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Wandern über sieben Brücken - das geht jetzt in Hochkirch

Durch Hochkirch führt jetzt wieder auf 20 Kilometern ein zusammenhängender Wanderweg. Ihn anzulegen, war vor allem durch einen Umstand sehr aufwändig.

Von Uwe Menschner
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Johannes Mättig - hier vor dem Viadukt über das Kuppritzer Wasser - ist einer der engagierten Hochkircher Wanderfreunde, die den neu angelegten Siebenbrückenweg betreuen.
Johannes Mättig - hier vor dem Viadukt über das Kuppritzer Wasser - ist einer der engagierten Hochkircher Wanderfreunde, die den neu angelegten Siebenbrückenweg betreuen. © Uwe Menschner

Hochkirch. "Über sieben Brücken musst du geh'n“, sang einst die Band Karat und schuf damit einen der erfolgreichsten Songs in der Geschichte der DDR-Rockmusik. In der Gemeinde Hochkirch kann man die Aufforderung von Herbert Dreilich & Co. jetzt auch wörtlich nehmen: Seit wenigen Tagen steht Wanderern hier der Siebenbrückenweg auf seiner vollen Länge zur Verfügung.

„Er wird seinem Namen gleich in zweifacher Hinsicht gerecht“, erklärt Johannes Mättig von den Hochkircher Wanderfreunden. Einerseits quert der Weg sieben kleine Brücken, die über das Kuppritzer und das Kotitzer Wasser führen. Andererseits führt er unter dem als Siebenbrücken bekannten Viadukt, auf dem die Bahnstrecke Dresden-Görlitz das Kuppritzer Wasser überquert, entlang.

Vorbei an Turm-Ruine, Burgwallanlage und Park

Sich zu Fuß durch die Aue des Kuppritzer Wassers fortzubewegen, hat eine lange Tradition. „Die Plotzener sind auf diesem Weg zum Pommritzer Bahnhof gegangen“, sagt Johannes Mättig. Den damaligen Nutzern ging es wahrscheinlich weniger um die landschaftlichen Reize des tief in das Oberlausitzer Gefilde eingekerbten Tals, sondern sie nutzten die fußläufige Verbindung in Ermangelung von schnelleren Alternativen. Doch als das Wandern in Mode kam, erfreute sich auch der Weg über die und unter den sieben Brücken wachsender Beliebtheit. Schließlich verbindet er eine große Anzahl von Naturschönheiten mit solchen, die der Mensch geschaffen und geprägt hat.

Das beginnt mit der Lausker Schanze und ihrer 1807 künstlich angelegten Turm-Ruine, setzt sich an der Niethener Schanze, einer der mächtigsten Burgwallanlagen in der Oberlausitz, fort und endet noch lange nicht im Kuppritzer Park. Denn: „Ursprünglich wollten wir den Wanderweg zunächst nur von der Krujatzmühle bei Rodewitz bis zur B6 führen. Doch aufgrund entsprechender Anregungen haben wir uns entschlossen, auch den südlichen Gemeindeteil bis hin zum Czorneboh einzubeziehen“, berichtet Johannes Mättig.

Weg führt hauptsächlich über private Grundtücke

Nun mag man sich als Laie fragen: Was ist so schwer daran, einen Wanderweg auszuweisen? Ein paar Schilder aufgestellt, und los gehts! Doch weit gefehlt: Dass die Wiederinbetriebnahme der Route durch das Hochkircher Gemeindegebiet (sie orientiert sich am früheren Hauptwanderweg Weißenberg-Czorneboh) länger als ein halbes Jahr dauerte, hat mehrere Gründe. „Im Oktober 2021 fand sich auf einen entsprechenden Aufruf der Gemeinde Hochkirch hin eine Gruppe Freiwilliger, die sich bereit erklärte, das Wanderwegenetz zu betreuen“, blickt Johannes Mättig zurück.

Dabei gelangte zuerst der Weg durch und über die Siebenbrücken in den Fokus, der seit etwa fünf Jahren nicht mehr begangen werden konnte: „Der Vorbesitzer hatte nahe der Niethener Schanze ein Pferdegatter eingerichtet und den Streckenabschnitt eingezäunt“, berichtet Johannes Mättig.

Ähnliches geschah auf einem weiteren Wegstück. Damit wird die Problematik deutlich, die zu DDR-Zeiten sicherlich keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielte: „Der Weg führt hauptsächlich über Privatgelände. Das bedeutet, dass mit jedem einzelnen Flächeneigentümer ein Gestattungsvertrag abgeschlossen werden muss.“

Dass überhaupt die Idee entstand, den Wanderweg am Kuppritzer Wasser wiederzubeleben, ist hauptsächlich Familie Kattenstroth, den Eigentümern des Gutes Niethen, zu verdanken. Diese hatte der Gemeinde Hochkirch angeboten, ihr Grundstück für die Anlage eines neuen Wanderweges zu nutzen. Die Wanderfreunde ihrerseits verpflichteten sich, die Wege instand zu halten und die Verkehrssicherung zu übernehmen.

So haben Mitglieder der losen Vereinigung die Patenschaft über einzelne Abschnitte übernommen, betreuen und pflegen diese. „Es hätte auch mögliche Alternativen über Fahrstraßen gegeben, doch das entspricht nicht unserer Auffassung vom Wandern“, so Johannes Mättig.

Interaktive Karte steht auf der Gemeinde-Homepage

Die Wanderfreunde haben eine interaktive Karte auf der Gemeinde-Homepage installiert, die über einen an den Wegweiserpfosten angebrachten QR-Code abgerufen werden kann. Zum Radfahren eignet sich der an vielen Stellen schmale, über Wurzeln und Bodenwellen führende und bei Nässe auch teils glitschige Weg jedoch nicht.

Auf 20 Kilometern überwindet der Siebenbrückenweg einen Höhenunterschied von etwa 450 Metern zwischen Kohlwesa und dem Czorneboh, was schon eine gewisse Fitness erfordert: „Doch man muss den Weg nicht im Ganzen zurücklegen, denn es gibt an vielen Stellen Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten“, versichert Johannes Mättig.