Bautzen. Seit Sonntagmorgen ziehen in der Oberlausitz wieder die Osterreiter von Dorf zu Dorf. Rund 1.500 Teilnehmer werden sich nach Angaben des Bistums Dresden-Meißen bis zum Abend an den insgesamt neun Prozessionen beteiligen. Der Brauch des Osterreitens reicht in den sorbisch-katholischen Gebieten zwischen Bautzen, Kamenz und Hoyerswerda mehrere Jahrhunderte zurück und zieht Jahr für Jahr Tausende Besucher an.
Am Ostersonntag tragen die Reiter die Botschaft von der Auferstehung Christi von der Heimatkirche aus in die Nachbargemeinden. Die Wurzeln des Brauchs reichen bis in die vorchristliche Zeit zurück, als man glaubte, durch Feldumritte die jungen Saaten vor der Missgunst des Bösen schützen zu können. Die heutigen Züge sind öffentliches Bekenntnis zum christlichen Glauben - dabei dürfen nur Männer im Sattel sitzen.
Die Pferde werden aufwendig mit bestickten Bändern geschmückt, die Reiter tragen Gehrock und Zylinder. Sie führen das Kreuz, Kirchenfahnen und die Statue des Auferstandenen mit. Während der Prozessionen singen und beten sie.
Bei warmen Frühlingswetter lockten die Prozessionen in diesem Jahr erneut Tausende Besucher in die Kirchorte und an die Wegstrecke der Reiter. Weitere Höhepunkte des Osterwochenendes sind das Eierschieben auf dem Bautzener Protschenberg, das Osterblasen am Karsamstag und zahlreiche Ostermärkte in der Region.
Einen ähnlichen Hintergrund wie das Osterreiten der katholischen Sorben hat das Ostersaatreiten in Ostritz (Landkreis Görlitz). Von Ostritz aus reitet der Zug ab Sonntagmittag in einer langen Prozession zum Kloster St. Marienthal, wo den Zisterzienserinnen der Abtei und vielen Besuchern auf dem Klosterhof der Ostersegen überbracht wird. Auf dem Weg zum Kloster wird an fünf Stationen das Osterevangelium verkündet. Am Hutbergkreuz wird der verstorbenen Reiter gedacht. Seit 1993 wird der Brauch in ökumenischer Gemeinschaft gepflegt.
Wendisches Osterreiten in der Niederlausitz
Noch relativ jung ist die Tradition des Wendisches Osterreitens. Am Ostersonntag 2024 findet der Brauch im Spreewaldorf Zerkwitz bei Lübbenau zum 24. Mal statt. Ungefähr 30 Reiterinnen und Reiter nehmen an dem 30 Kilometer langen Ritt teil.
Während das Osterreiten in den sorbisch-katholischen Gemeinden der Oberlausitz nur Männern vorbehalten ist, dürfen am Wendischen Osterreiten alle Menschen teilnehmen, unabhängig von Geschlecht und Konfession. Ein weiterer Unterschied: Das Osterreiten in der Niederlausitz findet als stille Prozession ohne Gesang statt. (SZ/dpa)