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Lindenschule Bautzen: „Es wollen alle wissen, wer hinter der Bombendrohung steckte“

Nach der Bombendrohung an der Bautzener Förderschule im Januar 2024 ist die Unsicherheit groß. Der Täter ist gefunden, doch Konsequenzen lassen auf sich warten.

Von Tim Ruben Weimer
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Gundula Rabold hat die Bombendrohung an ihrer Schule als positive Erfahrung verbucht, weil die Evakuierung gut verlief. Nun jedoch macht sich Unsicherheit breit.
Gundula Rabold hat die Bombendrohung an ihrer Schule als positive Erfahrung verbucht, weil die Evakuierung gut verlief. Nun jedoch macht sich Unsicherheit breit. © Steffen Unger

Bautzen. Am 24. Januar 2024 wurde die Bautzener Lindenschule, eine Förderschule mit Schwerpunkt geistige Entwicklung, wegen einer Bombendrohung evakuiert. Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft bestätigt: Ein Schüler steckte dahinter. Schulleiterin Gundula Rabold erklärt im Sächsische.de-Interview, wie sehr der Tag Schüler und Lehrer weiterhin beschäftigt.

Frau Rabold, was war der 24. Januar im Rückblick für ein Tag für Sie und Ihre Schule?

Es war eine positive Erfahrung für uns als Schule, denn es ist alles gutgegangen und alle Abläufe haben funktioniert. Die Eltern haben in den Medien und über die Mitteilung des Landratsamtes sofort erfahren, dass sie ihre Kinder abholen können. Kollegen fragen jetzt aber verstärkt nach, wie wir mit demjenigen verfahren, der hinter der Drohung steckte. Es ist bekannt, dass es einer unserer Schüler war, es stand für jeden lesbar in der Presse.

Wie haben Sie an dem Tag von der Bombendrohung erfahren?

Wir haben morgens auf dem Rechner nachgeschaut, welche Schüler an dem Tag fehlen. Eine Kollegin las dort eine E-Mail mit dem Betreff: "DROHUNG! TERRORANSCHLAG". Wir haben sofort den Notruf gewählt, die Polizei war umgehend da und hat das Gebäude übernommen. Wir haben alle Klassen informiert, dass sie sich auf eine Evakuierung einrichten sollen.

Schulleiterin Gundula Rabold vor dem Eingang der Lindenschule
Schulleiterin Gundula Rabold vor dem Eingang der Lindenschule © Steffen Unger

Bestand da nicht auch die Gefahr, dass bei den Schülern Panik ausbricht?

Bei den Schülern eher weniger, weil sie die Abläufe von den Brandschutzübungen her kennen. Das gemeinsame Rausgehen war also kein Problem.

Die Stimmung am Evakuierungsort in der Turnhalle schien an diesem Tag trotz der Lage recht entspannt zu sein. Womit lässt sich diese Gelassenheit erklären?

Die Lehrer waren froh, dort sicher zu sein, und sie konnten diese Sicherheit auch auf die Schüler übertragen. Die Lehrer haben eine Animations-Disko gemacht und die Schüler abgelenkt, der Hort hatte Tee gekocht, das Mittagessen wurde dorthin umgeleitet. Auch ich war entspannt, weil alle Seiten mitgezogen haben. Natürlich haben manche Schüler auch geweint. Kritik gab es im Nachhinein nur, dass die Seelsorge erst recht spät vor Ort war.

Was haben Ihnen Schüler im Nachgang berichtet, wie sie diesen Tag empfunden haben?

Es wurde eigentlich fast gar nichts an uns herangetragen. Es ging an dem Tag eher um Problemchen, dass etwa das Kuscheltier oder das Handy in der evakuierten Schule zurückgelassen wurden. Die Kollegen und größeren Schüler kommen jetzt aber täglich zu mir und fragen, ob ich inzwischen weiß, wer es gewesen ist und was mit ihm passieren wird. Ich weiß nicht, was ich ihnen sagen soll. Wir wissen bislang selbst nicht, welcher Schüler es gewesen ist, der Fall liegt bei der Staatsanwaltschaft. Ich denke aber, dass er von der Schule ausgeschlossen gehört.

Gibt es Hinweise über einen möglichen Kontext der Tat?

Das wissen wir nicht und wollen auch keine vermuteten Zusammenhänge herstellen.

Wie haben Sie diesen Tag in den Wochen danach zusammen mit den Schülern aufgearbeitet?

Wir haben bei keinem Schüler im Nachhinein Auffälligkeiten festgestellt. Es hat auch niemand den schulpsychologischen Dienst in Anspruch genommen. Wir haben den Eltern viel Material an die Hand gegeben, an wen sie sich wenden können. Inwiefern die Lehrkräfte sich Hilfe suchen, entzieht sich meiner Kenntnis.

Der Tag nach der Bombendrohung lief dann also wieder ganz normal ab?

Wir sind früh etwas verhalten gestartet und haben erstmal beobachtet. Die Schulpsychologie und die Krisenintervention haben uns aber geraten: Bitte sofort ganz normal weitermachen. Unsere Schüler sind sehr an Strukturen gewöhnt. Es gab einige wenige Eltern, die ihr Kind am nächsten Tag nicht zur Schule gebracht haben, damit sich ihr Kind von dem Tag erholen kann.

Bombenspürhunde hatten die Lindenschule in Bautzen durchsucht, waren aber nicht fündig geworden.
Bombenspürhunde hatten die Lindenschule in Bautzen durchsucht, waren aber nicht fündig geworden. © Archivfoto: Steffen Unger

Welche Rolle spielt dieser Tag anderthalb Monate später noch unter den Schülern?

Die größeren Schüler und auch Kollegen und Externe wollen unbedingt wissen, wer dahintersteckt. Aber das zu ermitteln, ist nun Sache der Staatsanwaltschaft. Wir sollten allerdings bald reagieren und nicht zu lange mit Konsequenzen auf uns warten lassen.

Sie würden also gerne mehr in die Ermittlungen einbezogen werden?

Ja, weil der Kontext entscheidend ist: Unsere Schüler sind besonders und auf Schutz angewiesen. Ich weiß nicht, was uns in Zukunft hier erwartet. Dient der Tag im schlimmsten Fall als Anleitung zum Handeln für jemanden, der jetzt sieht, dass wir nicht reagieren? Wir wollen endlich für uns einen Abschluss finden.