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Wie ein Garten zur Demut erzieht

Sächsische.de zeigt die schönsten Gärten im Kreis Bautzen. Heute: Olaf Haase lernt hinter seinem Haus in Bautzen ständig dazu - und tut das nicht nur für sich.

Von David Berndt
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Zur Blütezeit erfreut sich Olaf Haase besonders an seiner Tellerhortensie. Der Garten hinter seinem Bautzener Stadthaus bietet aber noch viel mehr - und das Handbuch „Was blüht im Garten?“ liegt immer griffbereit.
Zur Blütezeit erfreut sich Olaf Haase besonders an seiner Tellerhortensie. Der Garten hinter seinem Bautzener Stadthaus bietet aber noch viel mehr - und das Handbuch „Was blüht im Garten?“ liegt immer griffbereit. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Der Garten hinter seinem Haus hat Olaf Haase viel beigebracht. Der gelernte Gärtner hat über die Jahre erkannt, dass hier nicht alles so geht, wie er sich das vorstellt. „Der Garten erzieht zur Demut. Ich habe versucht, Ziersalbei mit blauen Blüten anzupflanzen. Der will lockeren und steinigen Boden, aber den kann ich ihm nicht bieten. So etwas muss man akzeptieren“, erklärt er beim Rundgang mit Sächsische.de zwischen den Hinterhäusern am Bautzener Nordostring.

2011 hat Olaf Haase begonnen, den Garten anzulegen. „Das hing mit dem Anbau des Wintergartens zusammen. Mein mittlerweile verstorbener Partner und ich wollten daraus auf etwas Schönes gucken.“ Zehn Jahre später gibt es einiges zu sehen. Die rechteckige Fläche erstreckt sich nach hinten und wirkt durch ihre Unterteilungen größer als sie ist, führt Olaf Haase aus. „Vorn ist der Garten offen, weil es hier mehr Licht gibt.“

Hier steht ein Ginkgo, der sehr licht wächst. Schräg dahinter eine Sauerkirsche sowie ein wildes Beet. Im ersten Drittel führen Pfade mit großen Pflastersteinen durch den Garten. Das linke Beet sei das erste gewesen. Entlang der linken Grundstücksgrenze zieht Olaf Haase Spalierobst, neben Äpfeln auch seine bevorzugte Birnensorte „Clapps Liebling“.

Eine Bühne für verschiedene Blüten

Nicht alle Pflanzen kann er beim Namen nennen. „Ich bin kein Botaniker“, sagt Olaf Haase ehrlich. Das Handbuch „Was blüht im Garten?“ liegt griffbereit. Während der Lehre sei er in Botanik nicht gut genug gewesen, weil es ein Lernfach war. „Meine Stärken waren Gestaltung, die Zierpflanzenkunde, Pflanzenpräsentation und deren Vermarktung.“ Schon als kleiner Junge sei er mit der Gießkanne durch den Garten gerannt und habe, vielleicht auch durch das Vorbild seiner Eltern, Unkraut gezogen.

Olaf Haase ordnet seinen Garten bewusst an, entwirft ihn aber nicht am Reißbrett, wie er sagt. „Ich schaue beim Pflanzen nach den Lichtverhältnissen und danach, was welche Pflanze verträgt. Mittlerweile habe ich diese Erkenntnis und lasse die Pflanzen einfach wachsen.“ Im zweiten Drittel beginnt Wiese. Hier dominiert jetzt zur Blütezeit die prächtige Tellerhortensie. Am rechten Grundstücksrand dahinter wächst eine Großblattfunkie in Wadenhöhe. Sie würde im Vorgarten eingehen, weil es dort zu sonnig ist. Hier im Schatten unter dem Ahornbaum hat sie den geeigneten Platz.

