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Trendsport Gravel-Bike: Was bietet die Oberlausitz?

Gravel-Bikes, mit denen es sich sowohl auf Asphalt als auch im Wald fahren lässt, erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Die erste echte Gravel-Strecke in der Oberlausitz lässt zwar noch auf sich warten, doch es gibt Alternativen.

Von Tim Ruben Weimer
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Mit dem Gravel-Bike lässt es sich gut in sportlichem Tempo durchs Oberland radeln, wie hier an der Himmelsbrücke in Sohland/Spree.
Mit dem Gravel-Bike lässt es sich gut in sportlichem Tempo durchs Oberland radeln, wie hier an der Himmelsbrücke in Sohland/Spree. © MGO, Philipp Herfort

Bautzen. Der Radtourismus kennt momentan vor allem einen Begriff: das Gravel-Bike. Es ist eine Mischung aus Rennrad und Mountainbike und für fast jeden geeignet, der ansatzweise sportliche Ambitionen an den Tag legt. Im Erzgebirge ist das Thema spätestens 2021 mit der Eröffnung der "Blockline"-Strecke angekommen. Wie sieht es in der Oberlausitz aus?

Wie groß ist der Hype ums Gravel-Bike in der Oberlausitz?

Laut Marketing-Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien (MGO) kommen immer mehr Touristen auch mit dem Gravel-Bike in die Region. Der Radtourismus boomt, genaue Zahlen für Touristen mit Gravel-Bikes führt die MGO allerdings nicht. Den Trend gebe es in den Vereinigten Staaten bereits seit zehn Jahren, aber erst mit der Corona-Pandemie sei er nach Deutschland geschwappt, berichtet Oliver Herberg, der bei der MGO den Aktivtourismus betreut und selbst Gravel-Bike fährt.

Bislang handele es sich weiterhin um ein Nischenthema, laut Zahlen des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs nutzen nur 6,8 Prozent der Fahrradfahrer bei Tagesausflügen ein Gravel-Bike, bei längeren Reisen sind es 12,4 Prozent. Klarer Platzhirsch bleibt das Trekkingrad.

Auch Steigungen im Zittauer Gebirge sind mit dem Gravel-Bike gut machbar. Zu den Kelchsteinen kommt man recht einfach.
Auch Steigungen im Zittauer Gebirge sind mit dem Gravel-Bike gut machbar. Zu den Kelchsteinen kommt man recht einfach. © MGO, Philipp Herfort

Die Verkaufszahlen zeichnen allerdings ein anderes Bild: Bei der Räderei, einem Fahrradhändler in Bautzen, werden inzwischen zu 40 Prozent Gravel-Räder verkauft, berichtet Geschäftsführer Max Noack. Trekking- und Rennräder machten nur noch rund zehn Prozent aus, Mountainbikes seien inzwischen fast zu vernachlässigen. Beim Graveln gehe es vor allem um eins: draußen und in der Natur zu sein.

Was macht ein Gravel-Bike so besonders?

Das Gravel-Bike ist ein Rennrad mit dicken Reifen. So bringt es Max Noack von der Räderei auf den Punkt. Im Gegensatz zum Rennrad lassen sich damit auch schotterige Wege befahren, ohne dass der Reifen einen Platten bekommt. Der klassische Gravel-Biker habe zudem Gepäckstücke unterm Sattel, am Vorderrad und am Rahmen befestigt, was beim Rennrad, das auf Leichtigkeit ausgelegt ist, nicht möglich ist. Im Gegensatz zum Trekking-Rad sitzen Gravel-Biker durch den höheren Sattel etwas sportlicher auf dem Rad.

Auch einfache Mountainbike-Strecken (sogenannte Singletrails, also schmale Trampelpfade) lassen sich mit dem Gravel-Bike befahren, erklärt Noack, solange keine größeren Steine oder Bäume überquert werden müssen. Inzwischen würden immer mehr Gravel-Bikes dazu auch mit Federungen ausgestattet. Neu sei das Thema nicht: Schon zu DDR-Zeiten seien unter dem Begriff Cyclocross an Rennräder dickere Reifen montiert worden. "Es hat jetzt einfach einen neuen Namen bekommen", erklärt Max Noack.

