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Wie ein Schüler in Wilthen sein Abitur mit 1,0 geschafft hat

Dominic Preusche vom Immanuel-Kant-Gymnasium in Wilthen hat sein Abitur 2023 mit 1,0 abgelegt. Seinem Physiklehrer hat er schon ein Wiedersehen vorhergesagt.

Von David Berndt
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32 Schüler und Schülerinnen haben 2023 im Landkreis ihr Abitur mit 1,0 gemacht. Dominic Preusche vom Immanuel-Kant-Gymnasium in Wilthen ist einer von ihnen.
32 Schüler und Schülerinnen haben 2023 im Landkreis ihr Abitur mit 1,0 gemacht. Dominic Preusche vom Immanuel-Kant-Gymnasium in Wilthen ist einer von ihnen. © Steffen Unger

Wilthen. Es habe sich so ergeben. Auf die Frage, wie Dominic Preusche es geschafft hat, sein Abitur mit 1,0 abzulegen, ist das seine erste Antwort. Dass doch deutlich mehr dahintersteckt, gibt der 18-Jährige Absolvent des Immanuel-Kant-Gymnasiums aber schnell zu. „Und natürlich bin ich stolz darauf und hatte den Ehrgeiz, gut zu sein.“

Er sei aber erstmal recht unbefangen in die Oberstufe gegangen. Das erste Halbjahr habe er als relativ anstrengend erlebt und sich aufs Lernen konzentriert, statt regelmäßig seinen Durchschnitt via App zu berechnen. Gerade für Physik, neben Mathematik sein zweiter Leistungskurs, investierte Dominic Preusche viel Zeit, las zusätzliche Literatur neben dem Schulstoff oder diskutierte nach der Stunde mit seinem Lehrer, etwa über Quantenphysik. „Es erfordert ein ganz anderes Denken, als wir es gewohnt sind.“ Als Beispiel nennt der Abiturient, dass Elektronen gleichermaßen Welle und Teilchen sein, also zwei Zustände haben können. „Ich fand das schon immer interessant.“ Das spiegelt sich in den Noten des jungen Mannes aus Neukirch/Lausitz wider.

Wilthener Abiturient erreicht mehrfach 15 Punkte

In der Oberstufe gibt es Noten von 0 bis zu maximal 15 Punkten, also einer 1+. Die Noten der Abiturprüfung gehen in vierfacher Wertung in die Gesamtnote ein. In Physik erreichte er 15 und in Mathe 14 Punkte. Die schriftliche Prüfung in Deutsch fiel mit 11 Punkten aus. Seine beiden mündlichen Prüfungen schaffte er mit 13 Punkten in Geografie und 15 in Musik.

Dass die Prüfungen leichter geworden seien, eventuell noch Ausgleich für die Corona-Zeit, könne er nicht bestätigen. Bis auf die Experimente habe er alle Abiturprüfungen für Physik der Jahre 2010 bis 2022 durchgearbeitet. „Es gab immer mal leichtere Prüfungen, und dann kam wieder eine Keule.“ Die Prüfungen hätten sich aber verändert. Mittlerweile gehe es mehr darum, die Dinge zu erklären und weniger zu rechnen. „Ich habe immer gern erklärt und wollte wissen, wie etwas ist. Formeln zu benutzen und umzustellen, ist ja relativ einfach.“

Der Rest der Gesamtnote ergibt sich aus Noten der Halbjahre, die man teils verpflichtet und teils selbstgewählt einbringt. Zwei dieser 40 Halbjahresnoten hat der Abiturient mit je 12 Punkte eingebracht. Der Rest lag darüber. 13-mal waren es 15 Punkte.

Dominic Preusche hat also kaum geschwächelt. In Deutsch machte ihm aber eine Sache Probleme: „Inhaltlich war es gut, aber Deine Handschrift …“, habe seine Lehrerin häufig unter seine Arbeiten geschrieben. Neben den Naturwissenschaften punktete er auch Musik und Latein.

Wilthener Abiturient studiert ab Herbst 2023 Lehramt

In diesen beiden Fächern hat er auch schon Erfahrungen für seinen Wunschberuf gesammelt. Dominic Preusche will Lehrer werden. Am 7. Juli 2023 nimmt er an der Auszeichnung für alle aktuellen 418 sächsischen Abiturienten mit 1,0 in Dresden teil. Kultusminister Christian Piwarz (CDU) dürfte sich angesichts des Lehrermangels in Sachsen und im Landkreis Bautzen also doppelt freuen, Dominic Preusche zu treffen.

In Latein hat der Abiturient Nachhilfe am Wilthener Gymnasium gegeben. An der Musikschule Löbau unterrichtet er Trompete. Das Instrument spielt er seit der ersten Klasse. Wie es für ihn weitergeht, ist schon klar. Im Herbst beginnt er sein Lehramtsstudium in Dresden. Die Plätze dafür hat er sicher.

Denn wegen seiner Fächerkombination muss sich Dominic Preusche zweimal einschreiben: für Physik an der Technischen Universität Dresden und für Musik an der Hochschule für Musik. Während für die Universtität eine einfache Bewerbung nötig war, musste er für die Hochschule für Musik eine Aufnahmeprüfung ablegen. Zusätzlich zur Schule habe er sich darauf vorbereiten müssen. Die Prüfung bestand aus dem Vorspielen mit Trompete und Klavier, einem Test seiner Sprechstimme sowie einer zweistündigen Klausur.

Für Dominic Preusche steht schon länger fest, dass er Lehrer werden möchte. Und am liebsten würde er dann an sein Wilthener Gymnasium zurückkommen. „Zu meinem Physiklehrer habe ich gesagt: Wir sehen uns im Vorbereitungszimmer wieder.“ Der Abiturient aus dem Nachbarort Neukirch mag das Leben auf dem Land und sei kein Stadtmensch. Am Wilthener Gymnasium gefällt ihm die familiäre Atmosphäre. Sein Bruder habe hier schon 2007 Abi gemacht und war mit der Schule sehr zufrieden. „Man kann jeden Lehrer jederzeit ansprechen. Ich kann mir gut vorstellen, hier selbst mal zu unterrichten.“

Im Schuljahr 2022/23 haben im Landkreis Bautzen nach Auskunft der Schulen 32 Schüler das Abitur mit der Note 1,0 bestanden.

  • Schiller-Gymnasium Bautzen: 8
  • Philipp-Melanchthon-Gymnasium Bautzen: 5
  • Sorbisches Gymnasium Bautzen: 1
  • Goethe-Gymnasium Bischofswerda: 2
  • Ferdinand-Sauerbruch-Gymnasium Großröhrsdorf: 0
  • Léon-Foucault-Gymnasium Hoyerswerda: 3
  • Lessing-Gymnasium Hoyerswerda: 2
  • Christliche Schule Johanneum Hoyerswerda: 0
  • Gotthold-Ephraim-Lessing-Gymnasium Kamenz: 2
  • Humboldt-Gymnasium Radeberg: 3
  • Immanuel-Kant-Gymnasium Wilthen: 2
  • Berufliches Gymnasium am Beruflichen Schulzentrum Bautzen: 0
  • Berufliches Gymnasium am Evangelischen Schulzentrum Gaußig: 2
  • Berufliches Schulzentrum "Konrad Zuse" Hoyerswerda: 0
  • Berufliches Gymnasium am Beruflichen Schulzentrum Kamenz: 2