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Futuristische Idee für den Olbersdorfer See

Zittau, Olbersdorf und das Fraunhofer-Institut machen gemeinsame Sache für ein ungewöhnliches Projekt. Es wird die Region auf einzigartige Weise bereichern.

Von Jana Ulbrich
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So könnten sie aussehen, die futuristischen Forschungsobjekte, die Landschaftskunstwerk und Lern- und Arbeitsort in einem sein werden.
So könnten sie aussehen, die futuristischen Forschungsobjekte, die Landschaftskunstwerk und Lern- und Arbeitsort in einem sein werden. © Fraunhofer-Institut Zittau

Ein Ufo? Ein monumentales Kunstwerk? Ein außergewöhnliches Haus? Martin Besta schmunzelt: "Von allem etwas", findet der Mann, der in der Gemeinde Olbersdorf den Strukturwandel plant. "Wir nennen sie Hubs, diese Dinger, die wir da am Olbersdorfer See aufbauen werden", sagt er. "Es wird auf jeden Fall aufregend."

Martin Besta koordiniert das Projekt, das offiziell "Natürlicher Lern- und Arbeitsort" am Olbersdorfer See heißen wird. Die Idee ist so gut, dass sie schon einen Preis gewonnen hat: 150.000 Euro bekommt das Projekt vom "Mittmachfonds", einem Ideenwettberwerb des Sächsischen Staatsministeriums für Regionalentwicklung. "Das freut uns sehr", sagt Martin Besta, "damit können wir jetzt richtig loslegen."

Wir, das sind die Stadt Zittau, die Gemeinde Olbersdorf und das Zittauer Fraunhofer-Institut, die am Olbersdorfer See gemeinsame Sache machen. Erste Skizzen, wie es auf der großen Festwiese am See-Ufer künftig aussehen soll, gibt es schon: "Wir werden hier in Strandnähe tatsächlich ganz außergewöhnliche Räume zum Arbeiten, Lernen und Forschen bauen", erklärt Martin Besta. Aber es werden keine Häuser im herkömmlichen Sinne, sondern eher Objekte, die sich wie Kunstwerke in die Landschaft einfügen sollen. "Eine Art Module, die auch transportabel sind, und in denen sich ganz viel machen lässt", schwärmt der Struktur-Entwickler.

An dieser Stelle am Olbersdorfer See soll der neue Lern-, Arbeits- und Kreativ-Ort entstehen.
An dieser Stelle am Olbersdorfer See soll der neue Lern-, Arbeits- und Kreativ-Ort entstehen. © Fraunhofer-Institut Zittau

Geplant sind ein zentrales Gebäude mit Platz für bis zu 30 Personen und drei weitere Gebäude als Mini-Büros drumherum. Das Material, aus dem sie entstehen, wird gerade am Zittauer Frauenhofer-Institut unter der Leitung von Prof. Dr. Sebastian Scholz entwickelt. Die begrünten Dächer und die Wände wollen die Zittauer im 3-D-Druckverfahren herstellen, dem speziellen Forschungsgegenstand am Institut auf dem Hochschulgelände. Was sich mit diesem Druck-Verfahren und neuen Werkstoffen alles machen lässt, das wollen die Forscher an diesen Gebäuden erproben. Da geht es um UV-Schutz und Wetterbeständigkeit, Resistenz gegen Vandalismus und einen nachhaltigen Materialkreislauf.

Schöner Nebeneffekt: Die Hubs werden dann nicht nur Forschungsobjekt, sondern auch gleich ein wunderbarer und kreativer Forschungsort sein - mit weitem Blick übern See aufs Zittauer Gebirgs-Panorama und dem Pausen-Sprung ins Wasser inklusive. Aber nicht nur Mitarbeitern des Fraunhofer-Instituts und Studenten der Hochschule sollen diese Lern- und Arbeitsorte zur Verfügung stehen, sondern auch Schulklassen, Kreativen, Freiberuflern. "In Ruhe nachdenken, arbeiten und zwischendurch baden gehen", so stellt sich Martin Besta das vor.

Damit sich das besondere dieses Ortes auch in der Form widerspiegelt, sollen Studenten der TU in Liberec (Reichenberg) das Design der Gebäude entwickeln. "Es soll Leichtigkeit ausstrahlen, den Schwung von Wind und Wellen aufnehmen und wie eine große Landschafts-Skulptur wirken", wünscht sich Besta.

Die Idee übrigens steht im Olbersdorfer Konzept für die kommende Entwicklung der Gemeinde vom einstigen Braunkohle-Ort hin zum attraktiven Lebens- und Tourismuszentrum am Fuße des Zittauer Gebirges. Es ist eins von mehreren Projekten, die das "Team Strukturwandel" entwickelt hat. "Wir glauben, dass wir damit ein nachhaltiges und vernünftiges Konzept haben, für das wir Geld aus dem großen Kohle-Topf des Bundes bekommen", sagt Besta.

Das hofft auch Olbersdorfs Bürgermeister Andreas Förster (FDP), der die Entwicklung am See schon sein ganzes Berufsleben lang begleitet. Das hohe Preisgeld vom sächsischen Mitmachfond sei für ihn auch ein Zeichen, dass die Gemeinde damit auf dem richtigen Weg ist. Ganz besonders freue es ihn aber auch, sagt der Bürgermeister, dass das Hubs-Projekt ein gemeinsames mit der Stadt Zittau ist. Stadt und Gemeinde hatten erst in diesem Jahr eine Kooperationsvereinbarung getroffen, das Areal am Olbersdorfer See gemeinsam weiter zu entwickeln wie in den 1990er Jahren bei der Landesgartenschau. Eine "Landesgartenschau 2.0" sozusagen.

Zuversichtlich ist Andreas Förster inzwischen auch, dass die von der Gemeinde schon vor zwei Jahren geplante Neugestaltung des Seeufers nun doch bald beginnen kann. Nach einem Vororttermin mit Vertretern der Landesdirektion Dresden in dieser Woche sehe er jetzt gute Chancen, noch in diesem Jahr den Fördermittelbescheid für das große Vorhaben „Strandpromenade Olbersdorfer See“ zu erhalten.