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Komet Großpostwitz wird 100 und kreiert drei neue Eissorten

Mit Nudeln fing 1924 bei Komet in Großpostwitz alles an. Heute sind Eierkuchenmehl, Rote Grütze und Eispulver die Renner - letzteres in immer neuen Geschmacksrichtungen.

Von Bettina Spiekert
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Geschäftsführerin Angela Pöhle mit einigen Produkten der Firma Komet vor einer Abpackmaschine, die zu DDR-Zeiten genutzt wurde. Heute bietet das Unternehmen aus Großpostwitz mehr als 100 Produkte an.
Geschäftsführerin Angela Pöhle mit einigen Produkten der Firma Komet vor einer Abpackmaschine, die zu DDR-Zeiten genutzt wurde. Heute bietet das Unternehmen aus Großpostwitz mehr als 100 Produkte an. © Steffen Unger

Großpostwitz. Der süße Duft aus der Kindheit steigt in die Nase. Im Eingangsbereich der Firma Komet in Großpostwitz, der auch gleich als Werksverkauf dient, riecht es nach Roter Grütze und Vanillepudding. „Wir merken den Geruch schon gar nicht mehr“, sagt Geschäftsführerin Angela Pöhle über sich und ihre 30 Mitarbeiter. Doch wenn am 26. April 2024 das 100-jährige Firmenjubiläum gefeiert wird, dann wird der Duft in viele Nasen steigen.

Gegründet hatte Bäckermeister Albert Umlauft das Unternehmen 1924 zusammen mit seinem Schwiegersohn Georg Pöhle als Komet Teigwarenfabrik. Dass das Familienunternehmen auch 100 Jahre später noch erfolgreich in der Lebensmittelbranche zu Hause ist, hat viel mit dem Unternehmergeist der Pöhles und dem unbedingten Willen zu tun, sich nie unterkriegen zu lassen und sich mit neuen Ideen am Markt zu behaupten.

Speiseeis aus dem Kühlschrank wird der Renner

Georg Pöhle, der 1938 die Firma übernahm, führte sie erfolgreich durch die Kriegs- und Nachkriegsjahre. Anfang der 1950er-Jahre ging der Absatz der Teigwaren jedoch zurück. „Damals gab es plötzlich Reis und Hülsenfrüchte zu kaufen, und Nudeln waren kaum noch gefragt“, sagt Angela Pöhle. Ein anderes Produkt musste her, das mit den vorhandenen Maschinen hergestellt werden konnte.

Das legendäre Pulver aus DDR-Zeiten, mit dem man Speiseeis auch im heimischen Kühlschrank herstellen konnte.
Das legendäre Pulver aus DDR-Zeiten, mit dem man Speiseeis auch im heimischen Kühlschrank herstellen konnte. © Steffen Unger

Gerolf Pöhle, der den Betrieb nach dem Tod seines Vaters 1958 und unter der Auflage einer staatlichen Beteiligung übernommen hatte, suchte nach einer Idee, wie die Firma weiterhin am Markt bestehen konnte. Die flatterte schließlich in Form eines Päckchens Eispulver aus Westdeutschland ins Haus. Gemeinsam mit seiner Frau Regina tüftelte Pöhle an der Rezeptur und entwickelte daraus ein Pulver, mit dem man Speiseeis auch im heimischen Kühlschrank herstellen konnte.

Mit dem Speiseeis schaffte es Komet ins DDR-Fernsehen

Das legendäre Speiseeispulver schaffte es sogar in die einzige Werbesendung des DDR-Fernsehens, die Tausend Tele-Tipps. Die Nudelproduktion wurde 1980 zugunsten einer höheren Eispulverproduktion sowie der Herstellung von Tortenguss eingestellt. Da war das Unternehmen schon ein volkseigener Betrieb, in dem Gerolf Pöhle aber weiter Betriebsleiter war.

