Vogelkreuzung in Bautzen soll Kreisverkehr werden
Bautzen. Lange ist es still gewesen um das Projekt – nun treten die Pläne wieder in die Öffentlichkeit: Aus der Vogelkreuzung in Bautzen soll ein Kreisverkehr werden. Darüber informierte Oberbürgermeister Karsten Vogt (CDU) jüngst bei einem Pressegespräch.
Die Pläne dafür sind nicht neu. Bereits Anfang 2017 wurden Ergebnisse vorgestellt, nachdem Experten den Verkehr auf der Vogelkreuzung untersucht hatten. Fazit: Ein Kreisverkehr an der Stelle wäre machbar, wenn eine Voraussetzung erfüllt wäre – und er hätte einen Durchmesser von rund 40 Metern, wie der OB nun erklärte.
Vogelkreuzung sorgt für mehrere Probleme
Ziel des Umbaus ist, den Verkehr an der Kreuzung zu harmonisieren. Ähnliches ist bereits gelungen, seit aus der Kreuzung von Dresdener und Schliebenstraße ein Kreisverkehr geworden ist. Aufgrund der Größe der Vogelkreuzung gebe es immer wieder Konflikte. Am Lauengraben fächert sich die Fahrbahn auf vier Spuren auf. Da dort stadtauswärts von Tempo 30 auf Tempo 50 erhöht wird und mancher noch die grüne Ampel erreichen möchte, läuft der Verkehr dort eher unruhig.
Durch die lange Linksabbiegespur auf der Äußeren Lauenstraße werden zudem Einfahrten in einige Nebenstraßen blockiert. Manche Autofahrer biegen dennoch zum Beispiel nach links in die Goschwitzstraße ab – und blockieren im Zweifelsfall den nachfolgenden Verkehr von der Vogelkreuzung. Dann ist das Chaos quasi perfekt. Solche Situationen sollen künftig vermieden werden.
Von dem Umbau sollen aber nicht nur motorisierte Verkehrsteilnehmer profitieren, sondern auch Fußgänger und Radfahrer. „Die Kreuzung ist momentan nicht für Radfahrer gedacht“, sagte Karsten Vogt. Für Fußgänger würde es bei einem Kreisverkehr an jeder Zufahrt einen Zebrastreifen geben, wie es bereits jetzt am Schliebenkreisel der Fall ist. Wer per pedes unterwegs ist, hätte dann also das Vorrecht zum Überqueren der Straße.
Um all diese Verkehrsprobleme in den Griff zu bekommen und die Vogelkreuzung zu einem Kreisverkehr umbauen zu können, muss die Stadt jedoch eine Voraussetzung schaffen und dies soll nun bald geschehen: Man beabsichtige, das Eckgebäude mit der Adresse An der Friedensbrücke 2 zu kaufen, erklärte der OB.
Stadt Bautzen will Gebäude an Vogelkreuzung kaufen
Das rund 200 Quadratmeter große Grundstück ist mit einem viergeschossigen, unterkellerten Wohn- und Geschäftshaus bebaut. Einst befand sich an der Stelle das Geschäft von Alfred Vogel, durch den die Kreuzung ihren Spitznamen erhalten hat. Die Stadt will das Gebäude abreißen lassen, um Platz für den Kreisverkehr zu schaffen. Denn die Verkehrsachsen, welche auf einen Kreisverkehr zulaufen, sollten in dessen Zentrum möglichst orthogonal, also rechtwinklig, zueinanderstehen.
Das ist momentan nicht der Fall. Die Straße in Richtung Friedensbrücke hat einen leichten Knick und steht nicht direkt gegenüber dem Lauengraben. Diese Synchronität ist jedoch notwendig, da die Verkehrssituation bei einem Kreisverkehr übersichtlich sein muss. Außerdem ist das Ein- und Ausfahren in den beziehungsweise aus dem Kreisverkehr dann einfacher – zumal auf Fußgänger geachtet werden muss, welche die Straße queren wollen. Folglich muss das Eckgebäude weichen.
Über den Kauf des Grundstücks, für den 850.000 Euro zur Debatte stehen, sollten die Stadträte in ihrer jüngsten Sitzung am 5. Juli 2023 abstimmen. Jedoch musste der Tagesordnungspunkt quasi in letzter Minute von der Agenda genommen werden, da sich kurz vor der Sitzung noch eine offene Frage bezüglich der Eigentumsverhältnisse ergeben hatte, wie der OB erläuterte.
Nun sollen die Stadträte nach der Sommerpause über den Erwerb des Gebäudes an der Ecke von Äußerer Lauenstraße und An der Friedensbrücke entscheiden, voraussichtlich in ihrer Sitzung am 30. August 2023. Die Zeit drängt ein wenig. Denn die Stadt möchte für den Umbau der Vogelkreuzung Fördermittel über ein Städtebauförderprogramm nutzen. Das ist jedoch nur bis 2027 möglich, erklärte Karsten Vogt.
Stadt hofft für Abriss auf Geld von Bund und Freistaat
Die Stadt rechne mit einem Fördersatz in Höhe von rund 67 Prozent. Dabei übernehmen jeweils der Bund und der Freistaat Sachsen ein Drittel. Ebenso bestehe die Möglichkeit, dass Erwerb und Abriss des Gebäudes gefördert werden. Für den Abriss hat die Stadtverwaltung zunächst 50.000 Euro eingeplant.
Ob der Umbau der Vogelkreuzung zu einem Kreisverkehr dann wirklich für einen besseren Verkehrsfluss sorgt, muss sich zeigen. So ganz eindeutig sind die Analysen aus dem Jahr 2017 in diesem Punkt nämlich nicht gewesen. Laut Prognose der Gutachter könne nicht mit eindeutiger Sicherheit gesagt werden, ob der Kreisverkehr tatsächlich das tägliche Verkehrsaufkommen fassen kann oder es doch zu Rückstau kommt.
Weitere Pläne für Lauengraben nötig
Grundsätzlich seien an dem Knotenpunkt zu viele Autos unterwegs. Damit der Kreisel rein rechnerisch funktioniere, müsse der Verkehr vor allem auf der Ost-West-Verbindung zwischen Friedensbrücke und Lauengraben um 25 Prozent verringert werden.
Jedoch hat sich seit 2017 auch einiges verändert in Bautzen. Zwar lindert Tempo 30 auf der Steinstraße den Lärm in der Innenstadt. Der Bereich rund um die Vogelkreuzung und deren Zufahrten gehört laut der aktuellen Lärmkartierung des Freistaats Sachsen jedoch zu den lautesten Stellen in Bautzen.