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Immer mehr Ältere arbeiten länger

Der Anteil der über 55-Jährigen, die voll berufstätig sind, ist deutlich gestiegen. Sie werden angesichts vieler unbesetzter Stellen gebraucht. Doch nicht jeder hält bis zum regulären Renteneintritt durch.

Von Annett Kschieschan
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Auch im Rentenalter noch mitten im Arbeitsleben: Das wird künftig noch häufiger der Fall sein.
Auch im Rentenalter noch mitten im Arbeitsleben: Das wird künftig noch häufiger der Fall sein. © AdobeStock

Immer mehr ältere Menschen sind erwerbstätig. Waren es vor 20 Jahren noch 38 Prozent der über 55-Jährigen, sind es inzwischen reichlich 73 Prozent. Gleichzeitig gehen immer mehr Menschen in Deutschland früher in Rente, als es die gesetzlichen Regelungen vorsehen. Darauf verweist der „Altersübergangsreport“ des Instituts Arbeit und Qualifikation. Demnach haben die allgemeinen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt große Auswirkungen auf die sogenannte Erwerbsbeteiligung. So stieg die Zahl der Erwerbstätigen zwischen 2005 und 2022 von 39,6 Millionen auf 45,5 Millionen. Die Zahl der Erwerbstätigen zwischen 55 und 64 Jahren hat sich in dieser Zeit mit einem Wert von 9,4 Millionen mehr als verdoppelt. Die demografische Struktur im Land schlägt sich damit ganz unmittelbar auf die Arbeitsmarktentwicklung nieder.

Zuschüsse für ältere Beschäftigte

Weil der Nachwuchs für frei werdende beziehungsweise neu geschaffene Stellen fehlt, stellen Unternehmen verstärkt ältere Bewerber ein. Hatten sie es noch vor einigen Jahren schwer, einen Job zu bekommen, ist das in vielen Branchen inzwischen kein Problem mehr. Zudem gibt es vielfach Zuschüsse für die Einstellung älterer Männer und Frauen. Was Menschen, die sich noch fit und leistungsfähig fühlen, freut, ist für Ältere mit gesundheitlichen Einschränkungen indes nicht unproblematisch. So verweist der Report darauf, dass „die höhere Erwerbsbeteiligung der Älteren auch auf die Einschränkung der Frühverrentung, also aller rentenrechtlichen Regelungen, die einen Rentenbezug vor Erreichen der Regelaltersgrenze ermöglichten“, zurückzuführen sei.

Hier wirkt vor allem die schrittweise Anhebung des Rentenalters nach. Betrug das Austrittsalter für den Geburtsjahrgang 1940 im Schnitt noch 60,1 Jahre, waren es für den Geburtsjahrgang 1953 bereits 63,1 Jahre. Eine weitere Erkenntnis: „Die Mehrheit erreichte die Regelaltersgrenze nicht aus einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung heraus, sondern zum Beispiel aus einem Minijob oder aus Arbeitslosigkeit.“Unzureichende Arbeitsbedingungen, vorzeitiger Verschleiß und damit eine frühe Einschränkung der Leistungsfähigkeit macht es vor allem Menschen, die körperlich schwer arbeiten, oft unmöglich, regulär in Rente zu gehen. Eine weitere Anhebung der Regelaltersgrenze ist deshalb sehr umstritten.

Im Altersübergangsreport wird dafür zunächst eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen angemahnt. Zudem müssten Angebote für Menschen geschaffen werden, die sehr früh aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Das könnten Umschulungen sein, aber auch eine passgenauere soziale Absicherung für diejenigen, die im aktuellen Arbeitstempo nicht mehr mithalten können. (WeSZ)

„Alter beim Austritt aus versicherungspflichtiger Beschäftigung: Anstieg, Kompression und Nivellierung“, Altersübergangs-Report 01/2023, Juni 2023