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Zwei Bautzener Projekte erhalten Sächsische Demokratiepreise

Das Queere Netzwerk Bautzen und das Projekt „Noteingang“ haben den Demokratiepreis und 1.000 Euro gewonnen. Beide wollen ihr Engagement noch ausbauen und das Geld dafür nutzen.

Von David Berndt
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Im Juli 2023 hat das Queere Netzwerk seinen ersten Christopher Street Day in Bautzen gefeiert. Dafür gab es am 9. November 2023 einen Preis.
Im Juli 2023 hat das Queere Netzwerk seinen ersten Christopher Street Day in Bautzen gefeiert. Dafür gab es am 9. November 2023 einen Preis. © Archivfoto: Steffen Unger

Dresden/Bautzen. Das Queere Netzwerk Bautzen und das Projekt „Noteingang“ der Initiative „Keep together - Zusammen gegen Rechts“ sind bei der Verleihung des Sächsischen Förderpreises für Demokratie ausgezeichnet worden. Wie das Sächsische Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung (SMJ) mitteilt, erhielten beide am 9. November 2023 in Dresden je einen mit 1.000 Euro dotierten Anerkennungspreis.

Das Queere Netzwerk Bautzen habe sich mit der Ausrichtung des ersten Christopher Street Days im Juli 2023 in Bautzen gegen die stärker werdende Queerenfeindlichkeit eingesetzt, mache queeres Leben sichtbarer und stärke dieses. Die Vertreter des Netzwerks haben sich sehr über den Preis gefreut, erklärte Gründer Jonas Löschau nach der Verleihung.

Jonas Löschau ist Gründer des Queeren Netzwerkes Bautzen und hier zu sehen beim ersten CSD im Juli 2023.
Jonas Löschau ist Gründer des Queeren Netzwerkes Bautzen und hier zu sehen beim ersten CSD im Juli 2023. © Steffen Unger

Es sei auch schon klar, was mit dem Preisgeld passieren soll. „Ich denke, das Geld wird in den nächsten Christopher Street Day (CSD) in Bautzen fließen“, sagt Jonas Löschau. Neben der Sicherheit für die Veranstaltung sei deren Finanzierung die wichtigste zu klärende Frage. Wann der zweite CSD stattfindet, stehe noch nicht fest.

Ende November finde das nächste Treffen des Queeren Netzwerkes und seiner Unterstützer statt. Dort sollen verschiedene Fragen wie der Termin für den nächsten CSD oder auch eine mögliche Vereinsgründung geklärt werden.

„Noteingang“ Bautzen sucht noch Anlaufpunkt für nachts

„Keep together“ hat den Preis für das Projekt „Noteingang“ bekommen, mit dem Schutzräume in Bautzen eingerichtet wurden. Den Start machte im Juli 2023 die Stadtapotheke am Hauptmarkt. Diese Noteingänge befinden sich an öffentlichen Orten wie Läden oder Jugendzentren und sollen sichere Rückzugsorte für Betroffene sein. Sie dienen als mögliche erste Adresse in Notlagen wie etwa bei Bedrohung durch Angehörige der rechten Szene. Alle beteiligten Noteingänge haben einen Leitfaden, um mit der jeweiligen Situation umgehen zu können.

Lea Krause (2. von rechts) arbeitet beim Projekt „Noteingang“ in Bautzen mit. Es startete mit der Eröffnung des ersten Anlaufpunktes im Juli 2023, der Stadtapotheke am Hauptmarkt.
Lea Krause (2. von rechts) arbeitet beim Projekt „Noteingang“ in Bautzen mit. Es startete mit der Eröffnung des ersten Anlaufpunktes im Juli 2023, der Stadtapotheke am Hauptmarkt. © Archivfoto: Victor Herrmann

Sozialarbeiterin Lea Krause vom Steinhaus in Bautzen arbeitet an dem Projekt „Noteingang“ mit. „Der Preis ist eine große Honorierung unserer Arbeit und dass gleich zwei Bautzener Projekte ausgezeichnet wurden, ist ein gutes Zeichen für die Stadt. Denn hier wird Demokratie im kleinen Rahmen von jungen Menschen gelebt.“

Die Projektgruppe werde nun entscheiden, was mit dem Preisgeld passieren soll. Denkbar sei, es in die Entwicklung der Website und die Öffentlichkeitsarbeit zu investieren.

Aktuell gebe es acht Noteingänge in Bautzen. Die nächsten würden bald dazukommen, etwa das Mehrgenerationenhaus im Stadtteil Gesundbrunnen. Weitere Bewerber hätten sich gemeldet. „Wir suchen immer noch einen Anlaufpunkt, der auch nachts geöffnet hat. Da hat sich bislang nichts ergeben“, sagt Lea Krause.

Weitere Preisträger des Demokratiepreises 2023

Die Demokratiepreis-Jury habe 2023 einen klaren Fokus auf anhaltendes und standhaftes Engagement gegen Rechtsextremismus gelegt, heißt es vom SMJ. Weitere Anerkennungspreise gab es für den Verein ASA FF, der sich mit dem Projekt „#Heimspiel“ für Vielfalt, Toleranz und Antirassismus im Chemnitzer Fußball einsetzt sowie die „chronik.LE“ für ihre Dokumentation neonazistischer, rassistischer und diskriminierender Aktivitäten im Raum Leipzig.

Die Stadt Weißwasser wurde als „Kommune der Demokratie“ für die „besonders ausgeprägten Ehrenamtsstrukturen“ geehrt. Der Verein Alter Gasometer in Zwickau bekam den mit 5.000 Euro dotierten Hauptpreis, weil er trotz eines rechtsextrem dominierten Umfeldes mit vielfältigen Veranstaltungsformaten das Demokratiebewusstsein von vor allem jungen Menschen fördere.

Den mit 3.000 Euro verbundenen Peter-Henkenborg-Preis für die Didaktik der politischen Bildung erhielt die Diakonie St. Martin in Rothenburg mit ihrem Projekt „Zeit.Zeichen!“. Mit innovativen Methoden stärke es die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen und fördere Demokratiebewusstsein und antidiskriminierendes Verhalten.