Mit dem Gravel-Bike ist man durch die sportlichere Haltung deutlich schneller unterwegs als mit einem herkömmlichen Trekking-Rad.
Mit dem Gravel-Bike ist man durch die sportlichere Haltung deutlich schneller unterwegs als mit einem herkömmlichen Trekking-Rad. © Steffen Unger

Dabei wird der spezielle Rad-Typ fortlaufend weiterentwickelt: Inzwischen gibt es bereits elektrische Gravel-Bikes, beispielsweise für Menschen mit Knieproblemen. Ein neues Feature sind absenkbare Sattelstützen, mit denen der hohe Sattel per Schalterdruck während der Fahrt abgesenkt werden kann, um so bei Abfahrten mehr Beinfreiheit zu gewinnen.

Der Trend gehe zu immer sportlicheren Gravel-Bikes. "Aus unserer Sicht ein bisschen die falsche Richtung, weil es für die Sportler ja die Mountainbikes gibt", sagt Noack. "Aber es identifizieren sich inzwischen mehr Leute mit dem Gravel-Bike als mit dem Mountainbike." Die Marketingkosten schlügen sich zum Teil auch in den Preisen nieder: Die günstigsten Gravel-Bikes sind bei der Räderei ab 1.700 Euro zu bekommen.

Gibt es in der Oberlausitz geeignete Gravel-Strecken?

Die Anwendungsgebiete von Gravel-Bikes sind breit gefächert und können von mehrtägigen Radrundreisen auf asphaltierten Radwegen bis zu steilen Trailabfahrten im Gebirge reichen. Wer explizite Gravel-Strecken in der Region sucht, muss sich noch gedulden: Die Einweihung der Oberlausitzer "Rock Head"-Strecke ist auf den Spätsommer 2024 verschoben worden.

Die südliche Route der insgesamt 320 Kilometer langen Rundtour von Stadt Wehlen über Sebnitz, den Valtenberg, Sohland, Schönbach, Eibau, Großschönau und über den Hochwald nach Zittau sei zwar bereits fertiggestellt, soll aber erst zusammen mit der nördlichen, die über Löbau und den Czorneboh führen wird, beworben werden, so Oliver Herberg. 47 Prozent der Strecke sollen auf Schotter, Wald- und Naturwegen verlaufen, der Rest auf Asphalt oder Beton.

"Bislang haben wir für Gravel-Biker in der Region also recht wenig zu bieten", gibt Herberg zu. Allerdings lassen sich ja auch die normalen Radwege mit Gravel-Bikes befahren: Insbesondere den Seeadlerradweg empfiehlt Herberg, der auf 80 Kilometern das Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft durchzieht. Der sei durch seine Wegbeschaffenheit für normale Tourenräder oft nicht optimal, Gravel-Biker dagegen kämen auf ihre Kosten. Auch die Mittellandroute von Neustadt in Sachsen bis nach Zittau eigne sich durch das bergige Terrain gut für Gravel-Biker.

Gravel-Räder sind in der "Räderei" in Bautzen neben E-Bikes das Hauptgeschäft von Geschäftsführer Max Noack.
Gravel-Räder sind in der "Räderei" in Bautzen neben E-Bikes das Hauptgeschäft von Geschäftsführer Max Noack. © Steffen Unger

Radhändler Max Noack empfiehlt die Strecke von Bautzen entlang der B6 über Kubschütz und Hochkirch nach Löbau und zurück durch das Oberland über Cunewalde. Auch das Seenland in Richtung Quatitz und Großdubrau sowie weiter bis nach Elsterheide und ins Brandenburgische eigne sich sehr gut zum Graveln. Wer sich eher auf die sportliche Seite des Gravelns begeben will, könne die grünen (leichten) bis roten (mittelschweren) Trails des tschechischen Pod-Smrkem-Trailparks ausprobieren.