Olaf Haase kombiniert verschiedene Blatt- und Blütenformen oder Blühzeiten. „Hinter dem Knöterich wächst der Zwergflieder. Das ist wie auf der Bühne. Einer hat gesungen, und dann tritt der nächste auf. So versuche ich, das zu arrangieren, auch verschiedene Blattformen miteinander zu kombinieren wie zum Beispiel den Farn mit der Großblattfunkie.“

Dass man den Ständer des Sonnenschirms nicht auf den ersten Blick erkennt, hat Olaf Haase bewusst arrangiert - und drumherum Margeriten und Ochsenzungen gepflanzt.
Dass man den Ständer des Sonnenschirms nicht auf den ersten Blick erkennt, hat Olaf Haase bewusst arrangiert - und drumherum Margeriten und Ochsenzungen gepflanzt. © SZ/Uwe Soeder

Gegenüber der Tellerhortensie steht ein Sonnenschirm, darunter ein runder Tisch mit drei Klappstühlen. Um den Schirmständer möglichst zu verdecken, hat Olaf Haase drumherum Margeriten und Ochsenzungen gepflanzt. Das sieht nicht nur schöner aus, sondern lockt auch Hummeln an.

„Ich versuche hier, eine kleine Oase zu schaffen für mich, für die Vögel, für die Insekten und dem etwas entgegenzusetzen, was in meinem Umfeld passiert, wo immer mehr Flächen versiegelt werden.“

Seit etwa sechs Jahren ist der Garten fertig, wobei das so auch nicht stimmt, sagt sein Besitzer. „Es ist alles im Fluss. Ich weiß nicht, ob der Garten in zehn Jahren noch so aussieht.“ Anregung für Pflanzen oder Arrangements bekomme Olaf Haase durch andere Gärten, Bilder oder Filme. „Ich muss in dem Raum sein, das erspüren, erfühlen, und dann kommen die Ideen. Für den Vorgarten habe ich vier Jahre gebraucht, bis er in meinem Kopf fertig war.“ Der sei zwar wild, aber dafür sehr insektenfreundlich. Hier gibt es Säulenobst, Aprikose an der Hauswand und einen Mispelbaum.

Disteln vor und Sonnenblumen im Hochbeet: Die hat Olaf Haase zwar dort nicht gepflanzt, lässt sie aber aus gutem Grund trotzdem stehen.
Disteln vor und Sonnenblumen im Hochbeet: Die hat Olaf Haase zwar dort nicht gepflanzt, lässt sie aber aus gutem Grund trotzdem stehen. © SZ/Uwe Soeder

Viele Sachen hätten sich in seinem Garten selbst entwickelt, und da wolle Olaf Haase nicht eingreifen. „Die Sonnenblumen im Hochbeet sind von allein gekommen. Klar kann man sich fragen, was Sonnenblumen dort zu suchen haben, aber ich lasse es so und freue mich, wenn sie blühen.“ Dahinter schließt sich das letzte Drittel, eine kleine Lichtung, an, zur Linken abgetrennt durch über zwei Meter hohes Schilf. „Das habe ich geschenkt bekommen und schneide es im Herbst nur oben etwas zurück. Es leuchtet dann gelb im Winter.“ Erst im Frühjahr werde das Schilf komplett zurückgeschnitten, vorher könnte der Frost es schädigen.

Die Schaukel vor dem Schilf ist ein beliebter Platz bei Olaf Haases „Kulturgarten“, wenn hier an einigen Sommerwochenenden Lesungen, Hörspiel- oder Filmabende stattfinden.
Die Schaukel vor dem Schilf ist ein beliebter Platz bei Olaf Haases „Kulturgarten“, wenn hier an einigen Sommerwochenenden Lesungen, Hörspiel- oder Filmabende stattfinden. © SZ/Uwe Soeder

Auf der anderen Schilfseite steht eine eiserne Hollywoodschaukel, die Olaf Haases Bruder gebaut hat. Sie bietet einen hervorragenden Platz für den „Kulturgarten“, wenn an einigen Sommerwochenenden Lesungen, Hörspiel- oder Filmabende stattfinden. 15 bis 25 Freunde, Bekannte und Nachbarn haben hier Platz. Aber nicht nur die etwa drei mal zwei Meter große Leinwand bietet Sehenswertes und Spannung. „Die Pflanze unterhalb ist wichtig als Nahrungsquelle für Schmetterlingsraupen.“ Nur wie sie heißt, fällt Olaf Haase gerade nicht ein, aber das ist ja auch nicht so wichtig.

Einige Tage nach dem Gespräch mit Sächsische.de meldet sich Olaf Haase nochmal. Der Name der Pflanze hätte ihn noch beschäftigt. „Ich habe nachgeschaut. Es ist die wohlriechende Weißwurz.“ Allein bei dem Namen dürften Raupen Appetit bekommen.