Bautzen. Für viele Einheimische und Gäste in der Oberlausitz ist es der Höhepunkt des Osterfestes: Hunderte Reiter bringen am Ostersonntag die Osterbotschaft von Ort zu Ort. Während die Reiter traditionell Gehrock und Zylinder tragen, werden die Pferde mit bunt bestickten Schleifen und frischen Blumen für die Prozession geschmückt. Die sorbische Tradition, die bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht, zieht jedes Jahr Tausende Besucher an. Das sind die Strecken und Zeiten der Osterreiter 2024:
- Wo kann man die Osterreiter am besten erleben?
- Osterreiten Bautzen – Radibor
- Osterreiten Radibor – Storcha / Storcha – Radibor
- Osterreiten Panschwitz-Kuckau – Crostwitz / Crostwitz – Panschwitz-Kuckau
- Osterreiten Ralbitz – Wittichenau / Wittichenau – Ralbitz
- Osterreiten Nebelschütz – Ostro / Ostro - Nebelschütz
- Ostersaatreiter in Ostritz
- Wendisches Osterreiten im Spreewald
- Wichtige Regeln für Zuschauer beim Osterreiten
Wo kann man die Osterreiter am besten erleben?
Die sichere Variante: Wer von außerhalb anreist oder sicher planen will, steuert am besten einen der Start- und Zielorte an. Die Zeiten für den Beginn und das Ende der Prozessionen bieten dabei eine gute Orientierung. Mit Abweichungen bis zu 30 Minuten muss im Laufe des Tages aber immer gerechnet werden.
Nachteil dieser Variante: In den Start- und Zielorten versammeln sich erfahrungsgemäß die meisten Besucher, vor allem auf der Bautzener Friedensbrücke, rund um den Bautzener Dom und im Kloster Panschwitz-Kuckau ist das Gedränge groß. Wer das nicht mag, wählt besser einen der kleineren Kirchorte aus. In der Regel werden dort Parkmöglichkeiten bereits am Ortsrand ausgewiesen. Ein kleiner Fußweg sollte also eingeplant werden.
Die Genießer-Variante: Weniger Andrang herrscht außerhalb der Start- und Zielorte. Auf den kleinen gewundenen Straßen zwischen Bautzen und Kamenz sieht man die Ostereiter häufig bereits von Weitem kommen. Ein beeindruckender Anblick! Oder man wählt sich eines der kleinen Dörfer entlang der Wegstrecke als Standplatz aus.
Für diese Variante muss man sich allerdings ein wenig auskennen, also ungefähr wissen, wann die Osterreiter an welcher Stelle entlangkommen. Mit Hilfe der Abritt-Zeiten kann man das zwar einigermaßen abschätzen, mitunter braucht man aber doch ein wenig Geduld. Wer sich nicht auskennt, sollte auf diese Variante also besser verzichten: Hektisch herumirrende Fahrzeuge und wildes Parken am Straßenrand kommen nicht gut an. Außerdem legen die Reiter außerhalb der Orte auch mal eine Gesangspause ein.
Osterreiten Bautzen – Radibor
Bautzen ist eine Ausnahme unter den Osterreiter-Prozessionen. Denn normalerweise bilden jeweils zwei Kirchgemeinden ein Paar. Die Reiter brechen am Morgen in den Nachbarort auf und kehren am Nachmittag auf einem anderen Weg nach Hause zurück. Die Partnergemeinde nimmt in dieser Zeit den umgekehrten Weg, denn beide Prozessionen dürfen sich nicht begegnen.
Die Bautzener Reiter haben als einzige keine Partner-Prozession. Sie reiten ohne Gegenzug von Bautzen nach Radibor und zurück. Grund ist die wechselhafte Geschichte des Osterreitens in der Stadt: Vermutlich Ende des 18. Jahrhunderts schlief der Brauch in Bautzen ein. Erst 1928 wurde er wieder aufgenommen.
