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Wie aus der Vogelkreuzung in Bautzen ein Kreisverkehr wird

Die Vogelkreuzung in Bautzen soll zum Kreisverkehr werden. Die neuen Pläne, wie das Projekt aussehen kann, wurden nun erstmals öffentlich im Stadtrat vorgestellt.

Von Katja Schlenker
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Die Vogelkreuzung in Bautzen soll zu einem Kreisverkehr umgebaut werden. Dafür muss das Eckgebäude rechts im Bild weichen. Auch auf der gegenüberliegenden Seite wird noch Platz benötigt, um das Bauvorhaben umsetzen zu können.
Die Vogelkreuzung in Bautzen soll zu einem Kreisverkehr umgebaut werden. Dafür muss das Eckgebäude rechts im Bild weichen. Auch auf der gegenüberliegenden Seite wird noch Platz benötigt, um das Bauvorhaben umsetzen zu können. © Steffen Unger

Bautzen. Die Vogelkreuzung in Bautzen soll zu einem Kreisverkehr umgebaut werden. Wie das Vorhaben umgesetzt werden kann, ist nun erstmals am 25. Oktober 2023 im Stadtrat öffentlich vorgestellt worden. Diplom-Ingenieur Dirk Ohm, Inhaber des beauftragten Ingenieurbüros Ivas aus Dresden, erläuterte die Pläne.

Warum wird ein Kreisverkehr aus der Vogelkreuzung?

Ziel ist, die Innenstadt schrittweise von Verkehr zu entlasten. Dies ist Voraussetzung dafür, dass in Bautzen eine attraktive städtebauliche Entwicklung vorangetrieben werden kann, erläuterte der Experte und nannte drei Beispiele, die bereits umgesetzt worden sind:

Da dies noch nicht als ausreichend angesehen wird, um die Innenstadt zu entlasten, sollen nun weitere verkehrsplanerische Maßnahmen geprüft werden, unter anderem der Umbau der Vogelkreuzung zum Kreisverkehr.

Wie viel Verkehr rollt durchs Stadtzentrum in Bautzen?

Um herauszufinden, von wie viel Verkehr auszugehen ist, der täglich über den Knotenpunkt von Äußerer Lauenstraße, Lauengraben und Friedensbrücke rollt, hat im März 2020 eine Verkehrszählung stattgefunden, welche im Mai 2022 und im Mai 2023 aktualisiert worden ist. Das Ergebnis: Die Verkehrsmenge hat gegenüber 2016 um rund 8 Prozent abgenommen.

In Zahlen ausgedrückt, sind auf der Strecke Friedensbrücke-Lauengraben bis zu 18.700 Kraftfahrzeuge innerhalb von 24 Stunden gemessen worden. Die Werte aus dem Jahr 2022 fallen etwa 3 Prozent niedriger aus als 2020. Der Schwerverkehrsanteil liegt bei 4,6 Prozent. An Seminarstraße und Karl-Marx-Straße kommen zahlreiche Fußgänger hinzu, welche die frühere Bundesstraße B6 an den Fußgängerampeln queren.

Wie sind die Planer bei der Analyse vorgegangen?

Vier Szenarien für die Vogelkreuzung sind von den Planern untersucht worden:

  • Der Status quo, der laut Dirk Ohm weder städtebaulich noch verkehrsplanerisch zu empfehlen ist, weil die aktuelle Ampelkreuzung zwar leistungsfähig ist, aber nur ein geringes Potenzial für eine städtebauliche Entwicklung der Innenstadt aufweist.
  • Eine moderate Verkehrsreduktion, die als realistisches Szenario angesehen wird, welches vertiefend betrachtet werden kann. Dieses Modell, bei dem der Straßenraum umgestaltet und auch das Umfeld der jetzigen Kreuzung entwickelt werde, habe das Potenzial, die Verkehrsmenge an dieser viel befahrenen Stelle in Bautzen weiter zu reduzieren.
  • Eine maximale Verkehrsreduktion, bei der die frühere B6 zum Beispiel zu einer Einbahnstraße würde, wird von den Verkehrsexperten ebenfalls nicht empfohlen.
  • Eine Sperrung für Durchgangsverkehr, die jedoch ebenso aus verkehrsplanerischer Sicht nicht zu empfehlen ist. Hier bestünde die Gefahr, den Verkehr in andere sensible Bereiche wie die historische Altstadt zu drängen.

Wie wird die Vogelkreuzung zum Kreisverkehr gestaltet?

Wird die Vogelkreuzung zum Kreisverkehr umgebaut, sollte dieser zwei durchgehende Fahrstreifen sowie separate Wege für Radfahrer haben. Diese wiederum sollten getrennt von den Fußwegen angelegt werden. Generell wäre die Vogelkreuzung laut Dirk Ohm als Kreisverkehr ebenso leistungsfähig wie als Kreuzung. Dies haben auch Experten von ADAC und TU Dresden bestätigt.

Beim Umbau zum Kreisverkehr würden zudem die Zufahrtsachsen schmaler, sodass die Seitenbereiche am Lauengraben teilweise verbreitert werden könnten. Dadurch könnte der Bereich abseits der Straße attraktiver gestaltet werden. Auch für Fußgänger soll sich mit dem Umbau einiges verbessern, beginnend damit, dass diese dann bevorrechtigt über Zebrastreifen die Straßen queren würden statt wie jetzt über Fußgängerampeln.

Nach dem Umbau wäre es dann zum Beispiel ebenso möglich, stadtauswärts auf der Äußeren Lauenstraße nach links in die Goschwitzstraße abzubiegen. Momentan ist dies untersagt. Der Bereich rund um die Zufahrt zur Seminarstraße und die Bushaltestellen am Kornmarkt-Center könnte ebenfalls aufgewertet werden.

Drei Vorteile nennt Dirk Ohm, die der Kreisverkehr hätte:

  • Durch den gleichmäßigen, stetigen Verkehrsfluss würde sich die Verkehrssituation generell verbessern.
  • Mit einem Kreisverkehr wird die Geschwindigkeit gesenkt, weil keiner mehr versucht, noch bei Grün über die Ampel zu kommen, sondern jedem Verkehrsteilnehmer klar ist, dass er für die Einfahrt in den Kreisverkehr abbremsen muss.
  • Der Kreisverkehr bietet ein hohes Gestaltungspotenzial – nicht nur im Umfeld, sondern auch in dessen Mitte. In anderen Orten wie zum Beispiel Bischofswerda werden dort Wahrzeichen aufgestellt.

Was sagen die Stadträte zum Umbau der Vogelkreuzung?

Einige Stadträte zweifelten die Wirksamkeit des Kreisverkehrs an und nannten den Schliebenkreisel zum Vergleich, an dem es sich weiterhin zu den Hauptverkehrszeiten staut. Dies müsse man laut Oberbürgermeister Karsten Vogt (CDU) aber im Zusammenspiel mit der Ampel an der Vogelkreuzung betrachten, welche zum Teil für den Rückstau mitverantwortlich sei.

Ein Beschluss wurde zu den vorgestellten Plänen nicht gefasst. Vielmehr ging es in der Sitzung darum, dass die Stadt das Grundstück mit der Adresse An der Friedensbrücke 2 kaufen will, um Platz für den Kreisverkehr zu schaffen.