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Baggerbrand: Baufirma lobt Belohnung für Hinweise aus

Die abgefackelte Baumaschine war nicht der erste Anschlag auf das Sohlander Unternehmen. Auf der Suche nach dem Täter hofft der Chef jetzt auf Hilfe.

Von Franziska Springer
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Stefan Noack, Werkstattleiter des Sohlander Entsorgungs- und Tiefbauunternehmens Noack, vermutet hinter dem Anschlag auf einen Bagger eine geplante Aktion.
Stefan Noack, Werkstattleiter des Sohlander Entsorgungs- und Tiefbauunternehmens Noack, vermutet hinter dem Anschlag auf einen Bagger eine geplante Aktion. © Steffen Unger

Sohland/Schirgiswalde-Kirschau. Am vergangenen Wochenende gab es in Sohland kaum ein anderes Gesprächsthema als dieses: In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag brannte gegen 3 Uhr ein Bagger des Sohlander Entsorgungs- und Tiefbauunternehmens Noack vollständig aus. Er hatte auf einem Lagergelände an der Callenberger Straße in Crostau, einem Ortsteil von Schirgiswalde-Kirschau, gestanden. Eine vorbeifahrende Frau hatte das Feuer entdeckt und die Feuerwehr gerufen. Die konnte das Fahrzeug nicht mehr retten. 120.000 Euro Schaden sind entstanden, berichtet Werkstattleiter Stefan Noack.

Der Frust bei Firmeninhaber Lutz Noack und seinem Sohn Stefan ist groß, denn die Leidensfähigkeit von beiden wird seit Monaten auf die Probe gestellt: Am 21. April, berichtet Stefan Noack, seien bereits Einbrecher in das Firmengelände an der Sohlander Spreetalstraße eingedrungen, hätten die Büroräume verwüstet, Ölfässer umgestoßen und die Schlüssel sämtlicher Firmenfahrzeuge gestohlen. Auf eine Summe von 3.000 bis 4.000 Euro schätzt Lutz Noack den entstandenen Schaden.

Bürofenster mit Schriftzug beschmiert und Feuer gelegt

Wenige Wochen später, Ende Mai, beschmierten Unbekannte seine Bürofenster mit dem Wort "Homo". Auffallend dabei: Der oder die Täter nutzten blutrote Lackfarbe, die sie - das ist an dem Schriftzug deutlich zu erkennen - mit einer Farbrolle auftrugen. Ein ähnliches Spurenbild findet sich weiter hinten an dem großen Fabrikgebäude, das auch sonst mit zahlreichen Graffitis beschmiert wurde. Diese allerdings wurden sämtlich mit Sprühfarbe aufgetragen - was deutlich üblicher ist. Ob der oder die Verursacher die Farbe hier ausprobiert haben, einen weiteren Schriftzug anbringen wollten oder die Rolle nach dem Einsatz gereinigt haben, kann Stefan Noack nur mutmaßen.

Nur einen Tag vor der Brandstiftung in Crostau hatten Unbekannte bereits versucht, eine ungenutzte Ruine auf dem Firmenareal in Brand zu setzen. Stefan Noack bemerkte das Feuer rechtzeitig - und löschte es selbst.
Nur einen Tag vor der Brandstiftung in Crostau hatten Unbekannte bereits versucht, eine ungenutzte Ruine auf dem Firmenareal in Brand zu setzen. Stefan Noack bemerkte das Feuer rechtzeitig - und löschte es selbst. © Steffen Unger

Fakt ist: Es ist nicht die einzige Sachbeschädigung an dem Gebäude in der jüngsten Zeit. Ebenfalls in der vergangenen Woche wurde zweimal versucht, Feuer in dem ungenutzten Fabrikteil zu legen. Der eine Brand, berichtet Stefan Noack, sei von selbst ausgegangen - wahrscheinlich, weil das Feuer nicht genug Sauerstoff bekommen habe. Den zweiten, den Stefan Noack nur einen Tag vor dem Baggerbrand entdeckte, habe er selbst gelöscht. Von der alten Tür, die das Holzfenster bis vor Kurzem noch gegen unerlaubten Zutritt versperrt hatte, war da schon nur noch eine verkohlte Türklinke samt Schloss übrig.

Zur Motivation hinter den Taten verbreiten sich über den Dorftratsch eifrig Theorien. Neid oder Eifersucht könnten der Auslöser gewesen sein, mutmaßen manche. Andere spekulieren, die Firmeninhaber könnten den Brand selbst gelegt haben, um den 26 Jahre alten Bagger mit dem Geld der Versicherung zu ersetzen.

Bagger wurde gezielt in Brand gesteckt

Diese Vermutung sei "völliger Quatsch" kommentiert Inhaber Lutz Noack. Geld von der Versicherung werde es nicht geben. Gegen Vandalismus seien die Fahrzeuge der Firma, in der 26 Menschen arbeiten, nicht versichert. Dass die Angriffe auf das 1990 gegründete Unternehmen gezielt vonstatten gegangen sind und die Taten im Zusammenhang stehen - davon sind Lutz und Stefan Noack überzeugt.

Einen Zusammenhang aller Sachverhalte schließt auch die Polizeidirektion Görlitz nicht aus: "Dies wird Teil der Ermittlungen sein", teilt Polizeisprecherin Anja Leuschner mit. Klar sei inzwischen, dass der Bagger gezielt in Brand gesteckt wurde. Wie das genau vonstatten ging, wird derzeit noch untersucht: "Der abschließende Bericht des Brandursachenermittlers liegt noch nicht vor, sodass keine Aussage zum Brandausbruch möglich ist", informiert Leuschner weiter.

Mit Transparenten in Sohland und Crostau hoffen die Firmeninhaber, Zeugen zu finden. 2.000 Euro Belohnung haben sie für Hinweise ausgesetzt.
Mit Transparenten in Sohland und Crostau hoffen die Firmeninhaber, Zeugen zu finden. 2.000 Euro Belohnung haben sie für Hinweise ausgesetzt. © Steffen Unger

Auf den Zeugenaufruf hin seien bislang noch keine Hinweise zu dem oder den Tätern eingegangen. Lutz und Stefan Noack hoffen, dass sich das noch ändert. Sie haben eine Belohnung von 2.000 Euro für sachdienliche Beobachtungen ausgelobt. "Der Anschlag auf den Bagger, der hohe Sachschaden - es reicht jetzt", sagt Stefan Noack. "Schließlich kann es gut sein, dass es als Nächstes ans Private geht."

In diesem Jahr bereits fünf Baumaschinenbrände

Lutz und Stefan Noack selbst haben keinen Verdacht, wer hinter den Anschlägen stecken könnte: "Wir schreiben am Tag 40 bis 50 Rechnungen. Wenn davon zehn nicht bezahlt werden, ist das nicht unüblich. Neid, Unzufriedenheit - wer weiß schon, was solche Leute antreibt", sagt Stefan Noack. Auch, dass es sich schier um blinde Zerstörungswut gehandelt haben könnte, schließen die beiden Noacks nicht aus: "Man hört ja immer wieder davon, dass Baufahrzeuge in Brand gesteckt werden", sagt der Firmenchef.

Auch in den Landkreisen Bautzen und Görlitz kommt das immer wieder vor, teilt Anja Leuschner mit. Seit Jahresbeginn habe die Polizeidirektion bereits fünf Baumaschinenbrände registriert - zwei davon im Landkreis Bautzen: Außer dem Bagger in Callenberg brannte am 30. Mai bereits die Kabine eines Teleskopladers im Bernsdorfer Ortsteil Wiednitz.