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Er will den Lausitzer Karpfen retten

Sven Helm absolvierte in Bautzen eine Weiterbildung, die Menschen befähigen will, ihre Heimat aktiv mitzugestalten. Dafür hat er schon konkrete Ideen.

Von Anne Semlin
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Sven Helm absolvierte an der Volkshochschule eine Weiterbildung zum kommunalen Prozessbegleiter. Was trocken klingt, war für ihn sehr spannend.
Sven Helm absolvierte an der Volkshochschule eine Weiterbildung zum kommunalen Prozessbegleiter. Was trocken klingt, war für ihn sehr spannend. © SZ/Uwe Soeder

Königswartha. Der gemütliche Gemeinschaftsraum neben der Sattelkammer lädt zum Verweilen ein. In den Räumen auf seinem Erlebnisbauernhof in Königswartha möchte Sven Helm in Zukunft Camper und Tagestouristen begrüßen. "Eigentlich bräuchte jedes Dorf so einen Hof oder eine Wirtschaft, wo die Menschen hinkommen und sich treffen können", sagt er. In den letzten zwei Monaten hat er an einem Angebot der Kreisvolkshochschule Bautzen teilgenommen, bei dem es darum ging, die eigene Region mitzugestalten. Helm hat eine Weiterbildung zum kommunalen Prozessbegleiter gemacht.

Doch worum geht es dabei eigentlich? „Mit der Weiterbildung wollen wir Menschen befähigen, in ihrem Ort Bürger zusammenzubringen, um die Entwicklung vor Ort aktiv zu gestalten“, sagt Sandra Hübner-Richter von der Volkshochschule Bautzen, „viele Sachen in den Orten sind vom Ehrenamt getragen – oft sind auch die Bürgermeister ehrenamtlich tätig. Wir wollen diese Ehrenamtlichen unterstützen, indem wir mehr Menschen dazu befähigen, selber anzupacken.“

Mehr Interessenten als Kursplätze

„Zukunftsfähige Orte mitgestalten“, so lautet das Angebot. Ein Thema, das offensichtlich viele Menschen anspricht. Es gab deutlich mehr Interessenten als Kursplätze. 14 Menschen aus der Oberlausitz haben sich im September und Oktober fünf Mal getroffen. Auf dem Stundenplan standen Themen wie Kommunikations- und Kooperationsmethoden, kreative Lösungswege finden, Projektfinanzierung, Reflexion und Beratung.

Was erst einmal trocken klingt, wird von den verschiedenen Teilnehmern jedoch mit Leben erfüllt. „Das war eigentlich das spannendste“, findet Sven Helm, „da waren Menschen, die alle in ganz unterschiedlichen Bereichen aktiv sind, aber irgendwo an ihre Grenzen kommen.“ Die Teilnehmer sind Engagierte im Ortschaftsrat oder im Jugendclub, manche wollen Orte wie die Schwesternhäuser in Kleinwelka wiederbeleben, aber auch Teilnehmer aus der Verwaltung und dem Regionalmanagement haben das Bildungsangebot genutzt.

„Prozesse und Entwicklung finden immer und überall statt. Die Weiterbildung hat in diesem Zusammenhang meinen Horizont wirklich erweitert“, sagt Sven Helm. In seinem Heimatdorf Grüngräbchen war er Ortsvorsteher und hätte die im Kurs erworbenen Kompetenzen schon da gebrauchen können, wie er erzählt. Heute nutzt er sein neues Wissen zum einen auf seinem Bauernhof, aber er möchte sich auch in die Entwicklung der Lausitz einbringen.

Fischer sollen an einem Tisch zusammenkommen

„Es geht um die Fragen: wie wird sich die Lausitz entwickeln? Wie wollen wir den Strukturwandel gestalten?“, sagt er. Eines seiner Themen ist die Pflege der Heide- und Teichlandschaft und des Lausitzer Karpfens als Tourismusangebot. „Der Karpfen hat einen schlechten Leumund. Zu unrecht. Sein Image muss verbessert werden, und er muss insgesamt wieder bekannter werden“, sagt Sven Helm.

Eine Möglichkeit dafür sieht er in einer Erzeugergemeinschaft der Fischwirte, die gemeinsam für den Lausitzer Karpfen stehen. Er möchte dafür die Fischer an einen Tisch bringen und gemeinsam Lösungen für die seiner Meinung nach problematische Situation der Karpfenzucht finden. „Ich könnte mir vorstellen, als Außenstehender diesen Prozess zu begleiten und unterstützen“, meint er.

Durch die Weiterbildung fühlt er sich dafür gerüstet. „Ich habe in dem Kurs viel mitgenommen, was die Kommunikation angeht, um alle Beteiligten an ihrem Punkt abzuholen und Gruppendynamiken zu verstehen“, sagt er. Aber auch Selbstreflexion sei ein wichtiges Thema gewesen, „immer wieder zu fragen: Bin ich hier der richtige Ansprechpartner für ein Thema und bringt uns das, was wir machen, wirklich weiter? Was muss ich tun, damit die Entwicklung tatsächlich nachhaltig ist?“

Volkshochschule plant weitere Angebote

Abschluss der Weiterbildung waren zwei Lernreisen zu bereits bestehenden Projekten in der Lausitz. Sven Helm hofft, dass es auch in Zukunft noch regelmäßige Treffen der Teilnehmer gibt. „Für einen gelingenden Strukturwandel müssen wir zusammenkommen, uns austauschen und gemeinsam anpacken“, meint er.

Geplant sind weitere Angebote in dieser Richtung, wie Sandra Hübner-Richter von der Volkshochschule Bautzen sagt, „auch die Weiterbildung wollen wir noch einmal anbieten, sofern wir die Finanzierung für diese Angebote sichern können.“ Die Weiterbildung ist ein Projekt der Zukunftswerkstatt Lausitz, deren Projektlaufzeit im Dezember endet.

Infos über die Weiterbildung auf der Seite der Zukunftswerkstatt Lausitz.

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