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Zittaus Filmriß ist "Germany Top Whisky Bar 2020"

Heiko Winkler gehört damit zu den besten von rund 1.000 Bars in Deutschland. Als er auf dem Zittauer Markt begann, war das nicht abzusehen.

Von Elke Schmidt
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Heiko Winkler ist sehr stolz auf seinen Eintrag im Whisky Guide Deutschland. Gleichzeitig befürchtet er, sein Lokal wegen Corona aufgeben zu müssen.
Heiko Winkler ist sehr stolz auf seinen Eintrag im Whisky Guide Deutschland. Gleichzeitig befürchtet er, sein Lokal wegen Corona aufgeben zu müssen. © Matthias Weber/photoweber.de

Heiko Winkler spezialisiert sich in seinem kleinen "Café Filmriß ­­­­­– die Cocktailbar" auf dem Zittauer Markt seit etlichen Jahren auf hochwertige Spirituosen. Alleine beim Whisky können seine Gäste mittlerweile aus über 300 Sorten aus allen Ecken der Welt und für die unterschiedlichsten Geschmäcker auswählen. Diese Vielfalt gepaart mit seiner auf Fachexpertise beruhenden Beratung, mehrmals im Jahr stattfindenden Whisky-Verkostungen, einem "eigenen" Whisky-Club und nicht zuletzt dem Ambiente im Lokal hat ihm jetzt eine ganz besondere Ehre eingebracht.

Sein Engagement sprach sich herum und so wurde der "Whisky Guide Deutschland" auf das Lokal am Zittauer Markt aufmerksam. Autor und Herausgeber Heinfried Tacke erinnert sich noch an die ersten Berichte. "Es gäbe da eine originelle Filmbar mit Whisky hinter Dresden, hieß es aus unserem weitverzweigten Netzwerk", schreibt er. Weil diese Berichte übereinstimmend positiv waren, befasste er sich genauer mit dem Filmriß und sammelte weitere Daten. Als Resultat wird das Lokal seit 2017 unter den Empfehlungen im Guide aufgeführt, voriges Jahr bekam Heiko Winkler sein eigenes Porträt im Whisky Guide Deutschland. Damit gehört die Bar jetzt im deutschlandweiten Vergleich zu den 50 besten Adressen für Whisky-Liebhaber und darf sich "Germany Top Whisky Bar 2020" nennen.

Ein Sprung ins kalte Wasser

Wirt Heiko Winkler ist sichtlich stolz über diese Auszeichnung. Immerhin beobachtet der "Whisky Guide Deutschland" inzwischen über 1.000 einschlägige Adressen, die sich auf dieses Getränk spezialisiert haben. Er habe sich also gegen eine beachtliche Konkurrenz durchgesetzt und das in einer Randregion Deutschlands, sagt der Betreiber. Zudem stützt sich der Herausgeber des Whisky Guides auf ein komplexes Auswertungssystem. Regelmäßig holt Heinfried Tacke Selbstauskünfte der beobachteten Adressen ein und ergänzt sie durch Informationen und Tipps von Experten und Mitstreitern. Daraus werden jährlich neue Mittelwerte gebildet, die dann die Grundlage für die Bewertungen bilden. Ein Porträt im Whisky Guide zu bekommen ist also nicht einfach.

Umso mehr freut sich Heiko Winkler über die Auszeichnung für sein Lokal. Als der 64-Jährige sich entschied, aus seinem Café eine Bar zu machen, war ein solcher Erfolg nicht abzusehen. Das sei damals ein Sprung ins kalte Wasser gewesen, sagt er. Die ersten Jahre waren sehr schwierig. "Das kannst du doch nicht machen", hätten damals viele Leute zu ihm gesagt. Viel zu teuer sei so etwas für unsere Region. Aber er ließ sich nicht beirren und baute sein Angebot ganz langsam nach und nach auf. Nie habe er einen Kredit aufnehmen müssen, sagt er. Dabei gibt es bei ihm ja nicht nur Whisky. Neben einer feinen Auswahl an Rum, Gin und anderen Spirituosen bietet der gelernte Gastronom eine fast unüberschaubare Vielfalt an Cocktails an. Findet man auf der umfangreichen Karte keinen passenden, kreiert er die auch individuell nach den Wünschen der Gäste. Besonders berühmt ist er für seine Gin Tonics. Dafür zieht er auf seinem Balkon extra Kräuter, damit die immer frisch sind.

Angebot wird ständig erweitert

Das alles spricht sich herum. Inzwischen kommen nicht nur Zittauer zu ihm, sondern auch Leute aus dem weiteren Umland. Touristen aus dem In- und Ausland kehren hier ein und es gibt zudem viele Stammgäste. Die fragen den Wirt schon mal Löcher in den Bauch. Diese Gespräche mit den Gästen sind Heiko Winkler sehr wichtig und motivieren ihn, sich ständig weiterzubilden. Auch der seit 2015 im Filmriß beheimatete Zittauer Whisky Club fordere ihn heraus, immer wieder Neues zu lernen, sagt er. Dafür hat er jetzt aufgrund der Schließung besonders viel Zeit. Die nutzt der Lokal-Inhaber zum Lesen von Fachliteratur und zum Ansehen einschlägiger Videos bei Youtube. So lernt er gerade die richtige Aussprache der Namen der Whiskys. Das sei nicht immer ganz einfach, da die teils gälischen Ausdrücke oft ganz anders geschrieben als gesprochen werden.

Dazu erweitert Heiko Winkler ständig sein Angebot. Gerade bei Whisky sei das notwendig, denn der werde immer begehrter. Wenn der Wirt nicht sofort zuschlägt, kann es passieren, dass die Sorte ausverkauft ist. Also investiert er in sein Geschäft, obwohl ihm keiner sagen kann, wann er wieder aufmachen darf. Auch andere Ausgaben laufen weiter. Weil der 64-Jährige gleichzeitig schon länger ohne Einnahmen da steht, kommt er langsam an seine Grenzen. Deshalb gehört Heiko Winkler auch zu den Erstunterzeichnern des offenen Briefes der Oberlausitzer Initiative "Wir müssen öffnen". Darin schreiben sie, dass sie aufgrund des langen Berufsverbotes um ihre Zukunft bangen und hoffen auf Hilfe und klare Aussagen seitens der Politik. Von der Stadt Zittau würde sich der Whiskybar-Betreiber beispielsweise wünschen, dass die Gastronomen unbürokratisch und kostenlos die Flächen für die Außengastronomie vergrößern dürfen, um die Abstandsregeln besser einhalten zu können. Vor allem müsste bald etwas geschehen, sagt er. Sonst kann es passieren, dass er gerade in dem Jahr aufgeben muss, in dem der Filmriß deutschlandweit Werbung für Zittau macht.

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