Ring in Zittau liegt. Den hat er schon einmal weggemacht, will das aber nicht mehr. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Mit dem Finger zeigt Dietrich Thiele auf den Splitt, der schon wochenlang auf dem Geh- und Radweg in der Nähe seines Hauses liegt. Als schlimm bezeichnet der Stadtrat und Anwohner der Äußeren Weberstraße 7 in Zittau die Stelle beim Abzweig zum Ring (beides B96). Dort hat der 80-Jährige das Mineralgemisch diesen Winter schon einmal zusammengekehrt und damit viereinhalb Eimer gefüllt. Das landete in seiner schwarzen Tonne. "Wenn einmal Dreck liegt, kommt der nächste dazu", begründet Dietrich Thiele seinen Ärger und sein Handeln, sind ihm doch Ordnung und Sauberkeit wichtig. Allerdings sieht der Anwohner nicht ein, weiter die Aufgabe der Stadt zu übernehmen. Auch den Radweg vor seinem Haus reinigt er. Aber nur, weil sich dort seine Ein- und Ausfahrt befinden.

Der Splitt hilft zwar, bei Glätte nicht auszurutschen. Doch wenn kein Schnee liegt, birgt das Mineralgemisch für den 80-Jährigen auch Gefahren. Zum einen durch Regen, weil es in Kanäle gespült werden und diese verstopfen kann. Zum anderen für Radfahrer, deren Reifen dadurch kaputtgehen können. In einem Fall hat er den Ärger schon abgekommen. Da wollte ein Betroffener den Haus-Eigentümer für seinen kaputten Reifen verantwortlich machen.

Mit dem Problem ist Thiele nicht allein. Der Splitt liegt auch noch an vielen anderen Stellen der Stadt an den Straßenrändern und auf den Fußwegen. Der SZ sind mehrere Beschwerden bekannt.

Dietrich Thiele ärgert sich nicht nur darüber, sondern seit dem Ausbau der Äußeren Weberstraße auch über den Radweg. Der führt nur bis zu seinem Haus entlang der zweispurigen Fahrbahn. Ab da teilt sich der Rad- den Platz mit dem Gehweg. Aber nur für über 30 Meter. Kurz vor dem Ring quert der Radweg dann die Äußere Weberstraße. "Eine Katastrophe", findet der Anwohner. So wäre genug Platz gewesen, den Radweg bis zum Ring auf der Fahrbahn weiter zu führen. Dafür hätte die zweispurige Äußere Weberstraße einspurig enden oder der Gehweg kleiner ausfallen können. Dann bestünde womöglich auch das Reinigungsproblem nicht. Erst vorige Woche war eine Kehrmaschine auf der Äußeren Weberstraße im Einsatz - nur das Stück Radweg blieb unberührt.

So wird der Radweg entlang der Äußeren Weberstraße in Zittau geführt.
So wird der Radweg entlang der Äußeren Weberstraße in Zittau geführt. © Gernot Grunwald (SZ-Grafik)

Die Stadt verteidigt ihr Vorgehen. So bestand beim Ausbau der Äußeren Weberstraße die Aufgabe darin, für Radler eine Anbindung in die Innenstadt zu schaffen. Damals sei ein straßenbegleitender Weg um den Ring nicht in Sicht gewesen, so Rathaus-Sprecher Kai Grebasch. Mittlerweile liegt dazu ein erstes Konzept vor. Auch dass die Radler am Ende der Äußeren Weberstraße den Ring in Richtung Zentrum queren, kam nicht infrage. Das sei aufgrund der rechtsabbiegenden Autofahrer ein Sicherheitsrisiko, erklärt er. Nach Gesprächen mit der Polizei, dem Landesamt für Straßenbau und Verkehr sowie Ingenieurbüro fiel die Wahl auf die jetzige Variante. "Unter den genannten Aspekten eine gute", meint Kai Grebasch.

Auch was den Splitt betrifft, sieht die Stadt mit Blick auf die laufende Wintersaison keinen Grund zum Handeln. "Da dieser bei neuen Schneefällen eine abstumpfende Wirkung hat", informiert der Rathaus-Sprecher. Eine Zwischenreinigung könne finanziell nicht geleistet werden, da diese erhebliche Mehrkosten für Transport und Entsorgung der Streumittel bedeute. Selbst von Anwohnern zusammengekehrtes Mineralgemisch nur abzuholen, sei unwirtschaftlich. Der Splitt soll in dem Fall an der äußeren Kante des Gehwegs liegen bleiben und nicht privat entsorgt werden. Die Stadt lässt ihn dann zur Frühjahrs-Reinigung entfernen.

Trotz der klammen Kasse will Zittau wieder mehr Geld für die Sauberkeit ausgeben. Dabei liegt der Fokus auf dem Zentrum: Weil die Kommune zum Sparen verdonnert ist, strich sie voriges Jahr die regelmäßige Reinigung der Innenstadt. Seither klagen Bewohner über zunehmende Abfälle auf Straßen und Wegen. Und auch Kai Grebasch muss zugeben, dass sich die Sauberkeit sichtbar verschlechtert hat. "Offensichtlich sind einige Besucher und Bürger nicht in der Lage, Papierkörbe zu benutzen", sagt er. Dazu gehören auch weggeworfene Zigarettenkippen und liegenbleibende Hundehaufen.

Deshalb ist die regelmäßige Innenstadt-Reinigung im diesjährigen Haushalt wieder enthalten. Seit diesem Monat hat die Städtische Dienstleistungs-GmbH den Auftrag dazu: Ein Mitarbeiter wird nun wieder mehrmals wöchentlich Plätze und andere Flächen händisch säubern. "Das sind Kosten, die wir alle dafür tragen müssen, dass Einzelne ihren Müll einfach fallen lassen", so Kai Grebasch.