Das Verbot des Sorbischen in der Öffentlichkeit von 1937 bis 1945, der Zweite Weltkrieg und schließlich der Mangel an Pferden in der DDR sorgten in den folgenden Jahrzehnten immer wieder für lange Unterbrechungen. Erst seit 1993 reiten die Bautzener Osterreiter wieder regelmäßig nach Radibor.
Von Bautzen nach Radibor: Bautzen Kirchplatz, Friedensbrücke, Schmoler
Weg, Temritz, Kleinseidau, Kleinwelka, Cölln,
Radibor
- Start in Bautzen: 10.30 Uhr
- Ankunft in Radibor: 12.15 Uhr
Von Radibor nach Bautzen: Bornitz, Lubachau, Teichnitz, Bautzen (Seidau, Nikolaifriedhof, Dom, Kirchplatz)
- Heimritt ab Radibor: 14.45 Uhr
- Ankunft in Bautzen: 16.30 Uhr
Karte Osterreiter-Prozession Bautzen - Radibor
Osterreiten Radibor – Storcha / Storcha – Radibor
Radibor ist am Ostersonntag Bühne für ein besonderes Schauspiel. Als einziger Kirchort erlebt die kleine sorbische Gemeinde gleich drei Osterreiter-Prozessionen. Die Radiborer selbst ziehen am Vormittag nach Storcha, kurz darauf treffen die Reiter aus Bautzen in Radibor ein und am späten Mittag schließlich die Reiter aus Storcha. Am Nachmittag brechen erst die Bautzener und dann die Storchaer Reiter auf, bevor am Abend die Radiborer Prozession heimkehrt.
Hinweg von Radibor nach Storcha: Radibor, Schwarzadler, Milkwitz, Strohschütz,
Dreikretscham, Storcha
- Start in Radibor: 11.45 Uhr
- Ankunft in Storcha: 13.45 Uhr
Hinweg von Storcha nach Radibor: Storcha, Dreikretscham, Loga, Saritsch, Krinitz, Luga, Quoos, Radibor
- Start in Storcha: 12.00 Uhr
- Ankunft in Radibor: 13.45 Uhr
Rückweg von Storcha nach Radibor: Storcha, Dreikretscham, Strohschütz, Milkwitz, Schwarzadler, Radibor
- Heimritt ab Storcha: 15.30 Uhr
- Ankunft in Radibor: 17.30 Uhr
Rückweg von Radibor nach Storcha: Radibor, Schwarzadler, Milkwitz, Strohschütz, Dreikretscham, Storcha
- Heimritt ab Radibor: 15.30 Uhr
- Ankunft in Storcha: 17.30 Uhr
Karte Osterreiter-Prozession Radibor - Storcha
Osterreiten Panschwitz-Kuckau – Crostwitz / Crostwitz – Panschwitz-Kuckau
Das Kloster St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau zieht am Ostersonntag besonders viele Besucher an. Wegen der Nähe zu Dresden war der Ort bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts ein beliebtes Ausflugsziel für "Oster-Touristen". Sogar der sächsische König kam Ostern 1912 dort vorbei. Gut für Gäste, die von weiter anreisen: der Abritt am Kloster ist erst 12.45 Uhr, knapp zwei Stunden später treffen die Reiter aus dem nahen Crostwitz ein. Sie haben die kürzeste Osterreiterstrecke.
