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Ärger über Zug-Verspätungen zwischen Dresden und der Oberlausitz

Bis zu zwei Stunden für eine Zugfahrt von Dresden nach Bautzen: Eine Baustelle sorgt derzeit für erhebliche Verspätungen. Dabei wäre das Chaos vermeidbar gewesen.

Von Tim Ruben Weimer
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Ärger bei Pendlern: Derzeit fährt die S8 nach Kamenz nur abschnittsweise und auch nur im Stundentakt. Und bei den Trilex-Zügen zwischen Dresden und der Oberlausitz häufen sich die Verspätungen.
Ärger bei Pendlern: Derzeit fährt die S8 nach Kamenz nur abschnittsweise und auch nur im Stundentakt. Und bei den Trilex-Zügen zwischen Dresden und der Oberlausitz häufen sich die Verspätungen. © René Meinig

Bautzen. Eine Baustelle der Deutschen Bahn führt momentan erneut zu Verspätungen und Frust auf den Strecken von Dresden in die Oberlausitz und nach Kamenz. Kaum war der wegen Brückenbauarbeiten in Wilthen den gesamten Sommer dauernde Baustellenfahrplan der Länderbahn beendet, startete am Dienstag, dem 12. September 2023, die nächste Baustelle der Deutschen Bahn, und zwar zwischen Dresden-Klotzsche und Radeberg. Die Deutsche Bahn führt dort Arbeiten an den Bahnschwellen durch.

Kaum ein Trilex fährt derzeit ohne Verspätung

Derzeit haben die Züge von Dresden nach Görlitz und Zittau regelmäßig zwischen zehn und 25 Minuten Verspätung, weil sie zwischen Dresden-Klotzsche und Radeberg zum Teil nur mit verringerter Geschwindigkeit fahren können und zudem durch die vorübergehende Eingleisigkeit auf entgegenkommende Züge warten müssen. Wer besonders viel Pech hat und den Anschlusszug in Bischofswerda verpasst, braucht für die Strecke von Dresden nach Bautzen mit der Regionalbahn statt 50 Minuten fast zwei Stunden.

"Wir hatten eingefordert, dass die Trilex-Züge mit oberster Priorität durch das Nadelöhr geleitet werden, um das fragile Betriebskonzept einigermaßen aufrechterhalten zu können", so Länderbahn-Sprecherin Katerina Hagen. "Tatsächlich ist es aber so, dass der Trilex häufig angewiesen wird zu warten und zuerst andere Linien wie die S2 oder die RB33 durchgeleitet werden." Besonders ärgerlich sei es, wenn in der Hauptverkehrszeit erst Güterzüge durchgeleitet würden, während der Trilex mit fast 450 Fahrgästen warten muss.

Nach Kamenz nur noch im Stundentakt und mit Bus

Auch in Richtung Kamenz bereitet die Baustelle einige Umstände. Die S8, die auch zu baustellenfreien Zeiten häufig verspätet ist oder ausfällt, fährt momentan nur abschnittsweise, nämlich nur zwischen Kamenz und Radeberg sowie zwischen Dresden-Klotzsche und Dresden Hauptbahnhof - und das auch nur im Stundentakt statt wie gewohnt im Halbstundentakt. Am Freitag, dem 15. September, ab 14 Uhr und am Sonnabend, 16. September, ganztägig fährt die Bahn von Kamenz sogar nur bis Arnsdorf. Für die Strecke dazwischen sind die Fahrgäste auf den Schienenersatzverkehr angewiesen - oder sie erwischen einen der verspäteten Trilex-Züge.

Der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) registriere dadurch allerdings nicht mehr Beschwerden, sagt Sprecher Christian Schlemper. "Die Fahrgäste haben sich informiert und weichen auf die anderen Züge aus", sagt er. "Trotzdem brauchen sie natürlich länger." Ärgerlich sei vor allem die extrem kurzfristige Baustellenankündigung der Deutschen Bahn. Gerade einmal fünf Tage vor Beginn hatte die DB darüber informiert.

"Es ist ein Chaos, das vermeidbar gewesen wäre", sagt Länderbahn-Sprecherin Katerina Hagen. Bei langfristigerer Ankündigung wäre ein Baustellenfahrplan erstellt worden, der den Fahrgästen Planungssicherheit gegeben hätte. "So müssen wir die Planung nun unseren Fahrgästen überlassen." Auch in den Online-Auskünften der DB können die Fahrgäste nur zuschauen, wie sich die Verspätung ihres Zuges anhäuft.

Deutsche Bahn gibt Fehler bei Baustellenplanung zu

Die Deutsche Bahn gesteht ihren Fehler ein. "Es wurde versehentlich von einer schichtweisen Sperrung in den Nachtzeiten statt einer durchgängigen Sperrung ausgegangen", teilt eine Bahn-Sprecherin mit. "Durch die Feinplanung des Fahrplans ist der bedauerliche Fehler erst fünf Tage vor Beginn der Baumaßnahme aufgefallen. Wir haben die Verkehrsunternehmen umgehend informiert."

Laut VVO-Sprecher Schlemper handele es sich um einen Einzelfall, andere Baumaßnahmen würden in der Regel rechtzeitig angekündigt. Die nächste beginnt bereits am Sonntag, dem 17. September. Bis zum 27. Oktober erneuern Bautrupps Gleise und Weichen im Bereich des Bautzener Bahnhofs. Das führe zwar zu Lärmbelästigungen, habe aber keine Auswirkungen auf den Fahrplan, so die DB.

Die Länderbahn hatte schon Anfang August Kritik an der Deutschen Bahn geübt, weil die Bahn eine turnusmäßige Überprüfung der Strecke zwischen Zittau und Ebersbach versäumt hatte und die Trilex-Züge dadurch nur noch 60 statt 100 Kilometer pro Stunde fahren durften.

Die Bahn kündigt an, bei künftigen ähnlichen Baumaßnahmen ein internes Prüfungsverfahren einzurichten. Mittelfristig solle zudem ein neues IT-Verfahren angewendet werden, mit dem dann eine derzeit noch manuell zu bedienende Schnittstelle zwischen Bauplanung und Baufahrplan beseitigt werde. Für Fahrgäste bleibt derzeit nur die Hoffnung: Am Donnerstag, dem 21. September, ist das Bahnchaos erstmal wieder vorbei.