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Großer Wettstreit in Bautzens neuem Skatepark

Jahrelang hatte Bautzen eine aktive Skater-Szene. Dann brach ihr Treffpunkt weg. Nun gibt es einen neuen - an dem auch eine alte Tradition wieder aufleben soll.

Von Theresa Hellwig
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Als Jugendliche skateten Sozialarbeiter Benno Auras (l.) und Marcel Flakowski, Vorsitzender vom Verein " Bautzen rollt", am Steinhaus. Jetzt haben sie im neuen Bautzener Skatepark einen Contest mitorganisiert.
Als Jugendliche skateten Sozialarbeiter Benno Auras (l.) und Marcel Flakowski, Vorsitzender vom Verein " Bautzen rollt", am Steinhaus. Jetzt haben sie im neuen Bautzener Skatepark einen Contest mitorganisiert. © Steffen Unger

Bautzen. Es ist 8.30 Uhr, aber die Hitze hat sich an diesem Morgen im Mai bereits über den Platz gelegt. Ein Junge, vielleicht 13 Jahre alt, lässt sich davon nicht abhalten. Er stößt sich mit dem Fuß ab, rollt mit seinem Board durch den neuen Skatepark im Bautzener Stadtteil Gesundbrunnen. Rutscht seitlich über eine Schiene an einem kastenförmigen Hindernis, gekonnt sieht es aus. Bis… er fällt. Abgerundet wirkt es trotzdem: Der Junge rollt sich ab.

Dann schnappt er seinen Rucksack, ruft Benno Auras und Marcel Flakowski im Vorbeigehen noch ein „Ciao“ zu. „Er muss zur Schule“, sagt Marcel Flakowski, Vorsitzender des Vereins „Bautzen rollt“. Keine Frage: Der neue Skatepark wird von den Jugendlichen gut angenommen. „Hier ist eigentlich immer was los“, sagt Sozialarbeiter Benno Auras. „Im Prinzip mehr, als wir uns erhofft hatten.“

Bautzen hatte einst eine große Skater-Szene

Dabei sah es lange Zeit ganz anders aus. Auf der Fläche standen Rampen, die bereits bei leichtem Regen viel zu rutschig, bei etwas Sonne deutlich zu heiß und noch dazu im Boden eingesunken waren. Gefahren ist auf ihnen zuletzt niemand mehr. Und das, obwohl Bautzen vor vielen Jahren eine ziemlich große und aktive Skater-Szene hatte, berichtet Marcel Flakowski. Es habe einen Skate-Shop in der Stadt gegeben. Und Bautzener Skater hätten mit „Beyond Collective“ sogar ein eigenes Modelabel gegründet.

Bis etwa 2010 sei es der Szene gut gegangen. Auf der Rampe am Bautzener Steinhaus übten die Skater ihre Sprünge, veranstalteten Contests, trafen sich mit Mitgliedern der Szene aus der Umgebung. Vor allem die Contests, so berichten Marcel Flakowski und Benno Auras, seien legendär gewesen. Jugendliche kamen aus Dresden, aus Zittau oder Polen, um teilzunehmen. Auch die beiden, heute 32 und 33 Jahre alt, skateten als Jugendliche mit.

Rampen am Steinhaus wurden abgebaut

Als die Rampen am Steinhaus aber abgebaut wurden, brach den Skatern ihr Anlaufpunkt weg. Mehr als zehn Jahre ist das nun her. Zu Beginn hatten sie noch auf eine schnelle Lösung gehofft. Um ihre Interessen besser vertreten zu können, gründeten sie den Verein „Bautzen rollt“. Der beschaffte über ein Förderprogramm mobile Rampen, mit denen er Workshops veranstaltete und Schulen oder Stadtfeste besuchte.

Die Skater mussten an andere Orte ausweichen; fuhren beispielsweise nach Dresden. Aber viele skateten trotzdem weiter. Anders als Marcel Flakowski legte Benno Auras sein Board beiseite. Doch auch er weiß, wie wichtig ein solcher Ort für die Bautzener Jugendlichen ist; hat er doch täglich als Sozialarbeiter mit ihnen zu tun. Also kämpften die beiden – gemeinsam mit anderen – weiter.

Als es 2019 im Stadtrat um das Thema ging, waren viele Stadträte zunächst trotzdem skeptisch. Sie vertagten die Entscheidung. „Sollten an dem Standort im Gesundbrunnen nicht besser Wohnungen entstehen?“, fragte beispielsweise die CDU-Fraktion. Auch das Bürgerbündnis war skeptisch.

Stadtrat stimmte im zweiten Anlauf für den Skatepark

Zeiten des Klinkenputzens, so formuliert es Benno Auras, folgten. „Die Baubürgermeisterin Juliane Naumann und Kirsten Schönherr von der BWB haben sich dann für uns eingesetzt. Und wir haben bei den Stadtratsfraktionen vorgesprochen“, erinnert er sich. „Wir konnten Vorurteile ausräumen.“

2020 dann stand das Thema noch einmal auf der Tagesordnung. Viele Jugendliche kamen an dem Tag zur Stadtratssitzung – und konnten wenig später applaudieren. Die Stadträte gaben das Go für die Anlage.

Heute sagt Marcel Flakowski: „Ich weiß nicht, ob ich so frühmorgens schon richtig fit bin und springen kann. Ich bin ja jetzt älter.“ Diejenigen, die sich als Jugendliche für die Rampen eingesetzt hatten, sind mittlerweile erwachsen geworden, weggezogen oder haben Familien gegründet. Aber längst habe sich eine neue junge Szene gebildet, die die Anlage fleißig nutzt; wie der Junge an diesem Morgen.

Der neue Park wird mit einem Contest eingeweiht

Und nun wollen die Skater auch eine alte Tradition wieder aufleben lassen und an diesem Sonnabend ab 12 Uhr einen Contest veranstalten. „Wir rechnen mit mindestens 200 Leuten“, sagt Benno Auras. Viele derjenigen, die früher als Jugendliche an den Contests teilgenommen haben, wollen dafür wieder in die Stadt kommen – und sich den neuen Skatepark anschauen.

So sieht Bautzens neuer Skatepark im Stadtteil Gesundbrunnen aus. Hier findet am Sonnabend erstmals ein Skate-Contest statt.
So sieht Bautzens neuer Skatepark im Stadtteil Gesundbrunnen aus. Hier findet am Sonnabend erstmals ein Skate-Contest statt. © SZ/Uwe Soeder

„Wir freuen uns riesig“, sagt Benno Auras. Der Skatepark sei ein großer Standortvorteil. „Vielleicht hilft es, dass sich Jugendliche hier wohlfühlen und in der Region bleiben.“