Hinweg von Panschwitz-Kuckau nach Crostwitz: Panschwitz-Kuckau (St. Marienstern) über Alte Ziegelscheune bis nach Crostwitz
- Start in Panschwitz-Kuckau: 12.45 Uhr
- Ankunft in Crostwitz: 14.15 Uhr
Hinweg von Crostwitz nach Panschwitz-Kuckau: Crostwitz, Siebitz, Schweinerden (an 13.30 Uhr, weiter ab 14.15 Uhr), Panschwitz-Kuckau (St. Marienstern)
- Start in Crostwitz: 12.15 Uhr
- Ankunft in Panschwitz-Kuckau: 14.30 Uhr
Rückweg von Crostwitz nach Panschwitz-Kuckau: Crostwitz, Siebitz, Schweinerden (an 16.30 Uhr, weiter ab 17.00 Uhr,), Panschwitz-Kuckau (St. Marienstern)
- Heimritt ab Crostwitz: 15.00 Uhr
- Ankunft in Panschwitz-Kuckau: 17.30 Uhr
Rückweg von Panschwitz-Kuckau nach Crostwitz: Panschwitz-Kuckau (St. Marienstern),Höflein, Räckelwitz, Caseritz, Crostwitz
- Heimritt ab Panschwitz-Kuckau: 14.30 Uhr
- Ankunft in Crostwitz: 17.00 Uhr
Karte Osterreiter-Prozession Crostwitz – Panschwitz-Kuckau
Karte Osterreiter-Prozession Panschwitz-Kuckau – Crostwitz
Osterreiten Ralbitz – Wittichenau / Wittichenau – Ralbitz
Der Zug der Wittichenauer Osterreiter vereint gleich mehrere Superlative: So ist er mit rund 300 Teilnehmern die größte Prozession. Zugleich sind die 23 Kilometer, welche die Reiter auf dem Hin- und Rückweg zwischen Wittichenau und Ralbitz zurücklegen, die längste Osterreiter-Strecke. Was umgekehrt auch für die Ralbitzer Reiter gilt. Erwähnt wird die Prozession zwischen beiden Orten bereits 1541, im ältesten Dokument zum Osterreiten. Eine weitere Besonderheit ist die Zweisprachigkeit: Die Teilnehmer der Wittichenauer Prozession reiten in einer deutschen und in einer sorbischen Abteilung.
Hinweg von Wittichenau nach Ralbitz: Wittichenau, Hoske, Kotten, Cunnewitz, Ralbitz
- Start in Wittichenau: 9.20 Uhr
- Ankunft in Ralbitz: 12.00 Uhr
Hinweg von Ralbitz nach Wittichenau: Ralbitz, Cunnewitz, Schönau, Sollschwitz, Saalau, Wittichenau
- Start in Ralbitz: 9.15 Uhr
- Ankunft in Wittichenau: 12.15 Uhr
Rückweg von Ralbitz nach Wittichenau: Ralbitz, Cunnewitz, Schönau, Sollschwitz, Saalau, Wittichenau
- Heimritt ab Ralbitz: 15.00 Uhr
- Ankunft in Wittichenau: 18.00 Uhr
Rückweg von Wittichenau nach Ralbitz: Wittichenau, Hoske, Kotten, Cunnewitz, Ralbitz
- Heimritt ab Wittichenau: 15.15 Uhr
- Ankunft in Ralbitz: 18.00 Uhr
Karte Osterreiter-Prozession Wittichenau - Ralbitz
Osterreiten Nebelschütz – Ostro / Ostro - Nebelschütz
Nebelschütz und Ostro sind die kleinsten sorbisch-katholischen Kirchgemeinden. Auch dort hat das Osterreiten eine lange Tradition. Ein Bericht des Nebelschützer Pfarrers über die Wiedereinführung des Osterreitens im Jahr 1679 gilt als älteste ausführliche Darstellung des sorbisch-katholischen Brauchs. Eine Besonderheit der Kirchgemeinde Ostro ist der Flurumritt. Vor dem eigentlichen Osterritt findet ein Saatreiten am frühen Morgen statt, bei dem Segen für die Felder erbeten wird.
