Update Wirtschaft
Merken

Mehr neue Arbeitslose in Sachsen als üblich

Zwar ist in Sachsen die Arbeitslosigkeit im September leicht gesunken. Doch die Konjunkturschwäche zeigt sichtbare Wirkung.

Von Georg Moeritz
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Die Arbeitslosigkeit in Sachsen ist im September entgegen der Befürchtungen leicht gesunken. Doch es gibt keine Entwarnung von der Agentur.
Die Arbeitslosigkeit in Sachsen ist im September entgegen der Befürchtungen leicht gesunken. Doch es gibt keine Entwarnung von der Agentur. © dpa

Chemnitz. Auf dem Arbeitsmarkt ist die Herbstbelebung zu spüren – nach den Sommerferien beginnen Unternehmer und Personalchefs wieder mit der Suche. Auch in Sachsen ist die Zahl der Arbeitslosen leicht gesunken. Die Herbstbelebung fällt aber in diesem Jahr vergleichsweise gering aus, berichtete am Freitag die Bundesagentur für Arbeit.

In Chemnitz sagte Michaela Ungethüm, eine Geschäftsführerin der Regionaldirektion Sachsen, die Chancen auf eine neue Beschäftigung blieben „verhältnismäßig gut“. Schließlich seien fast 40.000 Stellen frei. Doch die Unternehmen seien eher zurückhaltend beim Melden neuer Angebote.

Die schwache Konjunktur zeigt sich laut Ungethüm auch darin, dass sich mehr Menschen arbeitslos gemeldet haben als zu dieser Jahreszeit üblich: In Sachsen kamen im September rund 8.700 Menschen aus Erwerbstätigkeit und rund 7.200 aus Ausbildung zum Amt, um sich arbeitslos zu melden. Im gleichen Zeitraum wurden aber 9.400 Arbeitslose in Arbeit und 9.200 in Ausbildung oder andere „Maßnahmen“ vermittelt, teilte die Behörde mit.

Fast 8.000 Ukrainer arbeiten in Sachsen

Daher sind jetzt 3.360 Sachsen weniger arbeitslos gemeldet als noch im August: insgesamt 131.676. Im Jahresvergleich ist die Zahl aber gestiegen, um 10.200. Am stärksten stieg die Arbeitslosigkeit im Kreis Bautzen und in Chemnitz. Dazu haben auch Ukrainerinnen beigetragen, die sich zunehmend nach ihren Integrationskursen arbeitslos melden können.

Rund 13.200 Menschen aus der Ukraine sind in Sachsen arbeitslos gemeldet. Zugleich sind aber 7.900 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit in Sachsen beschäftigt, davon 6.400 mit Sozialversicherung, die anderen in Minijobs.

Bundesagentur-Chefin Andrea Nahles hatte am Donnerstag bei einer Betriebsrätetagung in Dresden gesagt, trotz der Rezession sei die Arbeitslosenquote in Sachsen stabil. Sie liegt jetzt bei 6,2 Prozent. Der Fachkräftemangel führe dazu, dass Unternehmer möglichst an ihren Beschäftigten festhielten. 1,3 Millionen Menschen gingen als Rentner weiter zur Arbeit, davon 90 Prozent im gleichen Betrieb – allerdings wollten sie nicht mehr 40 Stunden arbeiten.

Handwerker finden gleich viele Lehrlinge wie voriges Jahr

Stabil ist laut Handwerkkammer Dresden auch der Ausbildungsmarkt in Ostsachsen. Hauptgeschäftsführer Andreas Brzezinski berichtete, zum Stand Freitag hätten 1.566 Männer und 469 Frauen einen Ausbildungsvertrag im Bezirk Dresden unterschrieben. Das waren insgesamt vier weniger als vor einem Jahr. Laut Brzezinski setzen die Meister „trotz der lahmenden Konjunktur und den zunehmenden Sorgen bewusst auf die Ausbildung“. Es seien noch Lehrstellen und Praktika zu bekommen.

Nahles sagte, mehr junge Leute müssten für eine Ausbildung begeistert werden. Wenn Gymnasiasten der Eindruck vermittelt werde, sie sollten möglichst zur Universität statt in einen Lehrbetrieb gehen, dann komme das nicht von den Berufsberatern: „Unglücklicherweise sind es die Eltern.“

Laut Regionalagentur lässt das Beschäftigungswachstum auf hohem Niveau nach. Neue Stellen wurden im Gesundheits- und Sozialwesen, im Bereich Information und Kommunikation und in anderen Dienstleistungsbereichen geschaffen. In Baugewerbe, Handel und Zeitarbeit dagegen wurden viele Verträge beendet. Die Einstellungsbereitschaft der Wirtschaft liege jedoch "noch auf relativ gutem Niveau", die Betriebe suchten Fachkräfte.

Einige Hundert Firmen melden vorsorglich Kurzarbeit an

Sachsens Agenturchef Klaus-Peter Hansen hatte vor einem Monat festgestellt: „Die Lage dreht sich.“ In den vergangenen Jahren sei die Zahl der Beschäftigten mit Sozialversicherung in Sachsen gestiegen, bis auf 1,643 Millionen Menschen. Doch im Juni gab es erstmals einen Rückgang um 300 Arbeitsplätze. „Wir müssen befürchten, dass die Beschäftigung in den nächsten Wochen und Monaten zurückgeht“, sagte Hansen damals.

Die jüngste Hochrechnung für Juli zeigt nun einen Zuwachs um 200 Berufstätige. Das Beschäftigungswachstum sei "ausgebremst", befinde sich dennoch auf vergleichsweise hohem Niveau. In keinem Juli seit 1999 waren mehr Menschen in Sachsen sozialversichert beschäftigt.

Viele Betriebe nehmen Kurzarbeitergeld in Anspruch, statt Arbeitsverträge zu beenden. Die Zahlen sind aber gering verglichen mit der Corona-Hochzeit: Von Juli bis September dieses Jahres haben 329 Unternehmen in Sachsen Kurzarbeits-Bedarf vorbeugend angezeigt, für 8.000 Beschäftigte. Nach jüngsten Zahlen für Juni nahmen 465 Betriebe das Geld in Anspruch, für 8.700 Beschäftigte.