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Wie die Fußwege in Bautzen auf Vordermann gebracht werden sollen

Löchrig, holprig, nicht barrierefrei: Etliche Gehwege in der Stadt Bautzen sind in einem schlechten Zustand. So packt die Stadt das Problem jetzt an.

Von Katja Schlenker
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Kopfsteinpflaster in der Bautzener Altstadt wie hier in der Fleischergasse macht es Fußgängern oft schwer, vor allem wenn sie etwa mit Rollator unterwegs sind.
Kopfsteinpflaster in der Bautzener Altstadt wie hier in der Fleischergasse macht es Fußgängern oft schwer, vor allem wenn sie etwa mit Rollator unterwegs sind. © Archivfoto: SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Jede Menge Stolperfallen sind auf Bautzener Fußwegen zu finden. Weil das so ist, arbeitet die Stadt nun an einem Plan, das zu ändern. Ein erster Entwurf einer sogenannten Fußverkehrsstrategie wurde jetzt im Beirat für Stadtentwicklung vorgestellt.

Wie ist der Status quo in Bautzen?

Für die Analyse wurde die Kreisstadt in drei Bereiche eingeteilt:

  • Innenstadt, also im Grunde die Altstadt
  • innerstädtischer Bereich, also Ost-, Süd- und Westvorstadt sowie Nordostring und Gesundbrunnen
  • ländlich geprägter Raum, also die äußeren Stadtteile und die vier Ortsteile

Bieten die ersten beiden Bereiche gute Voraussetzungen für kurze Wege, stellt sich im ländlich geprägten Raum die Problematik, dass dort eine geringe Einwohnerdichte und kaum stark frequentierte Ziele vorhanden sind. Mitunter gibt es dort aber auch gar keine Fußwege, weshalb geprüft werden muss, ob Bedarf daran besteht.

Wie schätzen Bautzener die Fußwege ein?

Auf zwei Wegen wurden die Einwohner der Stadt zum Thema befragt: zum einen über eine Online-Umfrage, die im Sommer über vier Wochen lief und bei der 454 Teilnehmer antworteten, und zum anderen bei drei Stadtspaziergängen im September.

„60 Prozent der Befragten sind grundsätzlich zufrieden mit der Situation für Zufußgehende“, resümiert René Pessier, geschäftsführender Gesellschafter der Dresdener Firma Mobilitätswerk, die mit der Umsetzung der Fußverkehrsstrategie beauftragt wurde. In den Innenstadtbereichen wurden jedoch folgende Punkte bemängelt:

  • Qualität und Zustand der Gehwege
  • Verfügbarkeit von Querungsstellen
  • Gehwegparken von Fahrzeugen

Im ländlich geprägten Raum zeigen sich ganz andere Probleme: Zum einen geht es dort um die Frage, ob es überhaupt Fußwege gibt. Zum anderen sind Freizeitziele dort oft nicht fußläufig zu erreichen. „Die höchste Priorität der Bürger besteht in Sanierung beziehungsweise Ausbau bestehender Gehwege“, erklärt der Experte.

Welche Ziele werden nun verfolgt?

In dem ersten Entwurf für eine Fußverkehrsstrategie werden fünf Leitziele definiert:

  • Design für alle – barrierefreie Wege
  • konfliktarme, sichere und bedarfsgerechte Gehwege sowie Querungen
  • belebte und soziale Stadt
  • zusammenhängende Netze für den Fußverkehr – Stadt der kurzen Wege
  • Fußverkehr in den ländlichen Ortsteilen stärken

Was bedeutet das genau?

Barrierefreiheit wird künftig eine wichtige Rolle spielen. Das betrifft nicht nur Rollstuhlfahrer oder ältere Menschen, die einen Rollator benutzen, sondern auch Familien mit Kinderwagen. Des Weiteren sollen Gefahrenstellen erkannt und im Idealfall behoben werden. Dadurch sollen auch Konflikte der Nutzer untereinander vermieden werden, also zum Beispiel zwischen Fußgängern und Radfahrern.

Zudem wird angeregt, den Anteil an Fußgängern zu erhöhen. Dadurch und auch durch andere Maßnahmen könne die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt verbessert werden. Ebenso würden laut dem Experten Einzelhandel, Tourismus und Gastronomie von mehr Fußverkehr profitieren. Zu guter Letzt sollen bestehende Lücken im Fußwegenetz geschlossen werden.

Wie sind die Meinungen zum vorgestellten Entwurf?

Im Beirat für Stadtentwicklung gab es unterschiedliche Meinungen zu dem vorgestellten Entwurf. Als zweischneidiges Schwert bezeichnete Norbert Hesse die Angelegenheit. „Ich habe die Sorge, wenn wir eh nur beschränkte Mittel haben, dass wir dann sagen, wir bauen die Fußwege nur in Verbindung mit der Straße“, sagte er. „Es gibt eine Menge Bedarf, und der sollte nicht an den Straßenbau gekoppelt sein.“ Er nannte die Fleischergasse in der Altstadt als Beispiel. Dort könne man nicht jahrzehntelang warten, bis man das Pflaster wieder angehe. Es brauche dringend einen Plattenstreifen in der Mitte, damit die Straße zum Beispiel auch mit Rollator genutzt werden könne.

„Das Ziel sollte sein, motorisierten Individualverkehr in der Stadt zurückzudrängen und den Fußverkehr höher zu priorisieren“, sagte Anke Knaak. Sofern man alle Verkehrsformen unterbringen wolle, habe man letztlich auch ein Platzproblem.

Auch Bushaltestellen sollten in die Fußverkehrsstrategie einbezogen werden, wenn die Gehwege einmal umgebaut werden, merkte Cornelia Heyser an. Als illusorisch bezeichnete Uwe Panitz den Gedanken, dass Fußwege gebaut würden, ohne dass die Straßen daneben angefasst würden, zumal es in vielen Fällen am Geld scheitere.

Statt speziell auf Fußgänger einzugehen, wollte Frank Scholze lieber zwischen motorisiertem und nicht-motorisiertem Verkehr unterscheiden. Die Beiträge sollen nun in den Entwurf eingearbeitet und dann noch einmal in der Runde diskutiert werden, erklärte Baubürgermeisterin Juliane Naumann. Entscheiden muss am Ende der Stadtrat.