Thomas Zenker muss gar nicht erst weit laufen. Schon wenn Zittaus Oberbürgermeister aus dem Rathaustor auf das Kopfsteinpflaster des Marktplatzes tritt, hat er unter seinen Schuhen das erste Problem: Eins noch dazu, von dem er nicht weiß, wie die Stadt es in den Griff kriegen könnte.
"Wahrscheinlich überhaupt nicht", konstatiert Uwe Pietschmann, der in der Stadtverwaltung zuständig für Ordnung und Sicherheit ist. An diesem Nachmittag ist er mit dem OB, dem Citymanager, Mitarbeitern der Verwaltung und ein paar Stadträten unterwegs durch Zittaus Innenstadt. Einmal im Jahr macht er das, um zu sehen, wo Handlungsbedarf besteht.
Bei den unzähligen, achtlos weggeworfenen Zigarettenkippen, wäre der Handlungsbedarf sicher groß. Aber mit einer Kehrmaschine ist auf dem historischen Kopfsteinpflaster nichts zu machen. "Einen erwischen und ihn dann auflesen lassen", sinniert Pietschmann. Aber er weiß, dass das illusorisch ist.
Die sechs Probleme in Zittaus Innenstadt
Stadtrat Winfried Bruns von den Linken hat mit dem Pflaster aber noch ein ganz anderes Problem: "Für Rollstuhlfahrer ist das unpassierbar", sagt er. Die Ordnungsbediensteten sollten deswegen wenigstens darauf achten, dass die Tische und Stühle der Cafés rund um den Markt nicht auch noch den einzig befahrbaren Bürgersteigstreifen zustellen. Uwe Pietschmann notiert es sich. Und Thomas Zenker (Zkm) verspricht, das Thema "behindertengerechtes Pflaster" auch noch mal bei der Denkmalschutzbehörde anzusprechen. Vielleicht gibt es ja eine Lösung, mit der beide Seiten leben können.
Ein paar Schritte weiter in der Inneren Weberstraße wird das nächste Problem offensichtlich. Vom einstigen Glanz der stolzen Geschäftshäuser ist hier nicht mehr viel übrig. Der Leerstand ist groß. Und an einigen Stellen mittlerweile auch schon gefährlich. In der Fassade von Nummer 10 sind die Risse unübersehbar. Das Haus hat 19 Eigentümer, wird aber von der Städtischen Wohnbaugesellschaft verwaltet. "Die werden wir jetzt anschreiben", sagt Pietschmann und notiert es sich. "Die WBG muss sich da jetzt kümmern."
In den leerstehenden Häusern hat sich auch schon das nächste Problem eingenistet: Tauben. Vor allem im Just- und im Feuergässchen, die von der Inneren Weberstraße abzweigen, wird der Taubenkot langsam zur Plage. Auch hier sind die Hauseigentümer zuständig, erklärt Pietschmann. Sie müssten dafür sorgen, die Tauben von ihren Häusern zu vergrämen. Auch sie werden jetzt Post aus dem Rathaus bekommen. Pietschmann notiert es.
Und gegebenenfalls bekommen sie auch eine Zahlungsaufforderung, wenn sie sich nicht angemessen um die Ordnung und Sicherheit kümmern. Seit Jahresbeginn hat die Zittauer Stadtverwaltung 202 Ordnungswidrigkeitsverfahren eröffnet - angefangen vom wilden Grünwuchs über illegale Müllentsorgung und Verunreinigungen bis hin zur Gefährdung der öffentlichen Sicherheit, wenn Dachziegeln herabzufallen oder gar Häuser einzustürzen drohen.
Vandalismus und Trinkertreff
Das Toilettenhäuschen hinter der Weberkirche ist geschlossen. Der Parkscheinautomat gleich um die Ecke ist defekt. Der Vandalismus in Zittau ist ebenfalls ein großes Problem. Kaum ist der Parkscheinautomat repariert, wir er schon wieder zerstört, sagt Pietschmann.
Der Schaden im Toilettenhäuschen ist so groß, dass die Mitarbeiter der Stadtverwaltung überlegen, ob sich eine Reparatur überhaupt noch lohnt - oder die Toilette ein für allemal geschlossen wird. Unbekannte hatten Silvester ein Edelstahlbecken mit einem Böller gesprengt, später wurde hier auch noch Feuer gelegt.
Und auch das Problem mit dem Trinkertreff auf den Parkbänken hinter dem Pflegeheim wird wohl ein ungelöstes bleiben. Die Stadt hatte ein Alkoholverbot in diesem Bereich prüfen lassen - mit dem Ergebnis, dass es keine Aussicht auf Erfolg hätte.
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