Mit Nudeln fing alles an. Deren Produktion wurde jedoch 1980 zugunsten einer höheren Eispulverproduktion eingestellt.
Mit Nudeln fing alles an. Deren Produktion wurde jedoch 1980 zugunsten einer höheren Eispulverproduktion eingestellt. © Steffen Unger

Nach der Wende war der Einfallsreichtum der Pöhles erneut gefragt. Als einer der ersten erhielt Gerolf Pöhle 1990 seine Firma zurück und gründete 1991 zusammen mit Sohn Gunter und Schwiegersohn Gerd-Rainer Förster das Familienunternehmen neu. War man in der DDR ein großer Produzent von Eispulver, gab es nun weit größere Betriebe mit gleichem oder ähnlichem Sortiment. Die Produktion brach zusammen, die Ostdeutschen bevorzugten nun Dr. Oetker und Ruf.

Mit Eierkuchenmehl gelang Start in die Marktwirtschaft

Als eine Firma die Produktion von Eierkuchenmehl einstellte, sah Gerolf Pöhle darin seine Chance. Mit eben solchem Mehl gelang der Start in die Marktwirtschaft, und das Großpostwitzer Unternehmen eroberte sich alte Kunden zurück. Nach und nach wurden Komet-Produkte in immer mehr Handelsketten gelistet – und waren auch immer öfter in West-Regalen präsent. Die Produktion von Eispulver kam wieder in Schwung, und das Sortiment wurde um Backmischungen und Desserts erweitert. Auch die Rote Grütze mit Grieß kam hinzu und wurde zum Verkaufsschlager.

Gerolf Pöhle (93) leitete den Betrieb von 1958 an, Schwiegertochter Angela Pöhle übernahm die Geschäftsführung nach dem Tod ihres Mannes Gunter 2021.
Gerolf Pöhle (93) leitete den Betrieb von 1958 an, Schwiegertochter Angela Pöhle übernahm die Geschäftsführung nach dem Tod ihres Mannes Gunter 2021. © Komet Großpostwitz

Im Jahr 2000 erhielt Komet die Auszeichnung „Oskar für den Mittelstand“. Später folgten der „SuperIllu“-Sonderpreis als Unternehmen des Jahres sowie diverse Goldmedaillen für die Produkte. 2001 übergab Gerolf Pöhle die Geschäftsführung an Sohn Gunter. Georg, Gerolf, Gunter – die Namen künden von Traditionsbewusstsein. Als Gunter Pöhle 2021 überraschend starb, übernahm seine Frau Angela die Geschicke des Familienunternehmens.

100 Komet-Produkte aus mehr als 300 Zutaten

Mittlerweile gibt es mehr als 100 Produkte, auf denen das markante Markenzeichen mit dem blauen sechszackigen Stern prangt, darunter Pudding, Tortenguss, Kaltschalen, Backmischungen, Grützen und vielem mehr. Allein das legendäre Softeispulver wird mittlerweile in 45 Geschmacksrichtungen hergestellt. Auch das Eierkuchenmehl ist noch immer ein Renner und in Ostdeutschland Marktführer.

Bei möglichst vielen der über 300 Zutaten für ihre Produkte setzt die Großpostwitzer Firma auf Regionalität. Man kenne seine Lieferanten und wisse, woher die Produkte kommen. „Unser Mehl etwa beziehen wir von der Rätze-Mühle aus Spittwitz“, sagt Vertriebsleiter Sebastian Bartsch beim Rundgang durch die Produktion. Mit diesen guten Kontakten zu den Lieferanten konnte man auch während der Corona-Zeit die Produktion aufrechterhalten.

Drei neue Eissorten kommen 2024 auf den Markt

Doch die jüngsten Krisen machen auch vor Lebensmittelprodukten wie Kaltschale oder Eispulver nicht halt. „Die Preise von vielen unserer Zutaten haben sich seit 2022 gut und gerne verdoppelt. Dass wir das so nicht an unsere Kunden weiterreichen können ist klar, aber die alten Preise waren damit nicht zu halten“, sagt der Vertriebsleiter.

In harten Verhandlungen mit den Lebensmittel-Riesen kam es deshalb auch für die ein oder andere Supermarktkette kurzzeitig zu einem Lieferstopp. Letztendlich waren den Handelsketten die Komet-Produkte als verlässliche Umsatzbringer aber wichtig genug, sodass man sich einig wurde.

2024 will Komet seine Kunden übrigens für drei neue Eissorten begeistern. Neben blauem Marshmallow-Eis gibt es neu die Geschmacksrichtungen Popcorn und Kiwi. Letzteres habe man auf Wunsch von Kunden kreiert, sagt Geschäftsführerin Angela Pöhle.