Hinweg von Nebelschütz nach Ostro: Nebelschütz, Wendischbaselitz, Miltitz, Jauer, Ostro
- Start in Nebelschütz: 12.00 Uhr
- Ankunft in Ostro: 14.00 Uhr
Hinweg von Ostro nach Nebelschütz: Ostro, Jauer, Miltitz, Nebelschütz
- Start in Ostro: 12.00 Uhr
- Ankunft in nebelschütz: 14.00 Uhr
Rückweg von Ostro nach Nebelschütz: Ostro, Jauer, Miltitz, Nebelschütz
- Heimritt ab Ostro: 15.30 Uhr
- Ankunft in Nebelschütz: 17.00 Uhr
Rückweg von Nebelschütz nach Ostro: Nebelschütz, Wendischbaselitz, Miltitz, Jauer, Ostro
- Heimritt ab Nebelschütz: 15.30 Uhr
- Ankunft in Ostro: 17.30 Uhr
Karte Osterreiter-Prozession Ostro – Nebelschütz
Ostersaatreiter in Ostritz
Einen ähnlichen Hintergrund wie das Osterreiten hat das Ostersaatreiten in Ostritz (Landkreis Görlitz). Von Ostritz aus reitet der Zug in einer langen Prozession zum Kloster St. Marienthal, wo den Zisterzienserinnen der Abtei und vielen Besuchern auf dem Klosterhof der Ostersegen überbracht wird. Auf dem Weg zum Kloster wird an fünf Stationen das Osterevangelium verkündet. Am Hutbergkreuz wird der verstorbenen Reiter gedacht.
Seit 1993 wird der Brauch in ökumenischer Gemeinschaft gepflegt. Etwa achtzig Männer werden zu der Prozession erwartet. Von den Osterreitern in der sorbischen Lausitz unterscheidet sich der Ritt in Ostritz dadurch, dass neben dem Verkünden der Osterbotschaft die Bitte um gutes Wachstum der Saat auf den Feldern und um Gottes Hilfe für Mensch und Natur im Vordergrund steht.
Ablauf Saatreiten in Ostritz: Die Prozession startet um 13 Uhr an der katholischen Kirche (Markt) in Ostritz, Ankunft auf dem Klosterhof in St. Marienthal ist gegen 13.45 Uhr. Um 16 Uhr werden die Reiter in Ostritz zurückerwartet.
Wendisches Osterreiten im Spreewald
Noch relativ jung ist die Tradition des Wendisches Osterreitens. 2024 findet der Brauch im Spreewaldorf Zerkwitz bei Lübbenau zum 24. Mal statt. Ungefähr 30 Reiterinnen und Reiter werden zu dem 30 Kilometer langen Ritt erwartet. Während das Osterreiten in den sorbisch-katholischen Gemeinden der Oberlausitz nur Männern vorbehalten ist, dürfen am Wendischen Osterreiten alle Menschen teilnehmen, unabhängig von Geschlecht und Konfession. Ein weiterer Unterschied: Das Osterreiten in der Niederlausitz findet als stille Prozession ohne Gesang statt.
Die Route der Wendischen Osterreiterprozession:
- 9.00 Uhr, Ostergottesdienst Zerkwitz
- 10.00 Uhr, Abritt an der Kirche
- 10:30 Uhr, Klein Beuchow
- 10:50 Uhr, Groß Beuchow
- 11:30 Uhr , Klein Radden
- 12:20 Uhr, Ragow
- 13:30 Uhr, Krimnitz
- 14:00 Uhr, Zerkwitz
Wichtige Regeln für Zuschauer beim Osterreiten
Die Bautzener Osterreiter haben einige Regeln zusammengestellt, damit die Prozessionen für Reiter und Zuschauer sicher stattfinden können.
- Einhalten der Verkehrsregeln, Parken auf ausgewiesen Parkplätzen möglichst außerhalb der Bautzener Innenstadt
- Alles vermeiden, was die Pferde erschrecken kann.
- Kinder sollten an die Hand genommen werden.
- Generell sollten Zuschauer nicht zu dicht an die Tiere herangehen.
- Besondere Vorsicht ist während des Sammelns der Osterreiter geboten, die Pferde können etwas tänzeln. Gleiches gilt, wenn die Prozession zum Stehen kommt.
- Zuschauer mit Hunden werden um besondere Vorsicht gebeten
- Keine Drohnen über oder in der Nähe der Prozessionen, die Geräusche können die Pferde erschrecken.