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Weniger Arbeitslose in Sachsen als vor einem Jahr

In Sachsen ist die Zahl der Arbeitslosen zwar im Juni gestiegen, aber vorwiegend wegen Ukrainerinnen. Das wird im Juli weitergehen.

Von Georg Moeritz
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Sachsens Jobcenter zählen wieder mehr Arbeitslose, weil Tausende Ukrainer sich anmelden konnten. Doch die Arbeitslosigkeit ist geringer als vor einem Jahr.
Sachsens Jobcenter zählen wieder mehr Arbeitslose, weil Tausende Ukrainer sich anmelden konnten. Doch die Arbeitslosigkeit ist geringer als vor einem Jahr. © dpa/Jens Büttner

Dresden. Klaus-Peter Hansen hatte es vorausgesagt: In diesem Juni steigt die Arbeitslosenzahl in Sachsen, obwohl das zu dieser Jahreszeit nicht üblich ist. Der Chef der sächsischen Arbeitsagenturen sagte am Donnerstag in Chemnitz, dass nun Tausende Ukrainer in Sachsen erstmals als arbeitslos gelten – vor allem Frauen.

Zum Stichtag 13. Juni zählten die sächsischen Jobcenter 17.319 "erwerbsfähige Personen" aus der Ukraine, davon 13.687 Frauen. Als arbeitslos registriert wurden zunächst 7.782. Andere gelten lediglich als "arbeitsuchend", weil sie nicht sofort eine Stelle antreten können – weil ihnen beispielsweise noch die Kinderbetreuung fehlt oder sie an Deutschkursen teilnehmen.

"Es sind viele junge Mütter dabei", sagte Arbeitsagentur-Sprecherin Jenny Zichner. Erst wenn ein Kindergartenplatz gefunden sei, könnten sie in Arbeit vermittelt werden.

Aussichten: Unternehmen werden vorsichtiger

Für Juli rechnet Hansen mit weiter steigender Arbeitslosigkeit in Sachsen. Noch sind nicht alle Ukrainer bei den Jobcentern registriert. In der Oberlausitz und in Leipzig beispielsweise habe die Statistik noch nicht so viele erfasst, in Dresden und Chemnitz sei es schneller gegangen.

Zur künftigen Entwicklung von Wirtschaft und Arbeitsmarkt äußerte sich Hansen zurückhaltend: "Der Blick nach vorn bleibt verschwommen, wir haben keine weite Sicht", sagte er. Nach seinem Eindruck werden die Unternehmen bei der Besetzung von Stellen jetzt vorsichtiger. Auch die Leiharbeit schwächele.

Die jüngste Umfrage des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung zum Geschäftsklima in Sachsen zeigte, dass die Erwartungen der Industriebetriebe und der Händler an die nächsten Monate zurückgingen. In der Baubranche und bei Dienstleistern dagegen stiegen die Erwartungen etwas. Das Ifo-Institut sprach von "großer Unsicherheit".

© SZ Grafik

Vergleiche: Arbeitslosenquote höher als vor Corona

Die Arbeitslosigkeit ist trotz der neu mitgezählten Ukrainer niedriger als vor einem Jahr, aber noch nicht wieder so niedrig wie vor der Corona-Pandemie. 115.884 Menschen in Sachsen galten Mitte Juni als arbeitslos. Das waren 5.771 mehr als im Monat davor, aber 8.725 weniger als ein Jahr zuvor. Die Arbeitslosenquote in Sachsen beträgt nun 5,5 Prozent. Sie war im Juni vor Corona schon auf 5,3 Prozent gesunken. Beim Vergleich innerhalb Deutschland steht Sachsen etwa in der Mitte: In Thüringen und Brandenburg ist die Arbeitslosigkeit etwas niedriger als in Sachsen. Höher ist sie in den Stadtstaaten, aber auch in Nordrhein-Westfalen.

Kurzarbeit: Staat zahlt Löhne für mehr als 63.000 Sachsen

Im Sommer lässt laut Hansen die Bewegung auf dem Arbeitsmarkt üblicherweise nach, erst im Herbst stellen Personalchefs wieder mehr Menschen ein. Doch auch im Juni wurden etwa 8.300 berufstätige Sachsen arbeitslos, und etwa 7.900 Arbeitslose fanden eine Stelle.

Als Mittel gegen Entlassungen wirkte weiterhin das Kurzarbeitergeld: Mehr als 63.000 Sachsen waren nach jüngsten Zahlen im März ganz oder teilweise in Kurzarbeit. Von April bis Juni meldeten noch einmal 750 Betriebe mit 14.000 Beschäftigten an, dass sie wohl Kurzarbeit nutzen werden. Zunehmend ist nicht mehr Corona der Grund, sondern es gibt Schwierigkeiten wie etwa Lieferengpässe.

Wachstumsbranchen: Verkehr und Lagerei stellen ein

Die Beschäftigung in Sachsen wächst weiter, allein in der Sparte Verkehr und Lagerei sind im Jahresvergleich 3.100 Beschäftigte dazugekommen. Die Gastronomie hat jetzt 2.600 Angestellte mehr als vor einem Jahr, auch Metallbetriebe wachsen laut Hansen. Auf dem Bau dagegen gibt es jetzt 500 Beschäftigte weniger. Nach jüngstem Stand April sind in Sachsen 1,64 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das sind 18.700 mehr als vor einem Jahr. Fast 49.000 freie Stellen sind den Arbeitsagenturen bekannt.

Ausbildung: 1.800 Lehrstellen mehr als voriges Jahr

Wer eine Lehrstelle sucht, hat es rein rechnerisch in Sachsen leicht: Auf jeden Bewerber kommen 1,14 Ausbildungsplätze. Sachsens Betriebe haben fast 20.000 Lehrstellen für dieses Jahr gemeldet, rund 1.800 mehr als vor einem Jahr. Von den rund 17.000 interessierten Jugendlichen sind laut Statistik gut 10.000 mit einer Lehrstelle versorgt, das Lehrjahr beginnt nach den Ferien.