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Das will Bautzen für bessere Fußwege tun

Die Stadt Bautzen will den Fußgängerverkehr fördern und hat dafür Experten beauftragt. Als erstes sind jetzt die Bürger selbst gefragt.

Von David Berndt
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Bautzen will den Fußgängerverkehr fördern. Dazu läuft online bereits eine Befragung. Dabei geht es unter anderem um den Zustand von Gehwegen und auch die Barrierefreiheit, wie hier am Übergang vom Museum zum Kornmarkt-Center.
Bautzen will den Fußgängerverkehr fördern. Dazu läuft online bereits eine Befragung. Dabei geht es unter anderem um den Zustand von Gehwegen und auch die Barrierefreiheit, wie hier am Übergang vom Museum zum Kornmarkt-Center. © Archivfoto: SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Fußverkehrsstrategie. Das klingt holprig, soll aber die Lage für Fußgänger in Bautzen und seinen Ortsteilen verbessern. Konkret geht es dabei um die Gehwege. Eine solche Strategie soll nun für Bautzen entwickelt werden, wie Baubürgermeisterin Juliane Naumann am Donnerstagabend im Beirat für Stadtentwicklung erklärte. Man habe die Verkehrsexperten der Dresdener Firma Mobilitätswerk mit der Umsetzung beauftragt.

Deren geschäftsführender Gesellschafter René Pessier stellte im Beirat vor, wie das ablaufen soll und wie sich die Bautzener dabei einbringen können. Sächsische.de beantwortet die wichtigsten Fragen dazu.

Wie ist derzeit die Situation bei Fußwegen in Bautzen?

Juliane Naumann formuliert es so: „Momentan haben wir Stückwerk. Deswegen ist es wichtig, eine Strategie zu entwickeln.“ Im Rahmen der gesamten Verkehrsstrategie wolle man den Fußverkehr explizit betrachten.

Laut René Pessier gibt es in der Kernstadt schon viele positive Aspekte wie Sitzgelegenheiten oder sanierte Fußwege. Problematisch sei es vielmehr in den Ortsteilen. Dort seien die Wege schlecht erschlossen. Insgesamt geht es beim Fußverkehr um Aspekte wie Wege, Querungen, Beleuchtung und Barrierefreiheit. Bisher haben die Experten festgestellt, dass in Bautzen 40 Prozent der Straßen keine Gehwege haben und etwas mehr als die Hälfte der bestehenden Gehwege in gutem Zustand sind.

Wieso ist Fußgängerverkehr so wichtig?

Die Bedeutung des Fußgängerverkehrs werde unterschätzt, so Pessier. Er beginne bereits auf dem Weg zum Auto oder Bus. Als sogenannte Basismobilität sei zu Fuß zu gehen etwa eine beliebte Freizeitbeschäftigung, gut für die Gesundheit, klimafreundlich und fördere den Konsum in der jeweiligen Umgebung. Außerdem würden Fußwege kaum abgenutzt.

Die Menschen in einer Stadt wie Bautzen würden sich viel mehr zu Fuß bewegen, als ihnen vielleicht bewusst ist. Laut den Verkehrsexperten werden knapp 30 Prozent der Wege in Bautzen zu Fuß erledigt. „Und eine attraktive Fußverkehrsinfrastruktur erhöht die Akzeptanz dafür“, sagt René Pessier.

Wie entsteht nun Bautzens Fußverkehrsstrategie?

Ziel von René Pessier und seinem Team ist es, dem Stadtrat im Frühjahr 2023 eine fertige Fußverkehrsstrategie zu präsentieren. Bis dahin ist aber noch einiges zu tun, auch für die Bautzener selbst. Denn sie dürfen sich maßgeblich an der Erarbeitung beteiligen und können sofort damit beginnen.

Ein Fragebogen zum Thema ist bereits online. Die Teilnahme an der Umfrage ist bis 4. Juli möglich, sie dauert etwa fünf bis zehn Minuten. Hier sollen die Bautzener die Gehwege bewerten, die sie regelmäßig nutzen. Dazu müssen sie angeben, wie sehr bestimmte Aussagen zutreffen, etwa ob die Wege gut beleuchtet oder frei von parkenden Autos sind. Auf einer Karte können Teilnehmer konkrete Stellen angeben, an denen es gefährlich ist oder sich etwa verbessern muss. Per Auswahl lässt sich anklicken, worin das konkrete Problem besteht.

Die Bautzener können die Umfrage demnächst aber auch zusammen mit Mitarbeitern des Mobilitätswerkes persönlich ausfüllen:

  • 16. Juni von 8 bis 12 Uhr, Reichenstraße/vor dem Reichenturm
  • 16. Juni von 13 bis 17 Uhr, Rathenauplatz
  • 21. Juni von 8 bis 12 Uhr, Reichenstraße/vor dem Reichenturm

Es kann aber auch telefonisch unter 0351 824400 40 ein Termin vereinbart werden. Und im September wird es dann vier Stadtteilspaziergänge geben.

Auf Grundlage dieser Bürgerbeteiligung und durch eigene Bestandsaufnahme werden die Experten im vierten Quartal einen Entwurf für ein Leitbild und ein Diskussionspapier erstellen. Dies wird mit einem Arbeitskreis in der Stadtverwaltung abgestimmt.

Im Anschluss soll ein Nutzungskonzept für die gesamte Stadt inklusive der Ortsteile mit Haupt- und Nebenrouten erarbeitet werden. Im November sollen alle Ergebnisse zu einer Strategie zusammengefasst und dann nach und nach in den städtischen Gremien vorgestellt werden.

Wie soll es weitergehen, wenn die Strategie vorliegt?

„Die Verwaltung bekommt eine Grundlage für dauerhaftes strategisches Handeln“, sagt René Pessier. Der Radverkehr spiele bei den Überlegungen ebenso eine Rolle wie die Altersstruktur in Bautzen. Menschen mit Rollatoren oder Kinderwagen haben schließlich andere Bedürfnisse als beispielsweise Jugendliche.

Im Vorfeld über konkrete Kosten zu sprechen, sei allerdings schwierig. Das hänge von den gewünschten Maßnahmen, aber auch von Preisentwicklungen ab. „Wenn wir alles umsetzen, reden wir wahrscheinlich von einem zweistelligen Millionenbetrag“, schätzt René Pessier ein. Vom Bund seien für solche Projekte noch Förderprogramme zu erwarten. In Sachsen sehe es mit Zuschüssen derzeit nicht so gut aus.

Juliane Naumann erwartet von der Fußverkehrsstrategie eine Hilfe für eine fundierte Abwägung nach Prioritäten. Bei Neubau oder Sanierung von Fußwegen solle es noch mehr darum gehen, wie viele Menschen und welche Altersgruppen sie nutzen oder ob sie gefährlich sind. „Wir arbeiten bisher noch nicht danach, wo die Gehwege für Fußgänger am wichtigsten sind.“